Bad Oeynhausen kündigt Vertrag mit Landestheater - Welche Konsequenzen hat das?

Bad Oeynhausen. Die Kurstadt will ihre Anteile am Landestheater Detmold loswerden. Das geht aus einer Sitzungsvorlage für den Finanzausschuss des Stadtrates hervor. Wegen steigender Jahresbeiträge hat die Gesellschafterversammlung einstimmig &bdquo;aufgrund der finanziellen Gesamtsituation der Stadt“ die Beteiligung &bdquo;zur Diskussion gestellt“, heißt es in der Vorlage. Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer hat demnach bereits im Juni die Kündigung zum nächstmöglichen Termin ausgesprochen. Die Kündigungsfrist beträgt 24 Monate, die Entscheidung fällt jedoch der Stadtrat. Für das Staatsbad bedeutet die Miteigentümerschaft am Landestheater jährliche Kosten von zuletzt 50.895 Euro Gesellschafterbeitrag. Dieser Beitrag wird künftig kräftig steigen, auch weil die Theaterleute tariflich mehr Geld bekommen. Als Mitgesellschafterin bekommt das Staatsbad allerdings auch Rabatte auf die Produktionen des Landestheaters. Beate Krämer hat bislang pro Saison fünf Erwachsenenstücke und ein Kinderstück, das fünfmal aufgeführt wird, fürs Theater im Park beim Landestheater eingekauft. Das soll auch künftig so bleiben, heißt es in den Sitzungsunterlagen. In diesem Jahr hat das Staatsbad insgesamt 55 Gastspiele im Programm. Das Landestheater besorgt also bloß ein Fünftel des Programms. Wenn die Rabatte fürs Landestheater wegfallen, rechnet Krämer künftig mit zusätzlichen Kosten von etwa 20.000 Euro jährlich. Demgegenüber stellt die Staatsbad-Geschäftsführerin jährliche Einsparungen der Gesellschafterbeiträge von rund 60.000 Euro. Theaterprogramm in jetziger Qualität und Quantität soll erhalten werden Unterm Strich bliebe der Staatsbad GmbH künftig also &bdquo;ein frei werdendes Budget“ von 40.000 Euro jährlich. Davon könnten &bdquo;steigende Kosten im Theaterbereich bei Gagen, Nebenkosten und Personal“ aufgefangen werden. Darüber hinaus würde der Ausstieg dem Staatsbad &bdquo;ermöglichen, das Theaterprogramm in der jetzigen Qualität und Quantität auch in den nächsten Jahren beizubehalten“, heißt es in der Vorlage. Das Landestheater Detmold gilt als größte Reisebühne Europas, etwa die Hälfte seiner Veranstaltungen finden außerhalb von Detmold statt. Das Theater bietet neben Schauspiel auch Oper, Ballett und junges Theater. Das Staatsbad Bad Oeynhausen hat kein eigenes Ensemble, aber eine Spielstätte, das Theater im Park. Die Kurstadt ist seit 1990 Mitglied des Vereins Landestheater Detmold. 2006 ist aus dem Verein die Landestheater Detmold GmbH entstanden, an der die Stadt Bad Oeynhausen Anteile in Höhe von 15.000 Euro erworben hat, wie fast alle Gesellschafter aber bloß die Hälfte ihrer Anteile als Stammkapital hinterlegt hat. Das Landestheater braucht Geld. Es hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von rund 900.000 Euro eingefahren und wird nach Auskunft des kaufmännischen Geschäftsführers und Verwaltungsdirektors Stefan Dörr auch das laufende Geschäftsjahr mit einem deutlichen Verlust abschließen. Bislang wurden diese Verluste mit Rückstellungen ausgeglichen. Dörr: &bdquo;Das können wir nur eine kurze Zeit.“ Dieses Jahr wurden die Gesellschafter deshalb aufgefordert, die zweite Hälfte ihrer ausstehenden Stammeinlage zu zahlen, um die Liquidität des Landestheaters zu sichern. Das Landestheater bedauert die Kündigung Für Bad Oeynhausen bedeutete das eine einmalige Zahlung von 7.500 Euro. Das Staatsbad ist einer der kleinen Gesellschafter, größter Anteilseigner ist der Kreis Lippe, der fast die Hälfte der Anteile hält, gefolgt von der Stadt Detmold, dem Landesverband Lippe und der Stadt Paderborn. Kleinste Gesellschafterin ist der Verein zur Förderung des Landestheaters Detmold. Die Gesellschafter des Landestheaters müssen in den kommenden Jahren höhere Personalkosten schultern, weil auch die Theaterleute nach den jüngsten Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst deutlich mehr Lohn und Gehalt bekommen. Das Land NRW hat bereits angekündigt, seinen Zuschuss fürs Landestheater aufzustocken. Die Gesellschafter sollen im Gegenzug ihre Jahresbeiträge erhöhen: In den nächsten zwei Spielzeiten um jeweils 8,5 Prozent und den folgenden zwei Jahren um jeweils drei Prozent. Für Bad Oeynhausen bedeutet das in der Spielzeit 2027/28 einen Jahresbeitrag von 63.563 Euro. Demgegenüber stehen laut Verwaltungsvorlage für den Finanzausschuss Rabatte von insgesamt 15.800 Euro für die gebuchten Produktionen des Landestheaters. Stefan Dörr, der Geschäftsführer des Landestheaters Detmold, bedauert den Ausstieg des Staatsbades. Das Landestheater könne das verkraften. &bdquo;Wir würden es aber gerne sehen, wenn das Staatsbad bleibt.“ Er könne die finanzielle Lage der Kommunen verstehen, so Dörr. Das Kulturgeschäft in der Kurstadt kennt er aus eigener Erfahrung. Dörr war von 2004 bis 2010 selbst Geschäftsführer der Staatsbad GmbH in Bad Oeynhausen. Verwaltung: Theaterbesucher können auch nach Detmold reisen Stimmt der Stadtrat dem Ausstieg zu, können die übrigen Gesellschafter die Bad Oeynhausener Anteile übernehmen oder sie fallen zurück an die Gesellschaft. Stefan Dörr korrigiert gegenüber der NW einen Fehler in der Sitzungsvorlage: Das Landestheater habe nicht 380, sondern nur 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die prozentuale Steigerung der Jahresbeiträge sei aber richtig dargestellt. Krämer habe vor der Sommerpause den Ausstieg erklärt. Die Diskussion dazu sei schwierig gewesen, so Dörr: &bdquo;Das kam schon überraschend.“ Offenbar hat es nach dieser Ankündigung Krämers auch keinerlei Verhandlungen beispielsweise über zusätzliche Leistungen des Landestheaters für das Staatsbad gegeben. Die Staatsbad GmbH holt bisher relativ wenige Detmolder Produktionen in die Kurstadt. In der Verwaltungsvorlage gibt es dazu diese Begründung: &bdquo;Durch die Mobilität der Theaterbesucher bietet sich ein direkter Besuch des Landestheaters in Detmold auch aus Bad Oeynhausen bei Bedarf an.“ Der Finanzausschuss trifft sich am Dienstag, 3. September, 18 Uhr, im großen Sitzungssaal des Rathauses, Ostkorso 8.

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