Ökologie am Wasser

Für dieses Projekt müssen in Bad Oeynhausen 13.500 Kubikmeter Boden bewegt werden

Das Dehmer Gewässer mit problematischer Wasserqualität wird an den Flusslauf angeschlossen. Davon sollen beide profitieren. Das Projekt wird vom Bund gefördert. Am Mittwoch haben die Bauarbeiten begonnen.

Spatenstich an der Weser: Eckhard Nolting (v. l.), Lars Bökenkroger, Sebastian Glandorf, Bauleiter Ralf Bülter, Nicole Brandorff, Dominik Blome und Lisa-Marie Wachramejew beim Baustart zur Anbindung des Lohbuschteichs an den Fluss. | © Jörg Stuke

Jörg Stuke
07.10.2024 | 07.10.2024, 15:20

Bad Oeynhausen. Gemeinsam sollen sie stärker sein. Der Lohbuschteich in Dehme und die Weser sollen in den kommenden Wochen eine innige Verbindung eingehen. Am Mittwoch haben die Arbeiten begonnen, um den Teich an den Fluss anzuschließen. Das Projekt ist an der Oberweser einzigartig und wird wesentlich vom Bund finanziert.

Mit einem beherzten Griff der Baggerschaufel ins grüne Gras der Weseraue starteten die Bauarbeiten. In den kommenden Monaten sollen hier 13.500 Kubikmeter Boden bewegt und umgeschichtet werden. Denn auf der Wiese, die bislang noch Weser und Lohbuschteich trennt, sollen zwei Verbindungskanäle ausgehoben werden.

Am Ostende des Teiches entsteht eine bis zu fünf Meter tiefe Rinne, die künftig für eine stete Verbindung zwischen Teich und Fluss sorgen sollen. Etwa in der Mitte des Teiches soll eine zweite Rinne ausgebaggert werden, die nur bei besonders hohen Pegelständen der Weser Wasser führen soll. Etwa 50 Tage im Jahr, so schätzt Eckhard Nolting, Biologe und Projektleiter bei der Stadtverwaltung, soll diese Verbindung mit Wasser gefüllt sein. „Dann strömt die Weser durch den Lohbuschteich“, so beschreibt er das Ziel.

Am Anfang stand eine ungeliebte Straßenplanung

Zugewuchert, verschlammt und sauerstoffarm - so sieht der Lohbuschteich aktuell aus. - © Jörg Stuke
Zugewuchert, verschlammt und sauerstoffarm - so sieht der Lohbuschteich aktuell aus. | © Jörg Stuke

Eckhard Nolting erinnerte beim Baustart daran, wie die Idee zu diesem Projekt überhaupt entstanden ist. Anfang 2016 hatte das Bundesverkehrsministerium Pläne für einen Neubau der B61 zwischen der Dehmer Spange und dem Weserauentunnel in Porta Westfalica veröffentlicht. Eine Begründung für diese angedachte Trassenführung sei gewesen, dass hier in der Weseraue ja nichts ökologisch Wertvolles im Wege stehe. Daraus entstand die Idee, die Dehmer Weseraue aufzuwerten. Und dabei geriet der Lohbuschteich in den Blick.

Denn der kann eine Aufwertung offensichtlich gut vertragen. Umzingelt von Büschen und hohen Pappeln, die mit ihrem Laub schon für eine dicke Schlammschicht im Teich gesorgt haben, steht das Gewässer im Sommer immer kurz vorm Umkippen. Dann ist der Teich extrem sauerstoffarm. „Erst im September gab es hier wieder ein großes Fischsterben“, erinnerte Nolting. Das alles soll sich mit der Anbindung an die Weser ändern.

Auch die Weser soll von der Verbindung profitieren. „Vor allem die großen karpfenartigen Fische finden bei Hochwasser kaum Rückzugsmöglichkeiten in der Weser“, erläuterte der Biologe. Solche Rückzugsorte und auch Winterquartiere sollen die Fische künftig im Lohbuschteich finden.

Startschuss für Verbindung fiel schon 2016

Und auch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) will ihren Beitrag zur Revitalisierung der Weser leisten. „Wir werden die Steinschüttungen am Ufer auf rund 300 Metern Länge und drei Buhnen zurückbauen“, erläuterte WSV-Projektleiter Sebastian Glandorf. Dadurch solle das Gewässer wieder mehr Eigendynamik entwickeln und die Ufer könnten wieder Raum bieten zur Ansiedlung der typischen Vegetation - Weide, Rohrkolben oder Schwanenblume zum Beispiel.

Das Projekt habe einen recht langen Anlauf gebraucht, räumte Nolting ein. 2016 fiel der Beschluss dazu im Umweltausschuss, 2018 begannen die Planungen. Die lange Planung liege zum einen an den vielen Beteiligten. Zum Beispiel seien sehr aufwändige und komplexe Abstimmungen notwendig gewesen, um mögliche Auswirkungen der Baumaßnahme auf die Fahrrinne für die Weserschifffahrt zu klären. „Es ist aber auch das einzige vergleichbare Projekt an der Oberweser, also zwischen Hannoversch-Münden und Porta“, sagte Nolting. „Und weil wir Vorreiter sind, war anfangs gar nicht klar, wer überhaupt Genehmigungsbehörde ist. Man hat sich schließlich auf die Bezirksregierung geeinigt.“

„Auch wenn es ein bisschen länger gedauert hat: Das ist ein schönes Kooperationsprojekt“, sagte Bürgermeister Lars Bökenkröger. Ein Projekt, bei dem die Renaturierung und die ökologische Aufwertung der Gewässer und der Flussaue hohe Priorität haben. „Und ein Projekt, bei dem wir als Stadt zwar Träger sind, aber andere bezahlen“, sagte Bökenkröger mit sichtlicher Freude.

Neuer Natur-Erlebnispfad an der Weser geben

Für die Erdarbeiten und die Abfuhr - etwa 5.500 Kubikmeter des Bodenaushubs werden auf Feldern in der Umgebung ausgebracht - rechnet Eckhard Nolting mit Kosten von 350.000 Euro. Weitere 150.000 Euro sind für die Umsetzung des Pflege- und Entwicklungsplanes angesetzt. Samt aller Nebenkosten geht Nolting von 600.000 Euro aus. Gefördert wird das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz aus dem Programm „Blaues Band Deutschland“ und mit Mitteln vom Land NRW beim Grunderwerb. Dadurch bleibe für die Stadt Bad Oeynhausen nur noch ein Eigenanteil von 30.000 bis 40.000 Euro, so rechnet Nolting.

Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten zur Anbindung des Lohbuschteiches an die Weser abgeschlossen sein, bis zum Ende des ersten Quartals 2025 soll der Pflegeplan umgesetzt sein. Aktuell in der Planung sei noch ein Natur-Erlebnispfad mit Infotafeln an Weser und Lohbuschteich, berichtete Eckhard Nolting. Denn nicht nur Tiere und Pflanzen, auch die Menschen sollen vom Projekt etwas haben. „Aber wir wollen die Menschen leiten, damit sie hier nicht wild durch die Büsche brechen“, sagte Nolting. Der Naturpfad soll bis Ende Mai 2025 fertig sein, so der Zeitplan.