Staatsbad Bad Oeynhausen reaktiviert Verbindung zwischen zwei Quellen

Bad Oeynhausen. Sole, Sole, du musst wandern, von dem einen Sprudel zum andern: Das Staatsbad schlägt vor, die alte bestehende Verbindungsleitung vom Alexander-von-Humboldt-Sprudel zum Jordansprudel zu reaktivieren. Damit rückt der Eigenbetrieb ab von seinem im November 2022 favorisierten Vorschlag, eine neue Rohrleitung zwischen den beiden Solequellen zu schaffen. Hintergrund ist, dass das Staatsbad eine Versorgung der Bali-Therme mit dem Solewasser sicherstellen will, auch wenn der Jordan keine Sole liefern kann. Bis zu 150 Kubikmeter Solewasser nimmt die Bali-Therme laut Staatsbad täglich ab, rund 40.000 Kubikmeter pro Jahr, um Teile seiner Becken mit dem besonderen Mineralwasser zu füllen. Allerdings kann das Staatsbad schon seit geraumer Zeit kein Solewasser an das Bad liefern. Denn der Jordan leidet unter massiver Verstopfung einerseits und einer Leckage im Rohrsystem andererseits. Die Problemzone des Jordan beginnt in 103 Metern Tiefe. Dort hat die Rohrleitung, durch die das Solewasser aus der 725 Meter tiefen Quelle nach oben strömt, einen Riss. Durch den dringt Grundwasser in das System ein, das die Sole verdünnt. Bali Therme bekommt als Ersatz Mineralwasser Wobei das mit dem "nach oben strömt" so eine Sache ist: Denn in 108 Metern Tiefe sorgen kristalline Ablagerungen im Rohr für eine starke Verengung. Nur noch minimale Mengen Sole passieren diesen Engpass, so dass die Bali Therme aus dieser Quelle schon seit rund drei Jahren nicht mehr versorgt werden kann. Der Jordan soll auch wieder gängig gemacht werden, doch wann und wie ist dabei noch offen. Als Ersatz bekommt die Therme Mineralwasser aus dem Gerd-Michel-Sprudel. Das aber hat eine deutlich andere Beschaffenheit als das Wasser aus dem Jordansprudel. Als chemischer Bruder des Jordan-Sprudels gilt der Humboldt-Sprudel. Weshalb das Staatsbad dessen Wasser auch der Bali Therme zugänglich machen will. In einem ersten Vorschlag hatte das Staatsbad zur Verbindung des Alexander-von-Humboldt-Sprudels mit der Bali Therme dem Betriebsausschuss im November 2022 den Bau einer neuen Versorgungsleitung quer durch den Kurpark vorgeschlagen. Nach intensiveren Untersuchungen der vorhandenen Infrastruktur im alten Ringkanal, die schon im Kurpark liegt, und einer Begutachtung der neuen Strecke empfiehlt der Eigenbetrieb dem Ausschuss nun für seine nächste Sitzung eine andere Lösung. Der bestehende Kanal mit seinen Revisionsschächten im Abstand von etwa 50 Metern soll für den Transport der Sole reaktiviert werden. Dabei könnte die vorhandene Leitung genutzt werden, müsste aber womöglich mit einem Schlauch (Inliner) oder einem Kunststoffrohr ausgestattet werden. Der Kurpark müsste nicht aufgebaggert werden Ein Vorteil: Oberflächen und Bewuchs im Kurpark könnten weitestgehend geschont werden, während sie bei der Verlegung einer neuen Leitung auf großer Strecke aufgebaggert werden müssten. Und: "Gerade die größeren Schachtbauwerke aus den 1980-er Jahren lassen eine Nutzung der Strecke auf Dauer, zum Beispiel für Revisionszwecke, sinnvoll erscheinen", schreibt das Staatsbad in der Sitzungsvorlage. Und schließlich würden die Sanierungskosten unter den Kosten für einen Neubau liegen, der auf 140.000 Euro veranschlagt wurde. "Qualitativ ist die Sanierungslösung als höherwertig einzustufen", so das Staatsbad. Die neue Leitung wäre aber mit 420 Metern wesentlich kürzer ausgefallen als die alte (665 Meter). Allerdings ist auch der Humboldt-Sprudel nicht beschwerdefrei. Im September 2019 ließ das Staatsbad die Quelle erkunden. Und die Brunnenbohrfachleute stießen schon in sechs Meter Tiefe auf eine Verstopfung, die 50 Meter in das Rohr hinabreichte. Der mächtige Pfropf konnte entfernt werden. Um den aktuellen Zustand von Bad Oeynhausens tiefster Quelle zu klären, führte die Firma H. Anger’s Söhne im Februar dieses Jahres erneut eine Kamerabefahrung der Verrohrung durch. Das Ergebnis: Die Kamera erfasste in 460 Metern Tiefe einen Rohrverschluss von etwa 67 Prozent. Die mit der Kamera erreichbare Endtiefe lag bei 675 Metern. Dort befindet sich ein Verschluss von 80 Prozent. Die Durchflussmenge, die sogenannte "Schüttung", beträgt laut Staatsbad etwa 50 Kubikmeter pro Stunde. Die Verstopfung lag 2014, als zuletzt eine Kamera bis in diese Tiefe vordrang, noch bei rund 50 Prozent. Die Förderleistung des Humboldt-Sprudels sei somit in den vergangenen neun Jahren um 22 Prozent zurückgegangen. Auch Experten wagen keine Vorhersage Über diese Ergebnisse haben die Mitarbeiter des Staatsbades mit dem Hydrogeologen Thomas Leichtle diskutiert. Obwohl sich Leichtle seit Jahrzehnten mit Sole-Quellen - auch denen in Bad Oeynhausen - beschäftigt, sei eine Prognose für die Zukunft sehr schwierig herzuleiten, stellen die Techniker des Staatsbades fest. Allerdings wäre der Humboldt-Sprudel auch mit der eingeschränkten Schüttung noch in der Lage, den Bedarf von Sole in der Bali Therme von maximal 150 Kubikmeter am Tag zu befriedigen. Die Frage ist nur, wie lange das noch so bleibt. Für die Perspektive der nächsten Jahre sei zu beachten, dass die Nutzung des Brunnens in der Vergangenheit nicht stetig erfolgte. "Wird in der Zukunft eine dauerhafte Abnahme erfolgen, könnte es sein, dass die Inkrustationen in schnellerem Ausmaße zunehmen", heißt es in der Sitzungsvorlage. Eine Vorhersage, wann die Bohrung wieder bis auf die Endtiefe von 1.034 Meter freigelegt werden oder die Verrohrung erneuert werden muss, sei aus heutiger Sicht ? auch von den Experten ? nicht möglich, stellt das Staatsbad fest. Eine zukünftig jährliche Kontrolle der Schüttung sowie eine Kamerabefahrung nach fünf Jahren soll die Entwicklung des Alexander-von-Humboldt-Sprudels überwachen und eine stetige Versorgung der Bali Therme sicherstellen, lautet der Vorschlag des Staatsbades. Mit dem Thema wird sich der Betriebsausschuss des Staatsbades in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 23. Mai, ab 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses beschäftigen. Die Sitzung ist öffentlich.

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