Sprengungen in Bad Oeynhausen und Löhne: Bankräuber aus den Niederlanden gefasst

Bad Oeynhausen/Löhne. Die Männer zündeten ihre Sprengladungen in aller Herrgottsfrühe und knackten Geldautomaten ohne Rücksicht auf Verluste. Moderne Bankräuber hantieren mit Sprengstoff, um an das Geld zu kommen. Bei zwei Taten im unteren Werretal, in Rehme und in Löhne-Bahnhof, verursachten sie erheblichen Sachschaden, gingen aber leer aus. Ein Jahr und acht Monate später haben Ermittler fünf Männer in den Niederlanden verhaftet, die dringend tatverdächtig sind. Die Behörden werfen ihnen mindestens 20 weitere Geldautomaten-Sprengungen vor. Offenbar verschwanden die Automaten-Knacker aber doch nicht ganz so spurlos, wie es im September und Oktober 2021 zunächst den Anschein hatte. "Erkenntnisse aus anderen Verfahren" haben die Polizei auf die Spur der Tatverdächtigen gebracht. So beschreibt es die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der NW. Details wollten die Behörden mit Blick auf weiter laufende Ermittlungen nicht nennen. Womöglich hat die Polizei aber Standortangaben aus einem Fluchtfahrzeug der Bankräuber ausgewertet und mit bekannten Geldautomatensprengungen abgeglichen. Dienstagmorgen stellten Ermittler mehrere Mobiltelefone bei neun Wohnungsdurchsuchungen in den Niederlanden sicher. Deren Standortdaten müssen noch ausgewertet werden. Weitere Treffer sind also nicht ausgeschlossen. Erhebliche Schäden an zwei Gebäuden Nach der Sprengung des Geldautomaten in der Filiale der Deutschen Bank in Löhne am Mittwoch, 29. September 2021, suchte die Polizei mit einem Hubschrauber erfolglos nach den geflüchteten Tätern. Ermittler entdeckten in der Bank Sprengstoff-Reste, die Kampfmittelbeseitiger in den Werreauen kontrolliert zündeten. Die Innenstadt wurde dafür bis zum Mittag komplett gesperrt. Als dann Spezialisten des Landeskriminalamts den Tatort unter die Lupe nahmen, löste auch noch die automatische Vernebelungsanlage der Bank aus. Ein Jahr zuvor waren Täter an genau dieser Sicherheitsfunktion gescheitert. Die Löhner Filiale war 2017 und 2018 bereits Ziel von Automatenknackern. Die letzte Sprengung 2021 verursachte laut Behörden einen Schaden von 75.000 Euro. Einen Monat später entschied die Deutsche Bank, die Filiale zu schließen. In Rehme ist die Automaten-Filiale der Volksbank Herford-Mindener Land wieder in Betrieb. Die Sprengung am Mittwochmorgen, 6. Oktober 2021, verursachte aber erhebliche Schäden in den direkt benachbarten Räumen eines Fitness-Studios und einer Baufirma. Die Wucht der Explosion ließ die Wände wackeln, berichteten Ohrenzeugen damals der NW. Das Mauerwerk zum Fitness-Studio bekam eine deutlich sichtbare Beule. Auch hier machten die Täter keine Beute. Nach der Sprengung blieb die Geldkassette noch in der Bank, nur das Papier für den Kontoauszugdrucker wurde herumgewirbelt. Die Täter flohen mit hoher Geschwindigkeit in einem offenbar hochmotorisierten Kombi. Anders als eine Woche zuvor in Löhne ließen sie aber keinen Sprengstoff zurück. Den Sachschaden in der Volksbankfiliale geben die Behörden mit rund 75.000 Euro an. Die Volksbank Herford-Mindener Land dagegen spricht von rund 100.000 Euro Schaden. Tätern drohen lange Haftstrafen Mittwochmorgen verhafteten niederländische und deutsche Polizisten fünf Tatverdächtige im Alter von 23 bis 38 Jahren in Amsterdam, Helmond und Utrecht. Neun Wohnungen wurden durchsucht. Die Männer haben einen niederländisch-marokkanischen Migrationshintergrund. Die Ermittler werfen den Männern 22 Sprengungen vom 20. Mai 2021 bis 30. August 2022 in NRW, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen und Luxemburg vor. Ein niederländischer Richter entscheidet jetzt über die Auslieferung der Tatverdächtigen nach Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft den Männern schweren Bandendiebstahl und das Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen vor. Darauf stehen Freiheitsstrafen von einem bis zu 15 Jahren.

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