Diese zwei Gaststätten in der Bad Oeynhausener Innenstadt schließen

Bad Oeynhausen. Noch am Silvesterabend hat Radica Vanku den Schlüssel in der Eingangstür zum &bdquo;Westfälischen Hof“ umgedreht. Für immer. Das Hotel und Restaurant an der Herforder Straße 16 macht zu. Mit ihrer Familie hat die 59-jährige Mutter und Großmutter zum Jahresende noch einmal im Restaurant zusammen gesessen. Eine krachende Party gab’s nicht. Das wollte die Hotelchefin nicht. Dafür, erzählt Radica Vanku, stecke zu viel Herzblut in dem Betrieb. Und das ist nicht die einzige Veränderung in der Gastronomie auf der kulinarischen Meile der Kurstadt. Auch die &bdquo;Feurige Bratwurst“ an der Herforder Straße 26 schließt für immer. Jörg Petersmeyer hat bereits seit acht Wochen geschlossen. &bdquo;Aus gesundheitlichen Gründen“, sagt er in einem Telefongespräch. 40 Jahre hat der Gastronom seine Gaststätte betrieben. Auch während der Coronakrise hat er den Laden offen gehalten. Nun geht es nicht mehr weiter. Die Gaststätte &bdquo;Der Koch“ gleich nebenan an der Herforder Straße 26 dagegen bleibt offen. &bdquo;Ich mache auf jeden Fall weiter“, sagt Klaus Brandscheidt. Seit einigen Tagen geistere das Gerücht durch die Stadt, dass er schließen würde. Doch das stimmt nicht. &bdquo;Ich gebe nur keine Gutscheine mehr raus“, sagt Brandscheidt. Seinen Betrieb hat er allerdings deutlich verschlankt. Das gesamte Hotel-Mobiliar muss raus Zurück zum &bdquo;Westfälischen Hof“. Seit Neujahr wird das Hotel und Restaurant ausgeräumt. Bis Ende Februar muss das Gebäude an der Ecke zur Wiesenstraße, unweit der Johanniter Ordenshäuser, vom Keller bis ins Obergeschoss bis auf die nackten Wände leer sein. &bdquo;Alles, was Sie an Einrichtung sehen“, sagt Vanku, &bdquo;haben wir geschaffen.“ Also muss mit dem Ende des Pachtvertrags auch alles raus. Die Inneneinrichtung wird verkauft. &bdquo;Wer sich dafür interessiert, kann vorbei kommen“, sagt Vanku. Zwischen 10 und 17 Uhr sei eigentlich immer jemand da. Einen Nachfolger gibt’s nicht. Was aus der Immobilie wird, weiß die langjährige Hotelchefin auch nicht. Radica Vanku konzentriert sich auf ihre Zukunft als Gastronomin. Die 59-Jährige will kürzer treten. Vor acht Jahren hat sie das Gohfelder &bdquo;Kartoffelhaus“ gekauft. Das liegt 2,6 Kilometer weiter westlich auf dem Gohfelder Wittel, an der Koblenzer Straße 183. Doch ihr Herz hängt am &bdquo;Westfälischen Hof“ und Bad Oeynhausen. &bdquo;Hier bin ich aufgewachsen“, sagt Radica Vanku. Im Alter von acht Jahren ist sie mit ihren Eltern aus Serbien nach Bad Oeynhausen gekommen, hat in der Grundschule Altstadt Deutsch gelernt und bis vor wenigen Jahren auch in der Kurstadt gewohnt. Inzwischen lebt sie in Gohfeld. Das Hotel kennt sie in- und auswendig. Sie hat hier als Servicekraft angefangen. Der damalige Pächter, also ihr Chef, erzählt sie, habe die Einrichtung jedoch nicht gut geführt. Der damalige Eigentümer habe sie angesprochen, den Betrieb zu übernehmen. Und vor 20 Jahren wagte Radica Vanku den Sprung in die Selbstständigkeit. &bdquo;Die letzten fünf Jahre haben keinen Spaß gemacht“ Angefangen hat