Einzug in die Puschenschule: Erste Schüler ab Montag im Neubau in Bad Oeynhausen-Eidinghausen

Bad Oeynhausen. Noch dominiert der Sicherheitsschuh. Ab Montag aber heißt es im Neubau der Grundschule Eidinghausen: Schuhe aus, Puschen an! Zumindest die ersten vier Klassen werden zum Start des neuen Schuljahres einen Teil des Neubaus in Eidinghausen beziehen. Erst seit etwa drei Wochen sei klar, dass es mit dieser Teileröffnung zum Schuljahresbeginn auch klappt, sagt Dieter Hinzmann, Gebäudemanager der Stadt. "Und es musste auch klappen", sagt Anke Lehmann, die Leiterin der Grundschule Eidinghausen. "Sonst hätte uns ein Klassenraum gefehlt." Nun aber wird am Montag das erste "Cluster" im neuen Schulbau belegt. Der Begriff verweist auf das pädagogische Konzept, das auch den Takt für die Planung des neuen Schulgebäudes vorgab. In einem Cluster lernen jeweils eine erste, zweite, dritte und vierte Klasse gemeinsam. Zum Raumkonzept eines Clusters gehören vier Klassenräume, zwei Differenzierungsräume, ein Mehrzweckraum, eine "offene Mitte" und eine "Team-Station" für die Lehrer, wie Anke Lehmann erläutert. Lernen "wie in einer Familie" "Das ist wie in einer Familie", sagt die Schulleiterin. Wie in einer Familie sollen auch hier die jüngeren von den älteren Schülern lernen. Und der familiäre Charakter wird auch durch das "Puschentragen" betont. Allerdings würden auch schon jetzt im alten Schulbau Hausschuhe getragen. "Das ist einfach sauberer, als wenn alle mit Straßenschuhen in den Räumen unterwegs sind", so Lehmann. Zudem ist in jedem Cluster auch Platz für die Betreuung im offenen Ganztag. "Die Kinder müssen also nicht umziehen, wenn es zur OGS geht", erklärt Anke Lehmann. Der Eindruck, dass angesichts des Raumkonzeptes die Fläche des neuen Schulbaus außergewöhnlich großzügig bemessen sei, täusche allerdings, versichern Hinzmann und Architekt Karsten Schlattmeier. "Wir haben in dem Neubau keine toten Flächen, keine Flure und Gänge", erläutert der Planer des Neubaus. Die Verkehrsflächen würden doppelt genutzt, so dass hier kaum zusätzlicher Raum geschaffen werde. "Wir haben hier maximal 30 Quadratmeter mehr Fläche pro Cluster als in einem konventionellen Schulbau", so Schlattmeier. Der an dem pädagogischen Konzept orientierte Neubau in Eidinghausen sei so bislang wohl einzigartig in der Region, vermutet der Architekt. Strom vom Dach, Wärme aus der Tiefe Insgesamt bietet der Neubau 5.165 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und damit Platz für vier Cluster. Im Eingangsbereich werden die Mensa und die Aula angesiedelt. Und auch hier greift das Konzept der Doppelnutzung. Denn dieser Bereich soll auch als Ersatz für das abgerissene Bürgerhaus Eidinghausen dienen und Vereinen zur Verfügung stehen. Ebenfalls doppelten Nutzen bietet der Musikraum, der bei Veranstaltungen auch als Bühne dienen kann. Hier allerdings ist noch Baustelle. Eine Photovoltaikanlage auf den Dachflächen soll einen Großteil des Strombedarfs decken. Beheizt wird das Gebäude über eine Geothermie-Wärmepumpen-Anlage, für die auf dem Außengelände 30 Wärmesonden 70 Meter tief in den Boden getrieben wurden. In den Ostflügel des Erdgeschosses ziehen am Montag die ersten 100 der insgesamt 350 Eidinghausener Grundschüler ein. Die übrigen drei Cluster sollen nach den Herbstferien bezugsfertig sein, stellt Hinzmann in Aussicht. Zum Jahreswechsel sollen die Mensa und der Veranstaltungstrakt fertig sein. Danach kann dann die Containeranlage abgebaut werden. Im ersten Quartal 2024 soll der Abriss des alten Schulgebäudes folgen. Im zweiten und dritten Quartal 2024 sollen die Außenanlagen gestaltet werden. 23 Millionen Euro kostet der Bau nach Hinzmanns Angaben, ohne die Außenanlagen. Der Schulneubau ist für Hinzmann "das sei 20 Jahren größte und komplexeste Bauprojekt der Stadt Bad Oeynhausen". Den Grundsatzbeschluss dazu fasste der Stadtrat im Oktober 2018. Da war von 16,2 Millionen Euro Kosten die Rede. Der Bau begann im Juni 2020. Schon da ergab sich die erste Verzögerung, da die Container verspätet angeliefert wurden. Corona und der Ukrainekrieg sorgten für schwierige Rahmenbedingungen in der Bauphase. Und schließlich meldete der beauftragte Fensterhersteller mitten in der Bauphase Insolvenz an, so dass die Stadt den Auftrag neu vergeben musste. "Es war eng und es war laut" Die lange Bauzeit ist denn auch der einzige Wermutstropfen, den Anke Lehmann in dem Projekt ausmacht. Ursprünglich sollte der Neubau schon nach den Sommerferien 2022 bezugsfertig sein. "Es war ja ein Bau im laufenden Schulbetrieb. Es war eng und es war laut", beschreibt die Schulleiterin die Situation der vergangenen drei Jahre. Die Schüler hätten den Bau allerdings auch wachsam beobachtet. "Deshalb freuen sich die Kinder, die jetzt schon in den Neubau einziehen dürfen, umso mehr auf die neuen Räume." Und auch die Lehrer seien sehr gespannt auf die neuen Räume. "Da werden sich ganz neue Möglichkeiten ergeben", ist die Schulleiterin sicher. Für die größte politische Diskussion bei der Planung sorgte die Frage, ob der Schulbau auf drei oder vier Klassen pro Jahrgang auszulegen sei. Sie sei nun sehr froh, dass die Entscheidung für die Vierzügigkeit fiel, sagt Lehmann. In den letzten beiden Jahrgängen habe die Grundschule vier Eingangsklassen gebildet. "Und wenn der Schulbau nur dreizügig wäre, dann hätte ich jetzt eine komplette Klassenstärke von Schülern ablehnen müssen."

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