Anwohner hadern mit neuer Brücke und dem Deichbau in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Lastwagen karren seit einiger Zeit bereits Material für die Deicherweiterung an. Der Deich soll die Anwohner im Bereich des Prinzenwinkels vor Hochwasser der Werre schützen und eine breite Basis für eine neue Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer und Fußgänger bilden. Dieser Rad-/Gehweg soll dann - wie mehrfach berichtet - von der Werster Straße kommend über die neue Werre-Brücke auf die Straße "In der Ahe" und weiter zur Mindener Straße führen. Beschlossen hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung den Bau der Brücke bereits im April 2021. Gegen die Entscheidung regte sich im Juni 2021 Widerspruch. Anwohner des Prinzenwinkels und der Silcherstraße sammelten 42 Unterschriften gegen den Bau der Brücke. Vergeblich. Sie kritisieren, dass die Straßenführung des Prinzenwinkels zu eng und zu unübersichtlich sei, um zusätzlichen Radverkehr aufzunehmen. An dieser Kritik halten die Anwohner Marita Roll, Dietmar Habbe und Ute Kammeier nach wie vor fest. Und sie zweifeln zudem an der fachgerechten Planung der Deicherweiterung. Außerdem nervt sie der zusätzliche Verkehr durch die Lkw sowie die vergeblichen Versuche von Autofahrern, die die halbseitig gesperrte Flutmuldenbrücke umfahren wollen. Der Deich hat zu viele Schwachstellen Ihre Bedenken schilderten sie Jens Grove von der Stadtverwaltung. Der war am Mittwoch der eindringlichen Einladung gefolgt und kam mit Plänen und vielen Informationen im Gepäck zu Hausbesuch und Ortstermin. "Der Deich ist mangelbehaftet. Er ist nach aktuellen Erkenntnissen 20 Zentimeter zu niedrig, Bäume wachsen aus dem Deich und der Bewuchs ist insgesamt zu stark", macht Jens Grove im Wohnzimmer der Rolls die Notwendigkeit des Neuaufbaus deutlich. Der Deich habe schlicht zu viele Schwachstellen. Der neue Deich soll nun erhöht und vor allem verbreitert werden. "Von rund vier Metern auf 14 bis 15 Meter", sagt Grove. Die Aufschüttung soll teilweise auf der Werre-Seite und im nördlichen Verlauf auch auf der Siedlungsseite passieren. Den dafür notwendigen Grunderwerb hat die Stadt bereits getätigt. Auf der Deichkrone wird dann ein drei Meter breiter Geh- und Radweg gebaut. "Der Deich wird aus einem reinen Erdkörper bestehen ohne zusätzliche Sperrkörper", erläutert Jens Grove. Der Aufbau würde lagenweise erfolgen und immer wieder verdichtet, so dass die Standfestigkeit bei Hochwasser und natürlich auch für den Radweg gegeben sei. Gänzlich ausräumen kann Jens Grove die Bedenken der Anwohner mit seinen Informationen allerdings nicht. Die neue Brücke ist ausgelegt für ein hundertjährliches Hochwasser "Die Arbeiten für den Deichaufbau sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden", erläutert Grove den Zeitplan. Und am 21. November würden die Gründungsarbeiten für die knapp 50 Meter lange und drei Meter breite "Fachwerktrogbrücke" über die Werre beginnen. Richtung Norden werde der Geh-/Radweg schließlich mit weniger als einer sechsprozentigen Neigung vom Deich in die Flutmulde geführt. Die Länge der Brücke ist ausgelegt für den Wasserstand eines hundertjährlichen Hochwassers. Eine bauliche Trennung zwischen Geh- und Radweg werde es nicht geben. "Dafür wäre mindestens eine Breite von sechs Metern notwendig", sagt Grove. Drei Meter für den Radweg, zwei Meter für den Fußweg und dazwischen ein ein Meter breiter Grundstreifen. Aber immerhin sei der Weg auf der Deichkrone ausbaufähig. "Dieser Radweg ist eine neue Route, wir müssen sehen, wie er frequentiert wird", macht Grove deutlich. Um die Attraktivität und Sicherheit dieses neuen Radwegs zu erhöhen, soll an der Kreuzung Prinzenwinkel/Eidinghausener Straße und Schwarzer Weg eine Bedarfsampel installiert werden, damit Radfahrer und Fußgänger, die die neue Brücke nutzen, sicher die Eidinghausener Straße queren können. Über eine weitere Ampel an der Werster Straße in Höhe der Waschstraße verhandelt die Stadt aktuell mit Straßen NRW, die Signale seien positiv. Verständnis für die Bedenken der Anwohner Verständnis für die Bedenken der Anwohner hat Jens Grove - auch hinsichtlich der Enge des Prinzenwinkels. "Aber", macht Grove deutlich, "wir schaffen Raum für alle Verkehrsteilnehmer." Vor allem für den sicheren Radverkehr sei es das erklärte Ziel der Stadt, auf beiden Seiten der Eidinghausener Straße Parallelrouten zu entwickeln. Eine Antwort auf die Frage nach Ersatz für die abgeholzten Büsche und Bäume hat Jens Grove ebenfalls im Gepäck. "Die Stadt wird auf der Siedlungsseite auf freiwilliger Basis Ausgleichsanpflanzungen vornehmen."

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