Arbeitgeber-Funktionär fordert längere Lebensarbeitszeit in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. 400.000 zusätzliche Arbeitskräfte werden in Deutschland Prognosen zufolge zukünftig pro Jahr gebraucht: Eine Zahl, die nicht nur Arbeitgeber beängstigt. &bdquo;Umdenken. Ärmel hochkrempeln. Und loslegen“, empfiehlt Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Auf Einladung des Wirtschaftsclubs stellte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete aus Minden und parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium rund 70 geladenen Gästen im Wasserschloss Ovelgönne sein Konzept für einen Neuanfang des Geschäftsmodells Deutschland vor. Das Kernstück: Anreize schaffen, mit denen es sich wieder lohnt zu arbeiten. Mit dem Schlagwort &bdquo;Mehr Bock auf Arbeit“ hatte Kampeter bereits in der Vergangenheit dafür geworben, die Arbeitsbedingungen zu verändern. &bdquo;Ganz objektiv befinden wir uns in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation.“ Deutschland sei in der Vergangenheit stets produktiver und innovativer als viele Wettbewerber gewesen. So habe sich das Land eine hohe Wertschöpfung gesichert. Deutschland, der gefesselte Riese Inzwischen seien aber die &bdquo;Wettbewerbsvorteile Innovation und Produktivität“ verloren. &bdquo;Wir liegen jetzt in den Statistiken eher hinten“, beschreibt der Volkswirt die Situation. Kampeter findet dafür ein symbolträchtiges Bild, indem er Deutschland mit einem gefesselten Riesen vergleicht, der am Boden liegt. &bdquo;Der steht nur auf, wenn wir die Zwirne lösen“, sagt der Christdemokrat. Lesen Sie auch: Herbstbelebung am Arbeitsmarkt in Minden-Lübbecke bleibt aus Ein Baustein dieser Talfahrt ist Kampeter zufolge die Rente ab 63: &bdquo;Auch in diesem Jahr werden wieder mehr als 250.000 Menschen vorzeitig in die abschlagsfreie Frührente gehen. Dadurch verlieren wir viele hochqualifizierte Leistungsträger in den Betrieben. Das ist zu teuer“, gibt der Hauptgeschäftsführer des BDA zu bedenken. Und mehr noch: &bdquo;Durch die staatliche Fürsorge, durch Rettungsprogramme, Doppel-Wumms und verschiedene Formen der staatlichen Abfederung haben wir verlernt, dass Geld auch erwirtschaftet werden muss“. Eine andere Stelle, an der es seiner Meinung nach hakt, ist die Betreuungssituation der Kinder. &bdquo;Da müssen wir nachlegen. Auch, weil die höchste Armutsgefährdung bei alleinerziehenden Frauen liegt“, skizziert Steffen Kampeter ein weiteres Problemfeld. Und moniert dabei &bdquo;die dramatisch nachlassende Qualität der Ergebnisse im Bildungswesen“. Rente ab wann? Kampeter legt sich nicht fest Aber wie löst man den Zwirn des gefesselten Riesen? Im Austausch mit dem gelernten Journalisten Stefan Schelp, der vermutlich vielen noch aus seiner Zeit als Lokalchef der Neuen Westfälischen bekannt ist, liefert Steffen Kampeter sein Rettungsprogramm: Das europäische Arbeitszeitgesetz 1:1 übernehmen. Die Lebensarbeitszeit verlängern. Das Arbeitsvolumen steigern. Die Frühverrentung abschaffen. Ein Abspecken der Sozialleistungen und dadurch für Arbeitnehmer mehr Netto vom Brutto. Eine Qualitätssicherung in der Bildung. Eine verlässliche Betreuung der Kinder. Und weniger Bürokratie. Was er konkret meint, wenn er von längeren Arbeitszeiten und von mehr Netto vom Brutto spricht, möchte Unternehmer Frank Kögel in der anschließenden Diskussion wissen. Und fragt: &bdquo;Wie viel ist denn viel? Wenn wir das konkretisiert wird, bekommt der Ansatz auch mehr Gesicht“. Festlegen möchte sich der Hauptgeschäftsführer des BDA da nicht. &bdquo;Wenn ich sage, bis 70 arbeiten, dann trete ich eine Debatte los“, antwortet Steffen Kampeter. Und: &bdquo;Wichtiger ist mir, für das Prinzip zu werben und in einen Austausch über die Problemanalyse zu kommen.“

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