Bundeswehr-Hubschrauber im Tiefflug über den Norden von Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Mittwochvormittag, kurz vor 10 Uhr: Ein "grauer Hubschrauber" kreist über den Wipfeln der Bäume im Wiehengebirge. Der Pilot scheint irgendwas zu suchen. Beharrlich zieht er über Bergkirchen seine Kreise. So schildert eine NW-Leserin ihre Eindrücke von den ungewöhnlichen Flugmanövern, die sich über eine Stunde hingezogen haben sollen. Dass über Bergkirchen Hubschrauber fliegen, kommt vor. Dass sie kreisen, eher nicht. Die Polizei Minden-Lübbecke hat den Hubschrauber-Einsatz nicht veranlasst, erklärt Polizeipressesprecher Thomas Bensch. Und auch von Rettungseinsätzen im Norden der Kurstadt ist nichts bekannt. Auf dem Flugzeug-Verfolgungsdienst Flightradar24 im Internet sind allerdings mehrere Hubschrauber der Bundeswehr zu erkennen. Außerdem ist an diesem Mittwochmorgen ein Learjet der Firma GFD über Bergkirchen im Einsatz. GFD steht für "Gesellschaft für Flugzieldarstellung" und ist ein Airbus-Unternehmen. Laut Selbstdarstellung betreibt die GFD "verschiedene Simulatoren für unterschiedliche Waffensysteme". Die Flugzeuge können in der Luft "Ziele" hinter sich herziehen, auf die dann von der Bundeswehr gezielt werden kann. Diese "Flugzieldarstellung" beinhaltet laut GFD "das Training der land- und seegestützten Flugabwehr mit Rohrwaffen sowie Lenkflugkörpern". Die unter den Tragflächen befestigten Winden können "Ziele" bis auf eine Länge von 6,5 Kilometern ausgelassen und wieder eingeholt werden. Hat die Bundeswehr über Bergkirchen Krieg geübt? Bundeswehr-Piloten üben auch überm Wiehengebirge das Fliegen Auskunft über militärische Flugbewegungen gibt das Luftfahrtamt der Bundeswehr. Hier werden alle Flugbewegungen auf dem Radar erfasst und ausgewertet. Einen Tag nach der schriftlichen Anfrage schreibt ein Sprecher: "Über eine Übung liegen uns keine Informationen vor." Die Auswertung der Radardaten vom 26. Juli 2023 zeige beim Hubschrauberflugbetrieb den normalen täglichen Ausbildungsflugbetrieb am Flugplatz Bückeburg. Mit anderen Worten: Der Hubschrauber hat offenbar überm Wiehengebirge bloß das Fliegen geübt. Anders als bei Führerscheinanfängern im Auto, gibt es in der Luft keinen eng umgrenzten Übungsplatz, wo die Bundeswehr-Piloten mit Fluglehrern den Umgang mit Fluggeräten proben können. Über ganz Deutschland darf geflogen und geübt werden. Dass gleichzeitig ein Learjet der Gesellschaft für Flugzieldarstellung in der Luft war, ist offenbar Zufall gewesen. Über Bad Oeynhausen simulierte der Learjet aber keine beweglichen Ziele in der Luft. Nach Auskunft des Luftfahrtamtes der Bundeswehr machte der Learjet lediglich "Übungsanflüge auf dem Flugplatz Bückeburg" - ohne zu landen. Bad Oeynhausen wurde dabei um 11.46 Uhr in 1.907 Fuß (etwa 581 Meter über Grund) und um 11.51 Uhr in 2402 Fuß (etwa 732 Meter über Grund) überflogen. In Bückeburg betreibt die Bundeswehr ein internationales Hubschrauberausbildungszentrum. Dort werden Piloten der Bundeswehr, aber auch für die schwedische und niederländische Luftwaffe unter anderem mit dem Schulungshubschrauber EC 135 und am Modell Bell 206 ausgebildet. Außerdem Schulen die Heeresflieger für den Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 und den Kampfhubschrauber Tiger. Hubschrauber Tiefflüge bis drei Meter überm Boden möglich Die Bundeswehr hat sich verpflichtet, die Lärmbelastung der Bevölkerung auf ein Mindestmaß zu verringern. Trainingsflüge sollen deshalb "soweit wie möglich außerhalb der Mittags- und Nachtruhe" stattfinden, heißt es auf den Internetseiten des Luftfahrtamtes der Bundeswehr. Zwischen Mitternacht und sieben Uhr morgens, an Wochenenden und Feiertagen werde grundsätzlich nicht trainiert. Kampfflugzeuge dürfen nicht im Tiefflug (unter 500 Metern Höhe) über Großstädte, Flugplatzkontrollzonen und Kernkraftwerke sowie bestimmte Industrieanlagen fliegen. Hubschrauber dagegen unterliegen laut Bundeswehr anderen Bestimmungen. Mit ihnen kann bis zu einer Mindestflughöhe von 10 Fuß (etwa drei Meter) geflogen werden. Über bewohntem Gebiet sind grundsätzlich 500 Fuß (etwa 150 Meter) Flughöhe einzuhalten. Weitere Informationen und ein Bürgertelefon zum militärischen Flugbetrieb der Bundeswehr gibt es unter Tel. 0800 8620730.

Meistgelesen