Auch im Alter braucht es Mut: Neues Buch einer Bad Oeynhausener Autorin

Bad Oeynhausen. Ehemann Martin lieferte eines Abends die Steilvorlage für die neue Komödie von Carla Berling. &bdquo;Ich geh’ Zähneputzen - soll ich deine gleich mitnehmen?“, rief er aus dem Badezimmer - und spielte damit auf die neue Beißschiene der Autorin an. Doch Carla Berling wäre nicht Carla Berling, wenn sie in dem Moment nicht gleich ein neues Buch vor Augen gehabt hätte. &bdquo;Martin ist meine Muse“, sagt die 64-Jährige, die am Donnerstagabend zur Lesung in die alte Heimat zurückkehrte. 150 Gäste waren gekommen, sich in der Rehmer Kirche Auszüge aus &bdquo;Glück für Wiedereinsteiger“ anzuhören. Die Kooperation von Heimatverein und Emmaus-Kirchengemeinde funktionierte wieder einmal. Die Stullen waren geschmiert, das Licht gedimmt, die Autorin zusammen mit ihrer alten Freundin und Organisatorin Eveline Taut in Hochstimmung. Und es waren dieses Mal nicht nur altbekannte Berling-Fuchs-Fans unter den Zuhörern, sondern auch Neulinge. Bereits am Mittwoch war Carla Berling, gebürtige Bad Oeynhausenerin, aus ihrer neuen Heimat Köln angereist. &bdquo;Ich habe viele Leute getroffen, Freundinnen gesehen, die ich teilweise 60 Jahre kenne.“ Und dabei ist ihr eines aufgefallen: &bdquo;In Ostwestfalen sagt man nicht Hallo, sondern ’Hör ma’, weißte wer auch tot ist?’“ In diesem Stil setzte sich der Abend fort, Berling plauderte über ihre Bad Oeynhausen Krimis, die aufgrund der zu geringen Reichweite nicht mehr aufgelegt werden, machte Werbung für die Minna-Führung in Minden, die zur Familientrilogie ausgearbeitet wurde und erzählt, wie die Idee zum aktuellen Buch entstand. &bdquo;Ich habe mir von einem Buch, das gut gelaufen ist, Zähne gekauft. Und dann passte oben nicht mehr zum Unten und ich brauchte eine Beißschiene.“ Also war sein Satz der Einstieg von &bdquo;Glück für Wiedereinsteiger“. Wo sind Leidenschaft und Träume? Im Mittelpunkt der Komödie stehen Thea und Ronny, beide 59, drei Töchter und kurz vor dem 40. Hochzeitstag. &bdquo;Sie sind beide geborene Schmidts, kommen aus demselbem Ortsteil, selbe Schule, selbe Klasse“, erklärt Berling die Protagonisten. Die Hochzeit, die sie laut Schwiegervater als gefüllte Braut erlebte, liegt fast vier Jahrzehnte zurück. Grund für eine Party. Eine Mottoparty &bdquo;Come au cinema“ ist angedacht. Für Thea der Zeitpunkt für Gedanken, die sich andere vermutlich erst mit 70 oder noch später machen. Ihre Freunde bereiten sich aufs Alter vor, reden übers Sterben oder über Kreuzfahrten statt Altenheim. Und Thea? Die überlegt, ob das alles war. Was ist aus Leidenschaft und Abenteuer geworden? Jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind und endlich mal Zeit für die eigenen Träume ist? Es wird Zeit, die Reißleine zu ziehen. Also verkünden die beiden auf der Party zu ihrem Hochzeitstag vor versammelter Mannschaft, dass sie ab jetzt getrennte Wege gehen. Die frisch gebackenen Singles sind bestens vorbereitet. Doch dann kommt alles anders als gedacht. Als Felicitas Fuchs hat sich Carla Berling - die in Bad Oeynhausen noch als Peggy Wehmeier bekannt ist - mit ihrer Familientrilogie &bdquo;Minna“, Hanne“ und Romy“ einen Namen in der Szene der historischen Romane gemacht. &bdquo;Das Familienbuch war Drama, das hat mich emotional stark mitgenommen“, schildert Berling. &bdquo;Danach brauchte ich was Leichtes.“ Und das hat sie mit &bdquo;Glück für Wiedereinsteiger“ geschaffen. Trotzdem wählte Berling Themen aus dem Leben um sie herum: &bdquo;Wir machen uns schon Gedanken, wie wir das Alter verbringen und auch bei unseren Freunden ist das ein großes Thema.“ Da seien von Tiny Haus über Leben auf dem Kreuzfahrtschiff oder auswandern alles dabei. &bdquo;Eine Weltreise, also 115 Tage auf dem Schiff, ist billiger als das Pflegeheim“, hat Berling ausgerechnet. Es ist ein Buch für die Leichtigkeit, mit hängendem Kniefleisch, Hypochondern, Zahnlosen oder auch Sexsüchtigen. &bdquo;Manchmal werden dir Dinge erzählt, die kannst du dir nicht ausdenken“, ist Berling überzeugt. Und so fehlen auch keine Affären, Blow Jobs oder verbrannte Klamotten des Ex’. Am Ende bleibt nur FKK - Fernsehen, Kochen, Krankheiten. Und die Feststellung von Theas Freundin: &bdquo;Männer werden schnell schäbbig im Alter.“ Unterm Strich sollen die Leser eines lernen: &bdquo;Die Angst vor Veränderungen ist schlimmer als die Veränderung selbst“, gab Berling ihren Gästen mit auf den Weg. Die Zuhörer in der Kirche jedenfalls sind begeistert und stehen Schlange, um sich auch das neue Werk signieren zu lassen.

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