Einsturzgefahr nach Großbrand in Bad Oeynhausen: Tischlerei nicht mehr zu retten

Bad Oeynhausen. Schon bei Ankunft der ersten Einsatzkräfte an der Bergkirchener Straße war klar, da wird kaum noch was zu retten sein. In der Nacht zu Freitag stand die Tischlerei Grothe lichterloh in Flammen. "Wir mussten nachalarmieren", sagt Nico Czimmernings, neuer Leiter der Feuerwehr. Als Unterstützung rückte auch die Drehleiter aus Löhne an. Trotzdem sei ein Totalverlust schnell klar gewesen. "Wir haben nur noch von außen gelöscht, weil ein Betreten der Tischlerei zu gefährlich war." Bei Tageslicht wurde dann das volle Ausmaß sichtbar: Einige Außenmauern sind einsturzgefährdet, die Reste des Dachstuhls drohten wegzubrechen. Der Schaden geht nach ersten Schätzungen der Polizei in die Hunderttausende. Aufgrund der starken Rauchentwicklung wurde die Bevölkerung über die Warn-App Nina informiert. Es war 1.20 Uhr am frühen Freitagmorgen, als der Alarm auf der Leitstelle einging. Ein Zeuge hatte ein Feuer an der betroffenen Tischlerei festgestellt und daraufhin den Notruf gewählt. Brand Industrie/Gewerbe sei das Stichwort gewesen, so Czimmernings. Weshalb neben der Hauptwache auch gleich die Löschgruppen Wulferdingsen, Volmerdingsen, Eidinghausen-Wöhren und Werste sowie ein Rettungswagen mit ausrückten. Letzter wurde zum Glück nicht gebraucht: "Es waren keine Personen im Gebäude und von den Feuerwehrleuten hat sich auch niemand verletzt", bilanziert Czimmernings am frühen Morgen. Die Tischlerei Grothe, die es seit gut 127 Jahren gibt und die für hochwertige Holzmöbel bekannt ist, liegt genau in der Ecke von Bergkirchener Straße und der Straße Wolferdingsen. Die Firma besteht aus einem alten Gebäudeteil, der eher an ein Wohnhaus erinnert, sowie aus der später angebauten Werkstatt. In Bad Oeynhausen waren die Cousins Grothe - Tischlermeister Friedhelm und Innenarchitekt Stefan Grothe -, die den Familienbetrieb in vierter Generation führen, unter anderem für die Ausstattung des Theaterfoyers, die Garderoben und Toiletten verantwortlich. "Als wir eintrafen, stand die Werkstatt im Vollbrand", sagt Czimmernings, der zusammen mit Einsatzleiter Jörg Fröhlich eine weitere Drehleiter aus Löhne anforderte sowie die Löschgruppen Rehme und Dehme nachalarmierte. "Wir waren gut 100 Feuerwehrleute." Die bei den stundenlangen Löscharbeiten von 20 Johannitern mit Heißgetränken versorgt wurden. Starke Rauchentwicklung Durch die starke Brandentwicklung waren Mengen an Löschwasser notwendig - was zu Problemen führte. "Das ist bei solchen Einsätzen normal, dass die Hydranten in der Umgebung nicht ausreichen und wir eine Wasserversorgung über längere Strecken aufbauen müssen. Von beiden Gebäudeseiten wurde mit zwei Drehleitern aus der Höhe sowie mit Schaum im Außenangriff gelöscht. "Wir waren bis 5.30 Uhr mit massiven Löscharbeiten beschäftigt", bilanziert der Leiter der Feuerwehr. Aufgrund der starken Rauchentwicklung alarmierte die Feuerwehr die Bevölkerung über die Warn-App Nina. "Der Rauch drückte durch den Wind stark in die angrenzende Siedlung", erklärt Nico Czimmernings, dessen Helm schon nach kurzer Zeit rußgeschwärzt war. Eine Gefahr für die benachbarte Bebauung habe es nicht gegeben, weshalb nach zwei Stunden die Warnung aufgehoben wurde. "Zum einen war es feucht genug, dass ein Funkenflug keine Gefahr darstellte, zum anderen stehen die nächsten Gebäude doch einige Meter entfernt", erklärt Dominik Baake, der am Morgen die Einsatzleitung von Fröhlich übernahm. Auf ihn und die Kräfte der Löschgruppen Wulferdingsen, Volmerdingsen und Oberbecken warteten dann noch längere Nachlöscharbeiten. Immer wieder flammten Glutnester auf, stieg Qualm aus dem Gebäude auf. "Wir werden den ehemaligen Werkstattbereich erneut mit Schaum auffüllen, weil der nach einer Zeit zusammensackt, und versuchen mittels Drehleiter weiter gezielt von oben zu löschen", so Baake. Brandursache unklar Die Brandursache in der Tischlerei, die 1896 von Fritz Grothe gegründet wurde, ist derzeit noch unklar. Der Spänebunker jedenfalls ist es nicht - der steht noch unversehrt neben der Brandruine. Die Brandermittler der Kriminalpolizei konnten sich inzwischen vor Ort einen eigenen Eindruck machen und schließen eine technische Ursache nicht aus. Ersten Einschätzungen zufolge dürfte sich der Gesamtschaden auf mehrere Hunderttausend Euro belaufen. Bis Mittag war die Bergkirchener Straße im betroffenen Bereich voll gesperrt. Während des Berufsverkehrs sorgte die Polizei für eine großräumige Umfahrung.

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