Das große Sägen an der Bad Oeynhausener Bahnhofsmauer

Bad Oeynhausen. Die Mauer muss weg. Sie kommt auch weg - wenn auch nicht ganz. Aber sie wehrt sich stärker als angenommen. Vor allem der Abriss der alten Treppenstufen zwischen Bahnhofsvorplatz und Herforder Straße war aufwendiger als gedacht. Zum einen tauchten überraschend Versorgungsleitungen unter der Treppe auf. "Sie war aber auch sehr stabil betoniert", sagte Felix Engelke, Geschäftsführer des Landschaftsbau-Unternehmens Rasche aus Minden, das den Auftrag zum Bau der neuen Treppenanlage übernommen hat. Inzwischen ist die alte Treppe Geschichte. Und am Montag haben die Bauarbeiter begonnen, die alte Mauer zu stutzen: Sie wird abgesägt. Etwa einen knappen Meter unter der Mauerkrone frisst sich die Säge waagerecht durch den Beton. Ist ein ordentliches Stück geschafft, wird etwa jeden Meter ein senkrechter Schnitt gesetzt. Die Betonquader, die so entstehen, werden dann mit dem Bagger herausgehoben. "Jedes Stück wiegt etwa eine Tonne", sagt Engelke. Zum Auftakt dieser Bauphase hatte Bürgermeister Lars Bökenkröger am Montag zum Pressegespräch auf die Baustelle eingeladen. "Es ist mir persönlich wichtig, dass dieses Projekt zügig umgesetzt wird", sagte Bökenkröger. Obwohl der Umbau der Treppe samt Mauer ein Erbstück des Vorgänger-Rates und des Vorgänger-Bürgermeisters ist, liege ihm das persönlich am Herzen, sagt Bökenkröger. "Eine unangemessene Visitenkarte für Bad Oeynhausen" "Wer aus dem Bahnhof kommt, schaut nicht auf die Innenstadt, auf unsere Fußgängerzone, auf die Geschäfte, sondern auf eine dunkle, abweisende Mauer", beschreibt Bökenkröger den alten Zustand. Der so alt wiederum noch gar nicht ist: Erst 1999 wurde die schale Treppe mit der hohen Mauer eingeweiht. "Diese Mauer und diese Treppe haben mich schon immer geärgert", sagt der Bürgermeister. Und so ist es vielen Bad Oeynhausern gegangen", ist er überzeugt. Was Dirk Nagel bestätigt. "Das war eine unangemessene Visitenkarte für Bad Oeynhausen", sagt der Landschaftsarchitekt - selbst Bad Oeynhausener - der die neue Gestaltung der Treppenanlage entworfen hat. Sein Plan, der nun vom Mindener Unternehmen Rasche umgesetzt wird, sieht eine deutliche Verbreiterung der Stufen vor. War der alte Durchlasse vom Bahnhofsvorplatz hinauf zur Herforder Straße gerade mal knapp vier Meter breit, soll die neue Treppe elf Meter breit werden. Rote Markierungen auf dem Beton zeigen, wo die Mauer komplett abgerissen werden soll. Auf der übrigen Länge - insgesamt rund 60 Meter - wird die Mauer um einen Meter niedriger gemacht, so dass der Blick darüber hinweg zur Innenstadt oder in Gegenrichtung zum Bahnhof gehen kann. Auf die Mauer komme dann ein "filigranes Stahlgeländer" als Absturzsicherung, kündigt Nagel an. An der östlichen "Treppenwange" sollen Sitzbänke in unterschiedlichen Höhen entstehen. Und wenn Treppe und Mauer fertig sind, dann sollen auch die Bänke auf dem Bahnhofsplatz neu angeordnet werden. "Das soll ein schöner, neuer Stadtplatz werden", verspricht Bökenkröger. Keine Rücksicht auf das Pojekt Medicampus Bis dahin ist noch viel zu tun. Eine Woche wird voraussichtlich das Zersägen der alten Treppe dauern. Dann beginnt der Aufbau des Neuen. "Ende April, Anfang Mai soll alles fertig sein", kündigt Felix Engelke an. Dass die Vollendung des Projektes nun in greifbare Nähe rückt, freut auch den Technischen Beigeordneten. "Auch ich habe dieses Projekt schon geerbt", sagt Thomas Lüer. Denn schon 2014 sei der Umbau der Treppenanlage Teil des Stadtentwicklungsprogrammes gewesen. Zwischenzeitlich habe man vorgehabt, mit der Umsetzung abzuwarten, bis das City Center direkt neben dem Bahnhof abgerissen und der dort geplante Medicampus fertig sei. Inzwischen aber ist unklar, wann und ob überhaupt der Medicampus noch verwirklicht wird. "Als sich abzeichnete, dass es dort Verzögerungen gibt, haben wir beschlossen, keine Rücksicht auf das Projekt zu nehmen", sagt Lüer. Auch für dieses Projekt gilt im Übrigen, dass es ein wenig teurer wird als angenommen. Bei der Planung 2021 rechnete die Stadt noch mit Kosten von 274.000 Euro. Nun wird es 570.000 Euro kosten. "70 Prozent davon trägt das Land", so Bürgermeister Bökenkröger.

Meistgelesen