Medizinischer Fortschritt

Am Herz und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen werden Herzen demnächst dreidimensional behandelt

In bestimmten Operationen kommt schon heute Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Die verschafft Ärzten teils völlig neue Möglichkeiten in der Behandlung.

Europa-Premiere: Diese Bildmontage zeigt, wie Oberarzt Kai Peter Friedrichs mit holografischer Medizintechnik am HDZ NRW arbeitet. Das Hologramm des Herzens, das er durch das Gerät
(Holoscope) erkennen kann, ist hier vergrößert dargestellt. Klinikdirektor Volker Rudolph (l. oben) und das Team im Herzkatheterlabor begleiten den Eingriff. | © HDZ NRW

20.03.2024 | 20.03.2024, 12:00

Bad Oeynhausen. Die Erstellung von Hologrammen zur Unterstützung der medizinisch-klinischen Entscheidungsfindung und Therapie wird seit über zwei Jahrzehnten in der Fachwelt diskutiert. Die Technologie ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass der Arzt das originalgetreue Abbild des zeitgleich schlagenden Herzens seines Patienten in der Handdrehen, von allen Seiten betrachten oder mit den Fingerspitzen Abstände messen kann.

Erstmals in Europa ist dies jetzt am Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) zur Wirklichkeit geworden. „Was ein bisschen an Science fiction erinnert, könnte vielleicht schon in naher Zukunft Katheterinterventionen zur Therapie struktureller Herzerkrankungen revolutionieren“, heißt es in einer Mitteilung des HDZ.

Einblicke in die Zukunft KI-basierter Kathetereingriffe am Herzen hat Volker Rudolph, Direktor der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie und Angiologie am HDZ, jüngst einem Fachpubkikum präsentiert.

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Künstliche Intelligenz im OP

Im Film ist das Team der interventionellen Kardiologie bei seiner Arbeit im Herzkatheterlabor zu sehen. Zum Standard während minimalinvasiver Eingriffe an der Herzklappe oder den Herzwänden zählen unter anderem auf Monitoren dargestellte Bildrekonstruktionen des Herzens, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt werden und künftig die Planung der Kathetereingriffe weiter verbessern sollen.

Ganz anders ist die Darstellung mit dem in Europa bisher „einmaligen Holografie-System, das jetzt in Bad Oeynhausen zusätzlich zum Monitorbild eingesetzt werden kann“, so eine Mitteilung des Krankenhauses. Denn dieses erlaubt dem Arzt erstmals, das Herz des vor ihm liegenden Patienten mit all seinen anatomischen Besonderheiten als dreidimensionales Echtzeit-Hologramm während des Eingriffs in Augenhöhe und greifbarer Nähe vor sich schwebend zu erleben.

Schnell fasziniert von den Möglichkeiten

Er kann es nicht nur von allen Seiten viel genauer und besser als bisher betrachten, sondern das Original-Abbild des Patientenherzens auch mit der Fingerspitze im Raum drehen, vergrößern, hineinsehen, es ausmessen oder Teilbereiche zur detaillierten Darstellung heranzoomen.

„Wir waren erst skeptisch, dann aber schnell fasziniert von den Möglichkeiten“, berichtet Rudolph. „Es handelt sich ja keineswegs um eine optische Täuschung, sondern um eine hochauflösende, dynamische 3D-Projektion im freien Raum, live generiert aus unseren volumetrischen Patientendaten.“

Die Hologramme werden jeweils aus Ultraschalldaten generiert, die während des Eingriffs durch die Speiseröhre von Herzklappen und Vorkammern aufgenommen werden. Mit dieser sogenannten transösophagealen Echokardiographie (TEE, auch: Schluckecho) lassen sich Herzklappenfehler, kleinste Blutgerinnsel und mögliche Auflagerungen exakt darstellen und lokalisieren.