Bad Oeynhausener Parkinson-Patienten machen Gehirnjogging per App

Bad Oeynhausen. Die Diagnose &bdquo;Morbus Parkinson“ ist ein Schock. Das wissen Petra V., Siegfried C. und Günter H. aus eigener Erfahrung nur zu gut. Die drei, die ihre Nachnamen nicht in der Presse lesen möchten, leben seit neun bis 15 Jahren mit der Erkrankung - mit unterschiedlicher Symptomatik. Bewegungsstörungen, Zittern, Steifheit und kognitive Störungen bestimmen zunehmend ihr Leben. &bdquo;Jeder Erkrankte hat seinen eigenen Parkinson“, betont der Bad Oeynhausener Siegfried C.. Und weil der Weg zur richtigen Diagnose mitunter weit und immer belastend ist, die Therapien und das Leben mit der Erkrankung herausfordernd sind, haben sie vor zehn Jahren den Parkinson-Stammtisch Bad Oeynhausen und Umgebung begründet. &bdquo;Wir haben bewusst den Begriff Stammtisch gewählt, denn Selbsthilfegruppe hört sich gleich nach Krankheit an“, sagt Siegfrid C.. Am Anfang bestand die Gruppe aus sechs Mitgliedern. &bdquo;Wir haben zusammen etwas gegessen, getrunken und uns ganz privat ausgetauscht“, erzählt Siegfried C.. Zuerst traf sich der Stammtisch im Hotel Hahnenkamp. Seit der Insolvenz des Hotels sind die Treffen an jedem ersten Donnerstag im Monat im Restaurant &bdquo;Rondinella“ in Gohfeld. Mittlerweile hat der Stammtisch 56 Mitglieder, die aus Bad Oeynhausen, Minden, Herford und Hiddenhausen kommen. Sechs Patienten haben den Stammtisch vor zehn Jahren gegründet Der Stammtisch sei für die Mitglieder und ihre Angehörigen zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Es sei wichtig, dass Parkinson-Patienten trotz der Einschränkungen ihre sozialen Kontakte aufrechterhalten. Neben dem geselligen Austausch laden die Organisatoren des Stammtisches auch immer wieder Experten wie Neurologen, Therapeutinnen und Therapeuten, Pflegeberater, Ernährungsberaterinnen oder Fahrlehrer ein. Denn die Behandlung der Krankheit, die nicht heilbar ist, sollte auf mehreren Säulen beruhen. Zum einen die medikamentöse Therapie mit Tabletten, die exakt nach einem Zeitplan eingenommen werden müssen. Hinzu kommen Physio-, Logo- und Ergotherapie. “Die Tabletten können die Symptome aber nur unterdrücken“, weiß Petra V.. Wie alltagstauglich ist das Gehirnjogging per App? Ein weiterer Ansatz, um den sich die Stammtischmitglieder sehr bemühen, ist die nicht-medikamentöse Therapie für den möglichst langen Erhalt kognitiver Fähigkeiten. Dafür haben sie bereits vor fünf Jahren an einer Studie der Universität Köln teilgenommen. Und aktuell sind vier Mitglieder an einer weiterführenden Studie der Uni beteiligt, in der es darum geht, herauszufinden, ob ein digitales kognitives Training - das sogenannte &bdquo;Gehirnjogging“ am Computer - die geistige Leistungsfähigkeit von Menschen mit Parkinson-Krankheit stärken kann und sich gut in den Alltag einbinden lässt. Ein erstes von drei Treffen mit den vier Probanden aus Bad Oeynhausen und Umgehung hat es schon im Mehrgenerationenhaus gegeben. &bdquo;Es geht darum herauszufinden, welche Effekte ein tägliches digitales Gehirn-Training bei Patienten im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium hat“, erklärt die Psychologin Paulina Olgemöller, die die Studie wissenschaftlichen begleitet. Und gleichzeitig würden die Patientinnen und Patienten gefragt, wie gut sich das digitale Training in den Alltag integrieren lasse. Geleitet wird die Studie von der Professorin und Gerontologin Elke Kalbe. In das Trainingsprogramm kommen die Teilnehmer über eine App. Trainingsprogramm und App wurden an der Klinik für Medizinische Psychologie - Neuropsychologie und Gender Studies der Universität Köln in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen &bdquo;ProLog“ entwickelt. Die App ist frei zugänglich &bdquo;Aktuell haben wir 96 Studienteilnehmer, wir hoffen, dass wir auf 140 kommen“, erzählt Paulina Olgemöller. Die Studienteilnehmer sind nach dem Zufallsprinzip aufgeteilt auf zwei Gruppen, eine Trainingsgruppe und eine Wartegruppe. Drei Monate lang müssen die Teilnehmer der Trainingsgruppe zu Hause täglich etwas eine halbe Stunde lang neuropsychologische Aufgaben lösen. &bdquo;Das sind Aufgaben aus den Bereichen Sprache, Gedächtnis, Aufnahmefähigkeit, Planung“, gibt Paulina Olgemöller Beispiele. Nach drei Monaten werden die Fähigkeiten der Teilnehmer beider Gruppen verglichen. &bdquo;Danach dürfen die Patienten der Wartegruppe aber auch mit der App trainieren.“ Die Studie soll im Sommer 2025 abgeschlossen sein. &bdquo;Wir hoffen, dass wir Ende 2025 unsere Ergebnisse präsentieren können“, sagt Paulina Olgemöller. Sollte das digitale Gehirn-Jogging mit der App den gewünschten Effekt bringen und für Patienten gut im Alltag zu meistern sein, dann könnte sie vielen Menschen helfen. Denn das digitale Trainingsprogramm wurde für Menschen mit kognitiven Einschränkungen entwickelt, also für Patienten mit Parkinson, Alzheimer, Long Covid oder Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Die App ist unter https://start-headapp.helferservices.net/ frei zugänglich. Informationen zum Parkinson-Stammtisch Bad Oeynhausen und Umgebung (PaSta BO) gibt es unter www.pastabo.eu

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