Die Feuerwehr rockt den Wulferdingsener Markt in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die Freiwillige Feuerwehr hat’s am Wochenende richtig krachen lassen. Drei Tage lang feierten die Ehrenamtlichen auf dem Wulferdingsener Marktplatz den 100. Geburtstag der Löschgruppe Volmerdingsen. Im Partyzelt tanzten Freitag und Samstag zeitweise Hunderte Besucher und reckten die Hände zum Zelthimmel. Sonntag ließen es die Feuerwehrleute etwas ruhiger angehen beim Stadtfeuerwehrtag samt Familientag und Blaulichtmeile. Auf genau dieser Blaulichtmeile stahl am Sonntag dann allerdings die Bundeswehr den Blaulichtorganisationen die Schau. Zahlreiche Kinder, die ansonsten unbedingt ans Steuer eines Feuerwehrautos wollen, tummelten sich stattdessen auf einem Amphibienfahrzeug der Mindener Pioniere. Mit dem Großgerät können im Kriegsfall Brücken über Flüsse gebaut werden. Über Kontakte zum Reservistenverband haben die Feuerwehrleute den Hingucker auf den Wulferdingsener Marktplatz geholt. Drei Soldaten, darunter Oberstabsfeldwebel der Reserve Siegbert Barg, bewachten das Gerät rund um die Uhr. Zur Kirmes auf dem Markplatz strömten am Wochenende Tausende Besucher von diesseits und jenseits des Wiehengebirges. Die größte Attraktion bei der etwas älteren Dorfjugend war allerdings der Autoscooter. Wie auf dem Kirmesrummel in den 1980er Jahren standen Trauben junger Menschen drum herum, die die Köpfe zusammen steckten. Zwei Todesfälle in der Feuerwehrfamilie Freitagabend beim Auftritt der Top-40-Band &bdquo;Holy Moly“ war das Zelt mit 600 Tischreservierungen ausverkauft. Samstagabend schwangen beim Auftritt von Mallorcasternchen Nancy Franck und DJ Dusk etwa 800 Besucher das Tanzbein, berichtet Löschgruppenführer Marco Knollmann. Sonntag wippten beim Auftritt des Musikzuges Oberbecksen immerhin noch einige Beine unter den Bierzeltgarnituren. In langen Reihen saßen die Freiwilligen Feuerwehrleute der ganzen Stadt am Tisch, um Ehrungen, Beförderungen und Berufungen und Abberufungen durch Feuerwehrchef Nico Czimmernings zu erleben. Czimmernings erinnerte in seiner Ansprache an zwei Todesfälle aus den eigenen Reihen, die die Freiwillige Feuerwehr im vergangenen Jahr tief erschüttert haben: den Tod des langjährigen Feuerwehrchefs Stefan Meier und den Tod des Nachwuchsfeuerwehrkindes Lean (6). Czimmernings erinnerte an die große Anteilnahme und sagte: &bdquo;Der Begriff Feuerwehrfamilie hat dadurch eine neue Dimension bekommen.“ Im Rückblick auf das vergangene Jahr nannte Czimmernings den Brand des Hohenzollernhofes in der Klosterstraße den &bdquo;Angstgegner“ der Feuerwehr. Der gesamte Stadtverband der Feuerwehr sei zu diesem Einsatz in die enge Straße ausgerückt, bei dem ein Bewohner nur noch tot aus seinem Zimmer geborgen werden konnte. Der zweite besonders eindrückliche Einsatz war aus Sicht von Czimmernings der Zimmerbrand in der Median-Klinik am Park am Westkorso. Dort sei durch die automatische Brandmeldeanlage und die Brandschutzvorkehrungen der Klinik Schlimmeres verhindert worden. 2024 ist die Feuerwehr zu 60 Brandeinsätze und zu 218 Fehlalarmen ausgerückt. 317 Mal leistete sie technische Hilfe. Die meiste Zeit aber verbringen Feuerwehrleute mit medizinischer Fachausbildung auf dem Rettungswagen. 8.061 Notfallrettungen und 2.327 Krankentransporte verzeichnet die Jahresstatistik. Mit Blick auf die zahlreichen Aktivitäten der Feuerwehr in den Netzwerkmedien nannte Czimmernings ein paar Zahlen, die einen rasanten Aufmerksamkeitsschub für die Arbeit der Feuerwehr bedeuten. Gegenüber dem Vormonat wächst die Zahl der virtuellen Follower satt zweistellig. &bdquo;Und 64 Prozent der Follower sind Frauen“, so Czimmernings und schloss daraus: &bdquo;Man ist als Feuerwehrmann also doch recht attraktiv.“ Besondere Ehrungen wurden Jürgen Nerling, Frank Wüstneck und Oliver Schwalbe zuteil. Nerling ist seit 50 Jahren aktiver Feuerwehrmann. Frank Wüstneck gibt nach 14 Jahren als Stadtjugendfeuerwehrwart sein Amt ab. Und Oliver Schwalbe ist seit 18 Jahren Löschgruppenführer auf der Lohe und damit einer der dienstältesten Führungskräfte. Mit Pferdefuhrwerk und Handdruckspritze zum Brand Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Oeynhausen hat aktuell 784 Mitglieder. Mit der Löschgruppe Volmerdingsen hat die jüngste Löschgruppe als letzte im Stadtgebiet ihren 100. Geburtstag gefeiert. Löschgruppenführer Marco Knollmann erinnerte nur kurz an die Anfänge in der Gastwirtschaft Baurichter, wo am 24. Juni 1925 ein paar Feuerwehrmänner die Einheit gründeten. Ihnen stand anfangs bloß &bdquo;eine Handdruckspritze samt Pferdegespann“ zur Verfügung. Heute hat die Löschgruppe drei Großfahrzeuge. Der Applaus sämtlicher Uniformträger im Festzelt war Knollmann sicher, als er die Angehörigen der Feuerwehrleute &bdquo;die wahren Helden im Alltag“ nannte. Bürgermeister Lars Bökenkröger, der ein westfälisches Flachgeschenk überreichte, befand in seinem Grußwort, dass Wulferdingsen angesichts des Löschgruppengeburtstags &bdquo;drei Tage lang das Zentrum unserer Stadt“ gewesen sei. Die stellvertretende Landrätin Angelika Butler, selbst aus einer Feuerwehrfamilie stammend, erinnerte sich an vergangene Feste, nach denen ihre Eltern mit &bdquo;Kreislaufproblemen“ am Tag danach zu kämpfen hatten. Sie selbst hat als Großmutter an diesem Wochenende die Enkel gehütet. Ob der Wulferdingsener Mark nach dieser Wiederbelebung im nächsten Jahr erneut zum &bdquo;Zentrum der Stadt“ wird, ist noch unklar. Löschgruppenführer Knollmann sagte: &bdquo;Wir sind mega begeistert und machen gerne weiter, aber wir sind die Feuerwehr.“ Das vergangene Dreivierteljahr sei sehr viel Vorbereitung und Planung gewesen. &bdquo;Ein intensives Feuerwehrleben hatten wir aber nicht.“ Und das gehe nun einmal vor.

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