Bad Oeynhausen. Wie gut, dass Verkehrsverstöße in Deutschland verjähren. Nach über 60 Jahren ist davon mit Sicherheit auszugehen. So konnte Aribert Dekens als eines der ältesten Mitglieder des Bad Oeynhausener Kanuvereins unbesorgt von den Anfängen des Regattasportes in Werste berichten, als der Kanuverein Bad Oeynhausen am Samstag am Kanutenweg seinen 100. Geburtstag feierte.
„Wir waren ja schon zu Anfang immer sehr luxuriös mit unseren Booten unterwegs. Während andere Vereine umständlich ihre Boote mit dem Fahrrad zum Bahnhof bringen mussten, um von dort dann nach Hameln zu kommen, hatten wir es in Werste schon wesentlich besser“, so berichtete Dekens. Sein Vereinskollege und Unterstützer Horst Kottmeyer habe über einen Opel Blitz verfügt. Dort wurden die Boote eingeladen. „Und damit wir schneller unterwegs sein konnten, sind wir einfach mit dem kleinen LKW über die alte Werrebrücke am Vereinsheim gefahren. Das interessierte damals in den späten 50er Jahren keinen Menschen. Genauso wenig, wie die nach hinten über die Ladefläche hinausragenden Boote.“
Beim Hochwasser gingen Haus und Boote baden
Das war nur eine der viele Anekdoten, die am Samstag auf dem Vereinsgelände des Bad Oeynhausener Kanuvereins zum Besten gegeben wurden. Überhaupt gab es viel zu erzählen. Das wohl als eins der schönsten Vereinsheime in Bad Oeynhausen direkt an der Werre gelegene Domizil zeichnet sich in seiner 100-jährigen Geschichte durch viele Höhen und Tiefen aus. Nach dem Krieg beschlagnahmte zunächst die britische Besatzungsmacht das Bootshaus. Nachdem es die Briten wieder freigegeben hatten, benötigte man es dann zur Unterbringung von Vertriebenen.

Anschließend mussten die Vereinsmitglieder hilflos mit ansehen, wie ihr Clubhaus 1956 ein Opfer des Hochwassers wurde. Dabei ging nicht nur das alte hölzerne Vereinsheim am neuen Sielwehr sprichwörtlich baden, auch alle Boote gingen verloren. Aber davon lässt man sich als begeisterter Kanute nicht aus der Fassung bringen. Bereits 1957 konnte das neue Bootshaus am jetzigen Standort am Kanutenweg wieder eingeweiht werden und der Vereinssport kam wieder ins Laufen.
Überhaupt scheinen die Kanuten ihrem Sport sehr lange und sehr intensiv nachzuhängen. „Ein gutes wettbewerbsfähiges Boot kostete schon in den 1960er Jahren fast 1.000 Mark. Bei einem Monatsverdienst von 300 Mark war das für uns damals kein Pappenstiel“, so berichtet Aribert Dekens, der auch heute noch mit seinen 81 Jahren regelmäßig ins Boot steigt.
Deutscher Vizemeister verzichtet auf Olympia
Überaus sportlich erfolgreich waren dann die 70er Jahre. 1973 gelang der Mannschaft um Hansjürgen Poggemöller, Hans-Joachim Stallmeier und Walter Junggebauer die Westdeutsche Meisterschaft im Kanuslalom. Und 1975 wurde Walter Junggebauer sogar Deutscher Vizemeister. Eigentlich hätte er sich damit sogar für die Olympischen Spiele 1976 in Montreal qualifiziert. „Ich hätte aber wegen ein paar Ausscheidungswettkämpfen nach Augsburg umziehen müssen. Dort befindet sich das Leistungszentrum für den Kanusport. Mit 18 Jahren musste ich aber auch meinen beruflichen Werdegang im Auge behalten und habe deswegen verzichtet. Unser Sport ist nämlich als Randsportart wenig kommerziell. Davon leben kann man nicht“, erläutert Walter Junggebauer seine damalige Entscheidung.
So hat sich auch der Kanu-Verein Bad Oeynhausen vom Gedanken des Leistungssports ein wenig verabschiedet. „Bei uns steht das Kanuwandern und der Familiensport mittlerweile im Mittelpunkt. Aber wir merken, dass wir durch die interessanten Wettkämpfe im Kanusport wie zum Beispiel beim Kanu-Cross mittlerweile wieder etwas mehr Zuspruch erfahren. Auch das Stand-Up-Paddling kann man bei uns betreiben“, ergänzt der erste Vorsitzende Hans Joachim Stallmeier.
Irgendwann lief die italienische Nacht aus dem Ruder
Mit Wehmut blicken die Kanuten auf 20 Jahre „Italienische Nacht“ am Vereinsheim zurück. „Das war zu Beginn eine tolle und beliebte Veranstaltung. Immerhin waren bis zu 7.000 Besucher hier bei uns zu Gast. Aber es lief leider aus dem Ruder“, weiß Hans Dieter Junggebauer zu berichten. Selbst mit Hilfe der TG Werste und der Freiwilligen Feuerwehr sei eine Fortsetzung nicht mehr vertretbar gewesen. „Es waren einfach zu viele Leute hier, die sich nicht benehmen konnten. Und als dann eine ganze Hundertschaft Polizei für Ruhe sorgen musste, haben wir uns 2005 schweren Herzens entschlossen, die Veranstaltung nicht mehr fortzuführen“, sagt das Vorstandsmitglied.

Damit ist vielleicht auch zu verstehen, dass die Feier zu dem 100-jährigen Bestehen mit 120 geladenen Gästen ausgerichtet wurde. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Skiffle Band „Teddys Skiffle Mafia“, die sich etwas ganz Besonderes ausgedacht hatte. Ganz tief aus der Repertoirekiste wurden die Schlager ab 1924 ausgegraben.
Die befreundeten Vereine aus Bielefeld, Celle und Bremen konnten so mit den Vereinsmitgliedern des Kanu-Vereins Bad Oeynhausen an dem schön gelegenen Vereinsheim Bad Oeynhausens ungestört die wechselhafte Geschichte bis in die Morgenstunden feiern.