Loverboy-Masche: Bad Oeynhausener Mädchenorganisation kämpft gegen Menschenhandel

Bad Oeynhausen. Sie versprechen ihren Opfern die große Liebe. Und haben dabei vor allem junge und unerfahrene Mädchen im Visier. Am Ende aber zwingen diese sogenannten Loverboys Mädchen und junge Frauen in die Prostitution. Damit es gar nicht erst soweit kommt, bietet die Bad Oeynhausener Mädchenorganisation &bdquo;She does Future“ einen neuen Workshop an. Um die Loverboy-Masche geht es vom 4. bis 8. März bei Projekttagen auf der Rehmer Insel. Es gibt aber nicht nur Input, sondern die Mädchen sollen beim Projekt auch selbst kreativ werden. Als Marie den vier Jahre älteren Ali kennenlernt, ist er für sie die große Liebe. Sie ist 16, noch völlig unerfahren, sie fühlt sich pummelig und unattraktiv. Ali eröffnet ihr eine völlig neue Welt. Eine, in der sie sich schön und begehrt fühlt. Er führt sie zum Essen aus, macht ihr Komplimente. Weil er von einer gemeinsamen Zukunft spricht, vertraut sie ihm schnell. Dann erzählt er von finanziellen Problemen. Und weil Marie ihrem Freund beweisen möchte, dass sie ihn liebt, gibt sie viel – zu viel. Nach ihrem Date bringt Ali sie zu einem Kinderstrich. &bdquo;Das war der erste Tag, an dem ich ins Auto steigen musste und es war der erste Tag, an dem er mir ganz deutlich gemacht hat, dass er auch gewaltbereit ist.“ Marie ist einem sogenannten Loverboy zum Opfer gefallen. Drei Jahre lang geht sie für ihn anschaffen, gibt alle ihre Einnahmen an Ali ab. Auch die Polizei warnt deutschlandweit vor der Masche der oftmals gut aussehenden jungen Männer zwischen 18 und 28 Jahren, meist ausländischer Herkunft, die gezielt nach minderjährigen Mädchen suchen. Er manipuliert sie emotional, isoliert sie sozial und zwingt sie in die Prostitution. Mit Drogen, Gewalt und Drohungen macht er sie hörig – sie ist ihm ausgeliefert. Ein Drittel der ausgebeuteten Frauen ist unter 21 Jahre alt Laut &bdquo;Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung“ des Bundeskriminalamts waren im Jahr 2019 von den Opfern des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung 22,2 Prozent deutsch und 94,8 Prozent aller Opfer weiblich. Davon waren 32,5 Prozent unter 21 Jahre alt. &bdquo;Die Idee für diese Projektwoche gibt es schon sehr lange“, sagt Linn Kaßner-Dingersen von &bdquo;She does Future“. Ihre Kommilitonin aus dem Studium haben in Berlin einen Verein gegründet, der sich ähnlichen Themen wie die Rehmer widmet. &bdquo;Sie haben auch diesen Workshop entwickelt, der genau die Zielgruppe unserer Organisation trifft.“ Die Schwerpunkte liegen vor allem auf den Themen Selbstbewusstsein, Nein-Sagen und die eigenen Grenzen erkennen und setzen. Denn die Täter gehen bei der Loverboy-Masche strategisch vor: Über mehrere Wochen und Monate bauen sie eine Beziehung zu den Mädchen auf, in denen oft auch ein gemeinsames Zukunftsszenario skizziert wird. Es entsteht eine starke emotionale Bindung an den Täter. Diese macht sich der Täter zunutze, um die junge Frau in der Prostitution auszubeuten. Die betroffenen Frauen und Mädchen können sich aufgrund der emotionalen Abhängigkeit nur schwer dem Zwang und den Forderungen des Täters entziehen. Mädchen werden gezielt angesprochen Die jungen Mädchen werden meist gezielt über soziale Netzwerke, im Chat oder vor Schulen von den Männern (häufig aus dem Kleinkriminellenmilieu oder der organisierten Kriminalität) angesprochen. Die Täter halten dabei insbesondere Ausschau nach Mädchen und junge Frauen, die unsicher sind oder Probleme in der Schule und der Familie haben, um sich als Bezugsperson anzubieten. Das Vertrauen des Opfers wird durch den Täter mit Verständnis, Geschenken und Schmeicheleien erschlichen. &bdquo;Wir schauen uns mit den Teilnehmerinnen an, wie Loverboys vorgehen, weshalb Betroffene nicht einfach gehen können und wie sich Mädchen verhalten können, wenn jemand in ihrem Umfeld an einen Loverboy geraten ist“, erklärt Kaßner-Dingersen. Angesprochen sind junge Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren, denen 25 Plätze zur Verfügung stehen. &bdquo;Das Projekt ist kostenlos und wird von der Aktion Mensch gefördert.“ Außerdem sind auch die beiden Gleichstellungsbeauftragten aus Löhne und Bad Oeynhausen mit im Boot. Für Swea Hartl, Gleichstellungsstelle Bad Oeynhausen, ein wichtiges Thema. – auch in Bad Oeynhausen &bdquo;Es gibt nichts, was es hier nicht gibt – vielleicht nur nicht in großen Mengen“, ist sie überzeugt vom Projekt. &bdquo;Wir haben das Projekt in sechs Klassen des Jahrgangs acht und neun vorgestellt – nun einer wusste, was sich hinter der Loverboy-Masche verbirgt“, macht Linn Kaßner-Dingersen die Wichtigkeit des Projektes und der Aufklärung deutlich. &bdquo;Wir wollen dafür sorgen, dass mehr Mädchen und junge Frauen durch Prävention geschützt werden.“ Kreative Aktionen geplant Damit die Projekttage aber nicht nur Theorie bleiben, wird auch Wert auf praktische Elemente gelegt. &bdquo;Wir wollen gemeinsam eine Aktion erarbeiten, um andere auf die Loverboy-Methode aufmerksam zu machen.“ Und dafür sind die Talente der Teilnehmerinnen gefragt. Es darf getanzt, gerappt, geslamt oder gedichtet werden: &bdquo;Wir sind gespannt, was an Kreativität herauskommt.“ Die Projekttage sind am Samstag, 4. März, 10 bis 17 Uhr; Sonntag, 5. März, 10 bis 14 Uhr; Montag, 6. März, 17 bis 19 Uhr; Dienstag, 7. März, 17 bis 19 Uhr sowie am Mittwoch, 8. März, ab 17 Uhr mit der Abschlusspräsentation. Veranstaltungsort ist auf der Rehmer Insel. Anmeldung bis Freitag, 24. Februar, per E-Mail an kontakt@shedoesfuture.org.

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