Erste Verkehrszahlen für die Nordumgehung in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Seit dem 9. Dezember 2018 rollt der Verkehr über die Nordumgehung. Wie viele Fahrzeuge aber den 9,5 Kilometer langen Neubauabschnitt der A30 nutzen, war bislang unbekannt. Erst 2021 ließ der Bund turnusmäßig - mit einem Jahr coronabedingter Verzögerung - tatsächlich Daten über die Verkehrsbelastung erheben. Nach zwei Jahren der Auswertung liegen nun die Ergebnisse vor. Die Zahlen zeigen: Rund jedes dritte Fahrzeug auf dem neuen Autobahnabschnitt ist ein Lastwagen. Zwischen der Anschlussstelle Gohfeld (im sogenannten Löhner Knäuel) und der Abfahrt Bad Oeynhausen Nord wurden im Tagesdurchschnitt 30.992 Fahrzeuge erfasst. Davon gehörten 8.033 zum Schwerverkehr. Höher ist die Belastung, wenn die Wochenenden rausgerechnet werden. Im Erfassungszeitrum von Dienstag bis Donnerstag rollten 35.409 Fahrzeuge über dieses Teilstück, davon 11.691 Lastwagen. Auf dem Folgeabschnitt bis zur Abfahrt Dehme wurden an den Werktagen im Schnitt 35.072 Fahrzeuge gezählt, davon 11.705 Lastwagen. Auf dem Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Bad Oeynhausen Ost und dem Autobahnkreuz mit der A 2 verbucht die Zählung 39.517 Fahrzeuge an Werktagen, davon 12.232 Lastwagen. Dass beinahe ein Drittel der Fahrzeuge dem Schwerverkehr zuzurechnen ist, ist für Sven Johanning, Pressesprecher von Straßen NRW in Bielefeld, keine Überraschung. "Das ist inzwischen ein Wert, von dem man auf solch vielbefahrenen Autobahnabschnitten ausgehen muss", sagt er. Nur noch 627 Lastwagen auf der Kanalstraße Insgesamt entsprechen die nun erhobenen Zahlen nahezu den Erwartungen der Autobahnbauer. "Im Planfeststellungsverfahren sind wir von 38.000 Fahrzeugen auf der Nordumgehung für 2020 ausgegangen", erklärt Johanning. Wenn man bedenke, dass die Prognose gute 20 Jahre alt sei, dann habe man die Entwicklung doch recht gut eingeschätzt, so der Sprecher des Landesbetriebes. Gezählt wurde der Verkehr nicht nur auf Autobahnen, sondern auch auf Bundes- und Landesstraßen. Unter letztere Kategorie fällt inzwischen auch der westliche Teil der alten "Stadtautobahn", die Kanalstraße, die nach Eröffnung der Nordumgehung zur L 777 herabgestuft wurde. Auf dem Abschnitt zwischen der Abfahrt Gohfeld und der Brunnenstraße wurden werktags Durchschnittswerte von 16.49 Fahrzeuge ermittelt, davon 627 Lastwagen. Zwischen Brunnenstraße und Steinstraße wurden auf der Kanalstraße 25.749 Fahrzeuge erfasst, davon 936 Lastwagen. Im weiteren Verlauf der ehemaligen B 61 gab es keine Zählungen mehr, da der überwiegende Teil der Mindener Straße nach Freigabe der Nordumgehung zur Stadtstraße erklärt wurde - für die Bund und Land nicht mehr zuständig sind. Vor der Eröffnung der Nordumgehung wurden auf der Kanalstraße und der Mindener Straße werktags noch über 40.000 Fahrzeuge gezählt, in Spitzenjahren sogar bis zu 46.000 Fahrzeuge, wie Jörn Janssen vom Planungsbüro SHP aus Hannover dem Ausschuss für Stadtentwicklung 2019 berichtete. Der Gutachter hatte aber auch beobachtet, dass der Verkehr auf Mindener und Kanalstraße unmittelbar nach Eröffnung der Nordumgehung zunächst dramatisch zurückgegangen sei, dann aber wieder zugenommen habe. Die Verkehrsteilnehmer hätten hier Freiräume ausgemacht und unmittelbar genutzt, erklärte Janssen. Der der Stadt dringend riet, die Durchfahrt auf Kanalstraße und Mindener Straße möglichst wenig anziehend für den Autoverkehr zu machen. &bdquo;Da muss man jetzt sehr schnell tätig werden“, lautete sein Rat. Der bislang - abgesehen von der versuchsweisen Sperrung zweier Fahrspuren der Mindener Straße zwischen Altem Rehmer Weg und Werre-Park - noch nicht umgesetzt wurde. Deutlich mehr Verkehr auf der Dehmer Straße Vor allem die angestrebte Verlagerung des Lkw-Verkehrs weg von der Stadtdurchfahrt hin zur Nordumgehung sei gelungen, lautet Johannings Interpretation der aktuellen Verkehrszahlen. "Wir haben unser Ziel, das wir mit dem Bau der Nordumgehung verfolgt haben, erreicht", so sein Fazit. "Sonst könnten wir ja auch nicht darüber nachdenken, die Kanalstraße auf eine Autofahrspur für jede Richtung zurückzubauen und so Platz für den Radschnellweg zu schaffen." Deutlich zugenommen hat der Verkehr auf dem nördlichen Teil der Dehmer Straße ab Dehmer Spange und der Fortführung der B 61 bis zur Weserbrücke in Porta. Dort wurden bei der jüngsten Zählung 17.100 Fahrzeuge erfasst, davon 1.126 Lkw. 2015 waren es noch 10.039 Fahrzeuge mit 562 Lkw. "Die B 61 wird hier ganz offenbar als Zubringer über die Dehmer Spange zur A 30 genutzt", erklärt Sven Johanning. Alle fünf Jahre werden im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums die Verkehrszahlen auf den Fernstraßen ermittelt. Die eigentlich 2020 fällige Zählung wurde wegen Corona um ein Jahr verschoben. Gezählt worden sei von März bis Oktober, an unterschiedlichen Wochentagen zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die Daten seien wichtige Grundlage zum Beispiel für die Planung von Straßenausbauten oder Sanierungen. "Je nach Verkehrsbelastung müssen wir den Unterbau der Straße planen", erläutert Johanning. Dabei interessiere aber ausschließlich der Schwerverkehr. "Denn ein 40-Tonner belastet eine Straße so wie 100.000 Pkw", so der Straßen-NRW-Sprecher. Grundlage für die Berechnung der Lärm-Emissionen Die Verkehrszahlen seien auch Grundlage für die Berechnung der Lärm-Emissionen. Das Thema dürfte in Bad Oeynhausen besonders interessieren. Anwohner und Teile des Rates forderten wiederholt, Lücken im Lärmschutz an der Nordumgehung zu schließen. Die Stadtverwaltung hatte dabei stets darauf hingewiesen, dass dazu erst einmal Zahlen vorliegen müssten, weshalb man die Ergebnisse der Verkehrszählung abwarten müsse. Die Ergebnisse der Verkehrszählung von 2021 sind auf der Seite von Straßen NRW öffentlich einsehbar.

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