33 Kinder müssen daheim bleiben: Bad Oeynhausener Kita sucht dringend Personal

Bad Oeynhausen. Die kleinen Zuckerbäcker sind fleißig. Mit ordentlich Zuckerguss werden die süßen Naschereien auf dem Dach des Hexenhauses befestigt. Noch ein bisschen Schnee - fertig. Silas und Levin sind mit ihrem Werk zufrieden. Die beiden gehören zu den 71 Kindern, die in diesen Wochen die Kindertagesstätte in Dehme besuchen dürfen. Aufgrund massiven Personalmangels müssen 33 andere Kinder bis auf Weiteres daheim bleiben. "Uns fehlen mindestens drei Vollzeitkräfte", bringt es Artur Atschkassow auf den Punkt. Der kommissarische Leiter der Einrichtung will sich aber nicht mit der Dauer-Stellenausschreibung der Stadt zufrieden geben. "Wir müssen aktiv werden", mahnt er an. Nicht warten, bis sich jemand bewirbt. Wie das gehen soll - dafür hat er schon Pläne. Viele Erzieherinnen und Erzieher hatten in den vergangenen Jahren die Kita Dehme verlassen. Inzwischen hat die ehemalige Leiterin andere Aufgaben bei der Stadt übernommen (die NW berichtete exklusiv). "Seitdem kommen auch wieder Interessenten", hat Atschkassow beobachtet. Potenzielle Bewerber, die sich die Einrichtung anschauen wollen. Und die führt der kommissarische Leiter gerne durch die Räume. "Wir haben hier zwar noch an einigen Stellen Baustelle, aber wenn alles fertig ist, wird das eine der modernsten Kitas der Stadt sein", ist er überzeugt. Demnächst eine digitale Kita Schon im Eingangsbereich wird die erste Baustelle sichtbar. Eine neue Lüftungsanlage wird in der Decke installiert. "Damit fallen die großen Standgeräte in den Gruppen weg", erklärt Atschkassow. In der Pinguingruppe, der ehemaligen grünen Gruppe, wird derzeit alles für W-Lan vorbereitet. "In dieser Kita wird bald alles nur noch digital laufen", erklärt Petra Scholz, bei der Stadt zuständig für den Kindergartenbereich. Die Gruppenbücher sollen dann papierlos geführt werden, dicke Ordner durch digitale ersetzt werden. "Dann wird es auch einfacher, Berichte zu schreiben, Anträge fertig zu stellen und weiterzuleiten", ist Scholz überzeugt. Mittlerweile fertig ist der rund 700.000 Euro teure Anbau für eine weitere fünfte Gruppe. Mit einer modernen Gestaltung, Sichtfenster zu Nebenräumen, innovativen Schlafsälen, lustigen Waschräumen und Spindsystemen für jedes Kind ist er Vorbild für den Rest der Kita. "Hier wird es bald überall so aussehen", verspricht Artur Atschkassow. Er hat zudem die Turnhalle reaktiviert, die aufgrund der Platzsituation zwei Jahre nicht genutzt werden konnte. "Wir wollen mehr Bewegung in den Kindergarten bringen." Und das komme bisher super an beim Nachwuchs. Auch zwei weitere Funktionsräume (Musikraum und Therapieraum) stehen zur Verfügung. Außerdem hat die Kita eine Köchin, einen Schnippelhelfer und einen Alltagshelfer. "Die Erzieher haben mit der Küche somit nichts zu tun - das ist auch nicht überall so." Drei Vollzeitkräfte fehlen 13 Erzieherinnen und Erzieher sind derzeit in der Dehmer Kita im Dienst. "Davon arbeiten aber nur vier in Vollzeit, der Rest macht nur eine halbe Stelle oder sogar noch weniger Stunden", berichtet Petra Scholz. Für fünf Gruppen zu wenig. "Wir brauchen drei Mitarbeiterinnen pro Gruppe", erklärt Atschkassow. Somit fehlten mindestens drei Vollzeitkräfte. Der Markt aber ist leer, auch andere Kitas kämpfen mit Personalnot. Das macht es nicht leichter. Die dauerhaft online stehende Stellenausschreibung der Stadt hat bisher auch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Weshalb sich Artur Atschkassow nun bei den Fachschulen anmelden will: "Ich möchte dort unsere Kita vorstellen und Werbung machen. Denn nur sitzen und warten bringt uns nicht weiter." Das sehen auch die Eltern der Kindergartenkinder ähnlich. Ihnen reicht die 0815-Stellenausschreibung der Stadt, wie sie sie nennen, nicht aus. Die Stadt müsse wie andere Arbeitgeber auch, aktiv werden und Anreize bieten. "Wir machen selber schon bei jeder Gelegenheit Werbung für die Kita, rufen über die sozialen Netzwerke auf, sich dort zu bewerben", erzählt eine Mutter. Wieder andere sind enttäuscht von Bürgermeister Lars Bökenkröger, der zwar zum Adventsliedersingen in die Kita komme, sich aber nicht den Eltern stelle und auch kein Entschuldigungsschreiben für die Eltern auf den Weg bringe, die von der Teilschließung betroffen seien und ihre Kinder nicht in die Betreuung geben könnten. "Für die Kinder ist das keine schöne Situation. Die brauchen Sozialkontakte." Lob der Eltern für den kommissarischen Leiter Dafür aber sind die Eltern voll des Lobes für den kommissarischen Kita-Leiter und die verbliebenen Erzieher: "Da wird tolle Arbeit geleistet. Und wenn alles fertig ist, wird das eine richtig tolle Kita." Die aber dringend weiteren frischen Wind brauche. "Die Stadt ist der Knackpunkt. Da kümmert sich niemand um die Personalakquise", lautet das klare Urteil. In der Kita hat sich auch einiges getan. Während vor längerer Zeit die Gruppen anders benannt wurden, soll nun auch noch ein Name für die Kita her. Kindertagesstätte Dehme steht bisher lediglich auf dem Schild vor dem Gebäude. Bald schon soll etwas mit Wasser hinzu kommen. "Weser-Piraten" sei schon in der engeren Auswahl. Aber noch sind weitere Vorschläge willkommen.

Meistgelesen