Mehr geht nicht: Klinik am Korso in Bad Oeynhausen stockt auf

Bad Oeynhausen. Die Ansprüche der Patienten und auch die der Kostenträger haben sich verändert. Einzelzimmer heißt das Schlagwort, dem auch die Klinik am Korso Rechnung tragen muss. Für einen hohen sechsstelligen Betrag lassen die Johanniter Ordenshäuser deshalb bis Ende 2023 zwei Flachdächer aufstocken - damit ist dann aber auch das baurechtliche Maximum am Ostkorso erreicht. Immer wieder hat sich die Klinik am Korso in den vergangenen Jahrzehnten vergrößert, zuletzt wurde 2014 ein Neubau mit modernen Patientenzimmern eingeweiht. Doch die Nachfrage und die Ansprüche steigen, denn die Korsoklinik - eröffnet 1985 - ist europaweit die einzige Spezialklinik, die sich ausschließlich um Menschen mit Essstörungen kümmert. In Süddeutschland gibt es zwar eine weitere Klinik, die ebenfalls dieses Krankheitsbild therapiert - aber nicht ausschließlich. "Wir haben 92 Betten und behandeln jährlich zirka 500 bis 600 Patienten", erklärt Verwaltungsleiter Bernward Ellrott, der bereits seit 2018 versucht, das aktuelle Bauprojekt umsetzen. Das allerdings gestaltete sich über Jahre schwierig. "Wir haben keine Baufirma gefunden, die Zeit für solche kleinen Projekte hatte", winkt Ellrott ab. 2022 aber fanden sich dann doch Unternehmen aus der Region. "Darauf legen wir großen Wert", erklärt Michael Schelp, kaufmännischer Leiter der Johanniter Ordenshäuser, die seit 2002 Träger der Klinik sind. "Unsere Patienten und Mitarbeiter kommen aus der Region - da wollen wir Bauprojekte auch mit Firmen aus der Umgebung abwickeln." Mit jeweils einem Staffelgeschoss sollen in den kommenden Monaten zwei Flachdächer aufgestockt werden, um Platz für Einzelzimmer, Therapie- und Funktionsräume zu schaffen. Je spontaner die Therapie, desto höher die Abbruchquote Für die gesetzlich vorgeschriebene Quote braucht es in der Klinik für Essstörungen zwingend mehr Einzelzimmer. Und auch die Patienten möchten lieber mehr Privatsphäre. Dabei ist das eigentlich konträr zum therapeutischen Ansatz der Klinik. "Wir sind ähnlich aufgebaut wie Suchtkliniken und legen Wert darauf, unsere Patienten zu Beginn der Therapie nicht in Einzelzimmern unterzubringen, damit sie nicht in ein emotionales Loch fallen", erklärt Bernward Ellrott. Deshalb gebe es eigentlich zu Beginn der Therapie ein Doppelzimmer. "Als eine Art Schutzfrist." Die gilt auch außer Haus: So dürfen die Patienten anfangs nicht alleine außerhalb des Hauses unterwegs sein. "Wir haben somit andere Anforderungen als die Kostenträger." Trotzdem setzt die Klinik nun die Vorgaben um. "Auch weil uns Corona gezeigt hat, dass sich Patienten in Einzelzimmern leichter isolieren lassen", ergänzt Schelp, der die hohen Kosten vor allem mit den Vorgaben für Patientenzimmer erklärt. "Patientenzimmer sind immer teuer - die brauchen viel Sicherheitstechnik und vor allem ein Badezimmer. Das treibt die Kosten hoch." Im September rückten die ersten Arbeiter am Ostkorso an, inzwischen ist das erste Staffelgeschoss schon gut zu erkennen. "Zum Glück war das Wetter lange beständig und wir hatten das Dach geschlossen, als die Kälte und dann der Regen kamen", freut sich der kaufmännische Leiter. Sobald das erste Geschoss fertig ist, folgt Teil zwei. "Da wir im laufenden Betrieb bauen, muss alles nacheinander erfolgen", so Ellrott, der vor allem nach Corona einen hohen Zulauf an Patienten verzeichnet. "Wir bekommen deutlich mehr Anfragen." Zum einen, weil immer noch der Stau durch die Coronazeit abgearbeitet werden muss, zum anderen, weil mehr Patienten Hilfe bräuchten. "Inzwischen bewilligen die Kostenträger auch viel schneller die Therapien", weiß der Verwaltungsleiter. Hatten die Patientinnen vor Corona häufig einen extrem hohen Leidensdruck, bis bezahlt wurde, geschieht das nun schneller. Für einige Betroffene zu schnell: "Der Schritt in die Reha ist immer schwer. Der braucht Vorlauf", erklärt Ellrott. Patientinnen, die schnell einrückten, weil Plätze frei seien, hätten eine deutlich höhere Abbruchquote, weiß auch Michael Schelp.

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