Mit Schlagring: Löhner schlägt Nebenbuhler in Bad Oeynhausener City zusammen

Bad Oeynhausen. Die beiden Männer, die sich vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen wiedersehen, neigen offenbar zu Handgreiflichkeiten. Sie liebten mal die gleiche Frau und das war wohl auch Auslöser für mehrere Prügeleien. Bei ihrem letzten, zufälligen und gewaltsamen Aufeinandertreffen im Juni 2022 in der Fußgängerzone von Bad Oeynhausen hatte der Löhner die Oberhand. Aber nur, weil er einen Schlagring hatte und zwei Freunde den Nebenbuhler festhielten. So sieht das zumindest die Staatsanwaltschaft Bielefeld. Der 25-jährige Löhner musste sich am Donnerstag wegen gefährlicher gemeinschaftlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Der Angeklagte ist bereits wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung vorbestraft. Bei einer Verurteilung droht ihm seine erste Freiheitsstrafe. Und zwar nicht unter sechs Monaten Haft, die aber zur Bewährung ausgesetzt werden können. Sein Pflichtverteidiger wirft sich für den Angeklagten ins Zeug. Der Streit der Männer vorm City-Center in Bad Oeynhausen habe eine Vorgeschichte, erklärt er. Sie seien zufällig aufeinander gestoßen, hätten sich gegenseitig beleidigt und verprügelt. Von einem Schlagring wisse sein Mandant aber nichts und die beiden Männer, die das Opfer angeblich festgehalten haben sollen, wollte die beiden eigentlich auseinander bringen, so der Verteidiger. Das Attest passt nicht zur Tat Diese Darstellung bewahrheitet sich aber nur teilweise im Verlauf des Prozesses. Der verprügelte Nebenbuhler, ein 30-jähriger Kellner aus Bad Oeynhausen, schildert seine Sicht ganz anders. Er sei an diesem Samstag, 4. Juni 2022, abends mit seiner damaligen Freundin - nicht die Frau, wegen der die Männer sich prügelten - aus dem Sielpark in die Innenstadt spaziert. Nach drei Gläsern Whiskey sei er schon etwas angeschickert gewesen, erzählt er dem Richter. Er habe Schläge auf den Kopf, auf den Körper, Tritte in den Bauch und an die Beine abbekommen. Eine Dolmetscherin hat alle Mühe, dieser Schilderung zu folgen, der Zeuge nuschelt unter seiner Coronamaske und schwankt zwischen Deutsch und Arabisch. Doch weder in der einen, noch der anderen Sprache ist er auf Anhieb zu verstehen. Die Dolmetscherin beschwert sich und trotz mehrfacher Aufforderung des Richters und des Verteidigers will der Zeuge seine Maske aber nicht ablegen. Er habe "eine Allergie", erzählt er. Wie sich herausstellt, hat er vor allem eine Vorstrafe. Er hat den Angeklagten nämlich wegen derselben Frau selbst schon einmal verprügelt und eine Geldstrafe vor Gericht kassiert. Das Attest, dass der Zeuge für seine Verletzungen der Polizei vorgelegt hat, passt aber nicht zur Anklage. Es stammt offenbar von einer früheren Prügelei. Die Polizei hat aber Fotos von den Verletzungen des 30-Jährigen am Tatabend gemacht. Die Wunden könnten von einem Schlagring stammen. Dafür spricht auch eine Nachricht des Angeklagten an die Frau, wegen der sich die Männer prügelten. Ist der Schlagring eine Erfindung? Der Angeklagte hat seiner ehemaligen Liebsten über einen Messengerdienst von seiner erneuten Prügelei mit dem Nebenbuhler erzählt: "Ich habe sein Gesicht kaputt gemacht." Womöglich mit einem Schlagring, also genau so, wie es der Zeuge selbst wahrgenommen haben will. Die damalige Begleiterin des Opfers, eine angehende Krankenschwester, erklärt dann aber frank und frei, dass ihr Freund sie damals aufgefordert habe zu behaupten, dass er mit einem Schlagring geschlagen worden sei: "Gesehen habe ich das aber nicht." Der Verteidiger des Angeklagten wähnt seinen Mandanten da schon fast aus dem Schneider. Doch die Zeugin erklärt auf Nachfrage ebenso eindeutig: "Seine beiden Freunde haben ihn aber festgehalten, damit er sich nicht wehren konnte." Damit ist für das Gericht klar, dass der Angeklagte eine gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung begangen hat. Die Staatsanwältin fordert zehn Monate Haft zur Bewährung auszusetzen, der Verteidiger fordert sechs Monate Freiheitsstrafe, ebenfalls auf Bewährung. Der Richter verurteilt den Schläger aber zu acht Monaten Haft, die drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden. Er muss außerdem 800 Euro zahlen. Der Angeklagte nimmt das Urteil noch im Gerichtssaal an. Er will demnächst aus Löhne fortziehen und in Berlin ein neues Leben beginnen.

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