Kostenlose Tickets - doch es gibt in Bad Oeynhausen nicht genügend Schulbusse

Bad Oeynhausen. Die knapp 3.000 Schüler der weiterführenden Schulen in Bad Oeynhausen können noch bis Anfang 2025 mit dem "Schüler-Ticket Westfalen" kostenlos Bus und Bahn fahren. Das Besondere daran: Anders als vorher steht das Ticket nicht nur jenen zu, die einen Anspruch auf eine Busfahrkarte für den Schulweg haben, sondern sämtlichen Kindern und Jugendlichen der Sekundarstufen I und II - und das auch in der Freizeit. Die Stadt Bad Oeynhausen beteiligt sich damit seit Frühjahr 2022 am Pilotprojekt, mit dem die Schüler nicht nur zur Schule und zurückfahren dürfen, sondern bei dem sie das Ticket auch privat auf allen Routen des Westfalen-Tarifs nutzen dürfen. Nach Minden an die Weser, nach Münster in den Zoo: alles kostenlos möglich, so informierte OWL Verkehr zum Projektstart. So schön, so gut. Doch was, wenn es gar nicht aus allen Stadtteilen passende Schulbusse gibt? Das zumindest bemängeln Eltern im Gespräch mit der NW. Und das, obwohl das kostenlose Ticket die Stadt rund eine Million Euro kostet. 2021 haben die Mitglieder des Schulausschusses beschlossen, dass sich auch die familienfreundliche Stadt Bad Oeynhausen am Pilotprojekt beteiligt. 913.000 Euro kostet das "Schüler-Ticket Westfalen" die Stadt für die weiterführenden Schulen jährlich. Unterm Strich sind das Mehrkosten von rund 200.000 Euro gegenüber dem Schülerticket, das nur den anspruchsberechtigten Schülerinnen und Schülern zustand. Ein Punkt im damaligen Ausschuss: Die Reduzierung der Elterntaxis und damit verbunden eine Sicherung des Schulweges für die Kinder und Jugendlichen. Anspruchsberechtigt seien, so teilt Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich gegenüber der NW mit, 620 Kinder an den weiterführenden Schulen. Hinzu kamen im vergangenen Schuljahr gut 2.300 Schülerinnen und Schüler, die das neue Ticket erhalten haben. Macht unterm Strich etwas mehr als 2.900 Kinder und Jugendliche, die nun mit dem "Schüler-Ticket Westfalen" kostenlos Bus und Bahn fahren können. "Schüler sollen Fahrradfahren" Die nördlichen Stadtteile sind gut über städtische Busse an das Schulzentrum Süd angebunden, die Südstadt aber so gut wie gar nicht", bemängelt ein Vater gegenüber der NW. Dabei betrage selbst vom Südbahnhof aus die Entfernung mehr als einen Kilometer. "Dafür benötigt man fußläufig rund 15 bis 20 Minuten. Berücksichtigt man, dass die Kinder schwere Schultaschen tragen müssen, so ist klar, dass insbesondere für jüngere Kinder aus den Klassen 5 und 6) ein Marsch zu Fuß nicht zumutbar ist." Der Vater wandte sich vor einigen Monaten an die Stadt, mit der Bitte, auch aus dem Süden wenigstens morgens zu Schulbeginn einen Bus umzuleiten und das SZ Süd anzufahren. "Mit der Linie BO2 existiert ja bereits eine halbstündige Anbindung des ZOB an die Südstadt, beziehungsweise ans Herzzentrum." Und die fährt sogar morgens am SZ vorbei. Allerdings bereits um 7.15 Uhr. "Welchen Sinn macht eine derart frühe Verbindung, wenn die Schule um 8 Uhr beginnt? Schon eine halbstündige Verschiebung dieser einen (und einzigen) Verbindung in diesem Zeitraum würde die Situation morgens signifikant verbessern", sind Eltern überzeugt. Die Eltern wandten sich an den Verkehrsdezernenten der Stadt. Und sind mit dessen Antwort mehr als unzufrieden. "Er hat erklärt, dass Schüler mit dem Fahrrad fahren sollten", berichtet ein Vater. Nicht jedes Kind fahre aber gern und sicher Fahrrad, insbesondere im Winter. "Ich kann - auch nach Aussprache mit dem Verkehrsdezernenten - für diese Situation kein Verständnis aufbringen. Die angespannte Finanzlage der öffentlichen Hand - eines seiner Argumente - ist mir wohl bewusst. Aber wer das Herzzentrum halbstündlich an den Bahnhof anbindet, sollte auch für seine Bürger soviel übrig haben, dass deren Kinder morgens um 8 mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule kommen können. Und sogar gegebenenfalls mittags auch wieder zurück." Der zuständige Mitarbeiter der Stadt habe von Elterntaxis gesprochen, von Fahrgemeinschaften zwecks Transports der Schüler zur Schule. "Das kann doch nicht die Lösung sein", winkt eine Mutter ab. Zumal immer mehr Elterntaxis die Situation vor den Schulen immer unübersichtlicher mache, und die Schulen selbst auch immer wieder an die Eltern appellierten, Kinder nicht mit dem Auto direkt vor die Schule zu fahren. "Alle reden vom Klimaschutz und die Landesregierung gibt deshalb kostenlos Schülertickets aus. Meine Tochter besitzt im übrigen auch eins, kann es aber faktisch mangels Verbindungen nicht nutzen." Entweder zu früh oder zu spät Auf Nachfrage der NW betont Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich, dass es in Bad Oeynhausen keine reinen Schulbusse gebe. "Schulbusse sind ein Teil des ÖPNV und ihre Fahrzeiten somit im Nahverkehrsplan festgelegt." Somit könne jeder Schüler jeden Bus nutzen. Könnten Schülerinnen und Schüler - wenn denn überall ein passender Bus fahren würde. Laut Stadtsprecher gebe es des Morgens eine Verbindung aus der Südstadt zum Schulzentrum. "Dabei muss am ZOB einmal umgestiegen werden." Auch für den Norden sei das der Umstiegspunkt. "Schüler aus Volmerdingsen oder Bergkirchen steigen ebenfalls am ZOB um." Gibt der Nutzer allerdings in der App OWL mobil seine Wünsche ein und möchte zum Beispiel vom Südbahnhof zum SZ fahren, kommt er lediglich in die Nähe. An der Portaklinik endet die Reise - und es folgt ein Fußweg von gut einer Viertelstunde. Die gleiche Situation gibt es von der Lessingstraße/Bali-Therme aus. Oder von der Reelserstraße. Die vom Pressesprecher genannte Verbindung mit BO1 und BO3 gibt es auch. Die allerdings erreicht laut App erst um 8.04 Uhr die Schulen. Oder bereits um 7.18 Uhr.

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