Wenn das Haus bebt: Bad Oeynhausener Familie lebt mit umgestürztem Baum

Bad Oeynhausen. Noch hält er sich. Allerdings stützt sich der mehrere Tonnen schwere Rest eines Baumstammes lediglich auf einen dünnen Ast. Und das direkt an Familie Brinkmanns Terrasse. Es war einen Tag vor Heiligabend, als es plötzlich knallte. Aus dem angrenzenden Siel-Park war am Ufer des Kokturkanals ein dicker Baum umgestürzt - direkt auf das Dach des Einfamilienhauses an der Brunnenstraße. Dach und Photovoltaikanlage sind hin, der Zaun an der Terrasse platt gedrückt. Seitdem warten Tom Brinkmann und seine Frau darauf, dass Stadt, Stadtwerke oder das Staatsbad den Rest des Baumes entfernen. Doch die Mühlen der Kurstadt mahlen langsam. Und auch für die Schäden und die dadurch entstandenen Kosten fühlt sich offenbar niemand verantwortlich. Familie Brinkmann-Clasberg wohnt eigentlich ganz idyllisch. Abseits der Kanalstraße grenzt das Haus direkt an den Siel-Park und den Kokturkanal. Von der Terrasse und aus dem Wohnzimmerfenster gleitet der Blick ins Grüne. Bäume, wohin das Auge blickt. Einer von ihnen allerdings hängt nahezu waagerecht in der Luft, gehalten lediglich noch von zartem Wurzelwerk auf der Ostseite des kleinen Baches und von einem zirka 25 Zentimeter dicken Ast auf der Westseite - nicht mal einen halben Meter neben den Terrassenplatten. &bdquo;Der ist am 23. Dezember plötzlich auf unser Haus gekracht“, erinnert sich Tom Brinkmann-Clasberg. Ohne Vorwarnung, ohne Sturm. &bdquo;Das Haus hat gebebt“, berichtet er. Brinkmanns riefen die Feuerwehr, die kam - und rückte wieder ab. Dafür sei man nicht zuständig, erfuhr die Familie, die daraufhin den Notdienst der Stadtwerke anrief. &bdquo;Die Frau am Telefon war super und sehr bemüht.“ Ihr sei es schließlich gelungen, erneut die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk anrücken zu lassen. &bdquo;Die haben sich dann widerwillig der Sache angenommen“, berichtet Brinkmann seine Wahrnehmung. Die Einsatztruppe sägte die Krone, die auf dem Dach lag, ab. Der Rest blieb liegen - oder vielmehr hängen. Woche für Woche verstreicht - der Baum bleibt &bdquo;Am 11. Januar haben wir eine Mail von den Stadtwerken bekommen, dass Ende des Monats der Rest beseitigt wird“, sagt das Ehepaar. Im Februar dann kam die Mail, dass die Beseitigung in der elften Kalenderwoche (KW) geschehe. Inzwischen läuft laut Kalender gerade die 20. KW. Weitere Infos hat die Familie seit der letzten Mail nicht bekommen. &bdquo;Warum dauert das solange? Wenige Meter weiter im Siel liegen Berge an frisch geschlagenen Bäumen“, hat Tom Brinkmann-Clasberg beobachtet. &bdquo;Das wäre doch ein Abwasch gewesen.“ Stattdessen leben Brinkmanns und ihre beiden Kinder (8 und 9 Jahre) mit der lebensgefährlichen Situation. Gerade jetzt, mit den wärmer werdenden Tagen, ist der Garten der Aufenthaltsort der Familie. &bdquo;Für unsere Kinder ist dieser Bereich erstmal tabu.“ Denn Brinkmanns trauen dem Ast, den sie Stockmann getauft haben und der einen tonnenschweren Baum trägt, nicht. &bdquo;Die Feuerwehr hat den Rest des Baumes auf 20 Tonnen geschätzt“, erinnert sich Brinkmann. Der Baum, einer von vielen, die seit Jahrzehnten im Siel-Park stehen. Und die einmal jährlich von der Baumpflegerin kontrolliert werden. Wann genau die letzte Kontrolle war, dazu können die Stadtwerke derzeit keine Auskunft geben. Aber: &bdquo;Jeder einzelne Baum wird überprüft“, erklärt Julia Hinkelmann, Pressesprecherin der Stadtwerke. Letztere haben vom Eigenbetrieb Staatsbad Pflege und Unterhaltung sowie die Verkehrssicherungspflicht des Siels übertragen bekommen. Das sei, so betont der Pressesprecher der Stadt, Volker Müller-Ulrich, in der Satzung festgelegt. &bdquo;Das wird zwar dem Eigenbetrieb in Rechnung gestellt, aber die Verantwortung tragen die Stadtwerke.“ Die erste grobe Kostenschätzung liegt bei 20.000 Euro Davon haben Brinkmann-Clasbergs bisher noch nicht viel gemerkt. Das Dach ist auf großer Fläche beschädigt, die Dachrinne hängt daneben und an der Hauswand lehnen die ersten der zerstörten Solarmodule. Die Familie hat derweil Dachdecker und Solarfachmann für einen ersten Kostenvoranschlag und grobe Reparaturen vor Ort gehabt. Tom Brinkmann: &bdquo;20.000 Euro ist die grobe Schätzung.“ Grob deshalb, weil derzeit noch niemand sagen kann, was mit der Unterkonstruktion des Daches ist. &bdquo;Das wird sich zeigen, wenn die Arbeiter loslegen.“ Kosten, die vermutlich Brinkmanns Versicherung tragen wird. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass wir darauf sitzen bleiben.“ Denn Nachfragen bei Stadt, Staatsbad und Stadtwerken hätten genau das gezeigt: &bdquo;Die Aussage war, unsere Versicherung könne ja Regressansprüche stellen“, berichtet Tom Brinkmann. Seine Versicherung wird die Kosten tragen - Brinkmann dafür aber deutlich höher stufen. &bdquo;Wir hatten zu allem Unglück kurz vorher auch noch einen Wasserschaden im Haus. Weshalb wir jetzt, mit diesem Schaden, rund 200 Euro im Monat mehr zahlen sollen.“ Auf Nachfrage der NW versichert Stadtwerke-Sprecherin Julia Hinkelmann, dass der Baum in der zweiten Maihälfte abgefahren werde. &bdquo;Die Reste des umgestürzten Baumes sollten ursprünglich aus dem Wasser gezogen werden, dies konnte aber nicht durchgeführt werden, da dabei sowohl die Böschung bei den Anwohnerinnen und Anwohnern der Brunnenstraße als auch auf der anderen Seite am Kokturkanal stark beschädigt worden wäre“, erklärt sie die Verzögerung. Auch eine Beseitigung mit einem Fällkran sei geprüft worden: &bdquo;Die war aufgrund der beengten Verhältnisse und des umliegenden Baumbestandes aber ebenfalls nicht möglich“, so Hinkelmann. &bdquo;Nach erneuter Prüfung der Situation wird jetzt ein Drittunternehmen in der zweiten Maihälfte den Baum mit einer Seilwinde aufrichten und dann vorsichtig beseitigen.“ Die Kosten für diese Arbeiten tragen laut Julia Hinkelmann die Stadtwerke Bad Oeynhausen. &bdquo;Zu weiteren Kostenfragen können wir keine Angaben machen“, erklärt die Stadtwerke-Sprecherin. Die Unterlagen lägen alle bei der Versicherung, die Klärung stehe noch aus.

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