Tausend Menschen feiern Vatertag friedlich auf der Rehmer Insel in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Eine Million Euro Steuergeld hat die neue Uferpromenade an der Weser gekostet. Die nagelneuen Bänke, Liegen und Wege entlang der Weser sind offenbar ihr Geld wert. Sie haben den Härtetest an Christi Himmelfahrt bestanden. Mehr als Tausend junge Menschen haben Donnerstag auf der Rehmer Insel mit reichlich Alkohol und lauter Musik "Vatertag" gefeiert. Bei bestem Ausflugswetter fluteten zahlreiche Gruppen mit Bollerwagen den Weserweg und probierten das neue Mobiliar aus. Zielpunkt der Feiernden war der asphaltierte Parkplatz vorm Fähranleger. Die Party ohne Veranstalter, aber mit sehr vielen Discjockeys verlief weitgehend friedlich. Die Polizei meldete von der Rehmer Insel bloß kleinere Rangeleien und die Missachtung eines Platzverweises. "Der Vatertag verlief verhältnismäßig ruhig", so Polizeipressesprecher Thomas Bensch. In Bad Oeynhausen kamen mit Abstand die meisten Vatertagsausflügler zusammen. Kreisweit gab's sechs vorläufige Festnahmen und 14 Platzverweise. In Rehme sperrte die Polizei deshalb bereits am frühen Nachmittag die Adam-Opel-Straße für Autos. Auch der Fähranleger selbst wurde gesperrt, damit Betrunkene nicht ins Wasser fielen. Radfahrer und Rollschuhfahrer hatten Himmelfahrt keinen leichten Stand. Sie konnten die Promenade nicht benutzen, weil überall Vatertagsausflügler im Weg standen. Laut Polizei kam es am Abend zu Streitereien. Auf dem Alten Rehmer Weg wurde eine 27-jährige Frau von einer Unbekannten leicht verletzt und auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz gerieten drei Schwestern aneinander, eine 22-Jährige verletzte sich leicht. Lesen Sie hier mehr zum Thema: "Eine absolute Frechheit": Weserbereich nach Vatertags-Party völlig zugemüllt Die Party in Rehme war ausgelassen und friedlich Auf der Rehmer Insel war die Stimmung unter den Feiernden bis in den frühen Abend aber ausgelassen und friedlich. Die meisten Partygänger hatten sich offenbar über soziale Medien zur Party auf der Rehmer Insel verabredet, kamen aus der Kurstadt, aber teils auch aus Vlotho, Kalletal, Löhne und Bünde. Zeitgleich feierten auch in der Innenstadt etwa 500 Menschen rund um die Gaststätte "New Orleans" eine Vatertagsparty. Dort und auf dem "AMP-Musikfest" und der "Genussmeile" auf der Aqua Magica trafen sich eher die Über-30-Jährigen, die ihr Bier nicht selbst mit Bollerwagen mitbrachten. Das war an diesen Orten auch nicht erlaubt. Ein privater Sicherheitsdienst kontrollierte. Weil Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) ein Alkoholverbot für den Sielpark erlassen hatte und auch auf der Aqua Magica kein Durchkommen für Bollerwagen war, blieb den Vatertagstouren nur noch die Rehmer Insel als logischer Rastplatz und Anlaufstelle im unteren Werretal. Befürchtungen von Vandalismus und Zerstörung am Sportplatz und auf der Uferpromenade bewahrheiteten sich nicht. Bollerwagen mit Wumms und Remmidemmi Zeitweise feierten etwa 1.300 Menschen am Fähranleger, so eine Schätzung der Polizei. Damit stellte die Rehmer Insel am Vatertag das Hücker Moor mit 500 Feiernden als Party-Hotspot eindeutig in den Schatten. Wer zur Rehmer Insel zog, hatte sich gezielt auf eine Bollerwagentour vorbereitet und nicht nur mit Bier und Schnaps bevorratet, sondern auch mit Wumms und Remmidemmi. Ein Freundeskreis aus Kalletal, Bad Oeynhausen und Bünde schraubte beispielsweise eine "Tiki-Bar aus Mauwi" auf einen Handkarren, wuchtete schwere Lautsprecher und ein Mischpult oben darauf und packte unsichtbar noch mehrere Autobatterien sowie ein Notstromaggregat darunter, um die Batterien wieder aufladen zu können. Das beinahe eine halbe Tonne wiegende Gefährt zogen Stephan, Maik, Kira, Miriam, Sascha und Matthias von Vlotho bis zum Ortseingang von Bad Oeynhausen. Dann rutschten die Gummis von den Rädern - wegen Überhitzung. Doch auch für diesen Fall hatte die Gruppe vorgesorgt und einen Kleinlaster in der Hinterhand, in dem das Gefährt bis zur Rehmer Insel transportiert wurde. Dort trafen sie auf zahlreiche weitere Bollerwagen mit einem beachtlichen Schnapsangebot. Ganze Cocktailbars wurden am Donnerstag zur Rehmer Insel geschleppt. Ältere Paradiesvögel dagegen bestückten bloß einen echten und deutlich handlicheren Rollator mit einer Vorauswahl von Getränken. Ruhe rund ums Gradierwerk im Siel Im Sielpark rund ums Gradierwerk blieb es den ganzen Tag über geradezu idyllisch ruhig. Sybille und Frank Schlegel, zwei Wochenend-Touristen aus dem Kreis Helmstedt, entspannten auf einer Bank, lauschten der leise rieselnden Sole und wunderten sich bloß über die zahlreichen Sicherheitskräfte, die durch den Siel streiften. Das Ordnungsamt zeigte mit fünf Teams in Fuß- und Fahrradstreifen Präsenz rund um das Gradierwerk und setzte das Alkoholverbot erfolgreich durch. Am späten Nachmittag zog eine größere Gruppe von etwa 200 Vatertagsausflüglern von Löhne aus Richtung Rehmer Insel. Die Gruppe hatte zuvor offenbar unter der A30-Brücke in Gohfeld gefeiert. Das Ordnungsamt machte ihnen an den Sielterrassen jedoch klar, das ihr Weg nicht weiter durch den Sielpark führt. Nach Auskunft von Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich wurden am Donnerstag mehrere Vatertagsausflügler ermahnt, Bußgelder aber nicht verhängt. Auf dem Parkplatz der Rehmer Insel blieb mit Einbruch der Dämmerung ein großer Müllberg zurück. Flaschensammler räumten noch am Abend das Pfandgut ein. Die Stadtwerke fegten die Scherben und den Müll Freitagfrüh weg. "Das war schön was los", sagt Michael Körtner, Vorsitzender des Fußballvereins Rot-Weiß Rehme. Der Rasenplatz, auf dem am Wochenende die E-Jugend ein Turnier spielt, wurde durch die Feierei aber nicht beschädigt. Die Stadtverwaltung hatte den Platz durch einen Bauzaun abgesperrt. Dass Rot-Weiß wie in alten Zeiten selbst zur Vatertagsfeier auf die Rehmer Insel einlädt, schließt Körtner aus: "Wir wollen da nichts machen." Toiletten für die Rehmer Insel? Angesichts des Menschenauflaufs auf dem Parkplatz kann sich Körtner aber vorstellen, dass die Stadtverwaltung nächstes Jahr womöglich Wildpinklern stärker Einhalt gebietet, die Notdurft der Feiernden kanalisiert und zusätzliche Toiletten organisiert.

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