So ändert sich die Begräbniskultur: Die Friedhöfe in Bad Oeynhausen werden bunter

Bad Oeynhausen. Bunte Streublumenfelder statt uniformierter Reihengräber: Weil die klassische Erdbestattung ein Auslaufmodell ist und der Trend auch in Bad Oeynhausen zur Urnenbeisetzung geht, gibt es auf den Gottesäckern der Stadt zunehmend Leerflächen. Zwischen Reihengräbern entstehen mehr Lücken und alte Grabsteine verschwinden. Denn auch in der Kurstadt liegt der Anteil der kompakteren Grabstätten inzwischen bei 70 bis 80 Prozent, wie Pia Fischer weiß. Die Leiterin der Friedhofsverwaltung, die für zehn kirchliche Friedhöfe zuständig ist, reagiert darauf mit einem neuen Gestaltungskonzept. Das ist aber nicht alles, was sich in der Friedhofskultur Bad Oeynhausens ändert: Das Andenken an die Verstorbenen wird bunter und individueller. Preiswert und pflegeleicht – das sind die Gründe, warum für immer mehr Menschen die Urne das Mittel der Wahl ist. &bdquo;Das liegt auch daran, dass heute in den Familien eine erhöhte Mobilität angesagt ist. Angehörige wissen dann oft nicht, wie sie die Gräber der Hinterbliebenen pflegen sollen“, weiß Pia Fischer. Auf dem Mooskamp, dem zweitgrößten Friedhof der Kurstadt mit einer fast zehn Hektar großen Fläche, sind die Lücken zwischen den Feldern für die Erdbestattungen nicht nur aus der Luft, sondern auch bei einem Spaziergang erkennbar. Für die Verwaltungsangestellte ist das aber weniger ein Problem, als vielmehr eine Herausforderung. Mit alternativen Gestaltungsfeldern reagiert die 30-Jährige auf die neue Situation. &bdquo;Dabei geht es uns auch darum, die Biodiversität der Natur zu fördern“, sagt Pia Fischer etwa mit Blick auf die Blumenwiesen. Memoria-Felder dürfen gestaltet werden Da gibt es einerseits die Felder mit den Baumgräbern, in denen nur noch kleine Steinplatte inmitten einer Grasfläche mit Namen und Daten an die Verstorbenen erinnern. &bdquo;Das ist für Angehörige die pflegefreiste Variante“, sagt Pia Fischer. Allerdings: &bdquo;Abstellen dürfen sie hier nichts, denn die Wiese wird regelmäßig gemäht“. Anders ist das in den modernen Memoriam-Feldern: Hier dürfen auf den ein mal ein Meter großen Urnenfeldern Blumen gepflanzt und kleine Schmuckstücke aufgestellt werden. So wie auf einer Grabfläche: Der bunte Bär, die dunkle Eule und der weiße Hund zeugen davon, dass die Verstorbene ganz offensichtlich eine Tierfreundin war. Auf den Friedhöfen tauchen immer mehr Fotos der Verstorbenen auf Oder das mit Spielzeug, bunten Schmetterlingen, Blumen und Luftballons überhäufte Kindergrab. &bdquo;Wir vermissen Dich“, steht auf einem weißen Herz neben einer Grableuchte mit Teddybär-Motiv geschrieben - ein Zeichen dafür, dass die Grabgestaltungen bunter und individueller werden. Denn auch in Bad Oeynhausen künden immer weniger Grabsteine vom Glauben der Menschen oder ihrer Jenseitserwartung. Stattdessen erzählen sie von ihrem Leben, von ihrem Hobby oder Beruf. Auf dem Mooskamp tauchen zunehmend Gräber auf, die mit Fotos an die Verstorbenen oder an ihre berufliche Tätigkeit erinnern. So wie an der letzten Ruhestätte eines früheren Professors für konstruktiven Ingenieursbaus: Dort wurden zwei Stelen durch eine aufwändigen Brückenkonstruktion miteinander verbunden. Ein gemeinsames Feld für Hund und Herrchen und Frauchen wie in größeren Städten, gibt es in Bad Oeynhausen bislang noch nicht. &bdquo;Danach hat auch noch niemand gefragt“, weiß Pia Fischer. Und auch einen Grabstein mit der Inschrift von Koch- oder Backrezepten, die zurzeit die Amerikanerin Rosie Grant zum Nachkochen oder Nachbacken auf TikTok animieren und ihr damit fast 20 0.000 Follower bescheren, sucht man in Bad Oeynhausen bislang vergebens.

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