Mulmige Gefühle: Auf der Suche nach den Angsträumen in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Oft ist es nur ein Gefühl. Ein Gefühl, das vermutlich viele Frauen kennen, wenn sie abends alleine im Dunkeln unterwegs sind. Vom Bus die letzten Meter nach Hause laufen, mit dem Fahrrad unbekümmert die Abkürzung durch den Siel nehmen oder die abendliche Joggingrunde ohne Angst im Nacken antreten – sich sicher zu fühlen, wünscht sich wohl jede und jeder und ganz besonders Frauen und Mädchen. Doch es gibt in jeder Stadt Flecken, die Frauen meiden – oder zumindest nur ungern allein im Dunkeln passieren. Auch Bad Oeynhausen hat solche Angsträume. &bdquo;Siel, Bahnhof, Sültebusch, eventuell Kurpark“, zählt Birgit Thinnes auf. Die Kriminalhauptkommissarin des Kriminalkommissariats Kriminalprävention/Opferschutz der Polizei Minden-Lübbecke lädt zusammen mit dem Weißen Ring zu einem Gesprächs- und Infoabend ins Mehrgenerationenhaus ein. Das Ziel: Von den Bad Oeynhausenerinnen und Bad Oeynhausenern zu erfahren, wo es hakt, wo die Sicherheit leidet oder welche Ecken und Eindrücke für ein mulmiges Gefühl sorgen. In der Coronazeit machte ein Mann Schlagzeilen, der wahllos Frauen im Stadtgebiet anpöbelte, beleidigte oder angriff. Parallel dazu machten Frauen auf Belästigungen im Kurpark aufmerksam. Auch die Szene vor den Kiosken an der Herforder Straße ist immer wieder Thema in der Stadt. Und mehrfach musste die Polizei in den vergangenen Jahren bei Schlägereien am oder rund um den ZOB eingreifen. Nicht zuletzt ist Bad Oeynhausen auch in Sachen Drogenkriminalität ganz vorne dabei. Bad Oeynhausen hat keine Brennpunkte Grundsätzlich aber gibt es in Bad Oeynhausen selbst keine massiven Übergriffe, keine Brennpunkte, an denen Frauen belästigt werden. &bdquo;Trotzdem ist an bestimmten Stellen im Stadtgebiet die Angst da“, weiß Birgit Thinnes. Denn ein Gefühl habe nichts damit zu tun, dass tatsächlich etwas passiere. &bdquo;Es sind eher die Umstände, die Angst auslösen. Müll, Geruch, Dunkelheit, Personen, die dort rumlungern“, zählt die Fachfrau auf. &bdquo;Das alles zusammen macht die Kriminalitätsfurcht aus.“ Während die eine Gruppe Frauen rational mit &bdquo;Augen zu und durch“ reagiere, komme bei anderen die Vermeidungsangst. Doch wo hakt es wirklich im Stadtgebiet? Viele der Gefühle werden Birgit Thinnes und ihren Kollegen eher im Vorbeigehen, am Rande anderer Veranstaltungen, bei privaten Treffen mitgeteilt. Nun soll aber der Tag der Kriminalitätsopfer, der 22. März, genutzt werden, um konkreter zu werden. "Wir wollen zum einen unsere Arbeit vorstellen, zum anderen den Bürgerinnen und Bürgern die Chance zum Gespräch geben." Es soll eine lockere Runde werden am Mittwoch, 22. März, ab 18 Uhr im Mehrgenerationenhaus der Johanniter an der Weserstraße. Es geht um die Sicherheit im privaten und öffentlichen Raum, um den Enkeltrick, um technische Beratung für die Sicherheit zuhause, um die Arbeit des Weißen Rings und natürlich um die Anliegen der Kurstädter. "Wir wollen hören, welche Wünsche es gibt, welche Bedürfnisse, welche Ideen und welche Gefühle an welchen Stellen", fasst Birgit Thinnes den Hintergrund des Abends zusammen. Angedacht sei auch, eine Karte aufzuhängen, auf der Punkte markiert werden könnten, wo das Sicherheitsgefühl im Stadtgebiet leide. Der Mann ist selbstbewusster im Dunkeln Umfragen in anderen deutschen Städten haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass sich Frauen und Mädchen &bdquo;auf der Straße“ mit Abstand am unsichersten fühlen. Darauf folgen in allen Städten die Ortskategorien &bdquo;öffentliche Verkehrsmittel“ und &bdquo;Grünanlagen“. Die am häufigsten genannten Gründe für ein unsicheres Gefühl sind dabei Begegnungen mit Personengruppen, die Alkohol oder Drogen konsumieren, zudem schlecht beleuchtete Wege und Parks sowie einsame Gegenden, in denen Hilfe im Notfall fehlen würde. Dabei sind, so zeigt es die Statistik der Kriminalpolizei, Frauen gar nicht häufiger das Opfer auf den Straßen. Das sind eher die Männer. Die aber gehen trotzdem zumeist selbstbewusst durch die Dunkelheit. Ohne Angst.

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