Radica Vanku im Sommer 2004 noch mit einem Cafébetrieb. Damals seien noch große Kaffeegesellschaften zu Gast gewesen. Kaffee und Kuchen gibt’s allerdings inzwischen auch in jeder Bäckereifiliale. Vanku passte ihr Geschäftsmodell an und konzentrierte sich seit 2007 auf den Restaurantbetrieb. Nun steht die nächste Veränderung an. Fünf Festangestellte und acht Minijobber haben in dem Hotel zuletzt gearbeitet. Alle habe sie wieder in Lohn und Brot vermittelt, betont Vanku. Überall in der Gastronomie werden Mitarbeiter händeringend gesucht. Das berichtet auch &bdquo;Der Koch“ Klaus Brandscheidt. Er verzichtet allerdings auf Personal. Mit seiner Frau Patarawan schmeißt er den Laden allein. Radica Vanku hat in den vergangenen Jahren auf ihre Tochter Andrijana gesetzt, die im Hintergrund die Hotelbuchungen und die Bücher geführt hat. Eigentlich wollte sie sich schon früher verändern. 2019 hat Radica Vanku aber mit dem alten, inzwischen verstorbenen Eigentümer der Immobilie einen letzten Mietvertrag geschlossen, der nun ausläuft. Ein Fehler, glaubt sie rückblickend: &bdquo;Die letzten fünf Jahre haben keinen Spaß mehr gemacht. Und irgendwann muss man sich trennen.“ Die Coronakrise und die steigenden Energiekosten waren letztlich nur ein Ausstiegsbeschleuniger für Radica Vanku. Die Mehrwertsteuer ist es nicht. Klaus Brandscheidt erinnert an teure Trennscheiben, die er während der Coronakrise als Spuckschutz zwischen den Tischen seiner Gäste anschaffen musste, die nun überflüssig sind. Brandscheidt zuckt mit den Achseln: &bdquo;Wer weiß, wofür es gut ist.“ Während des Gespräches schaut er kurz nach dem Grünkohl, den er schon mal für den Abend angesetzt hat. Mittags kommen immer weniger Gäste, hat er beobachtet und seine Öffnungszeiten angepasst. Montags, dienstags und mittwochs ist geschlossen. Das spare auch Strom und Gas. Die Gerüchte um Stahls Imbiss sind falsch Früher, erzählt Brandscheidt, habe er über 50 Stunden in der Woche in seinem Lokal gestanden und für späte Gäste auch noch ein Schnitzel in die Pfanne gehauen. Seit Corona hat er seine Arbeitszeit deutlich verringert und ein Wohnmobil gekauft. Mit seiner Frau fährt er damit los, sobald der letzte Gast am Sonntag gegangen ist. &bdquo;Das Leben“, sagt der 62-jährige Koch, &bdquo;besteht nicht nur aus Arbeit. Ich mache mich nicht mehr kaputt.“ In dem Gerücht über die Schließungswelle in der Kurstadt-Gastronomie wird auch immer wieder der Kult-Imbiss &bdquo;Stahls Imbiss“ an der Mindener Straße, Ecke Steinstraße, genannt. Jörg Zander, der Ehemann der Inhaberin, kennt das Gerücht und widerspricht. &bdquo;Blödsinn, wir schließen nicht.“ Neulich, erzählt Zander, habe seine Frau sogar den Anruf einer Interessentin bekommen, die das Geschäft übernehmen wollte und die bereits die gleiche Auskunft bekam. Die hartnäckige Anruferin wollte sich damit nicht zufriedengeben. &bdquo;Setzten sie mich auf die Warteliste, wenn sie schließen“, soll sie gesagt haben. Zander schüttelt den Kopf: &bdquo;Welche Warteliste?“ Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial &bdquo;Lifestyle, Gastro, Shopping“

Meistgelesen