Hanglage: Straße ins Bad Oeynhausener Wiehengebirge rutscht schon wieder weg

Bad Oeynhausen. Vom Plattenberg in Dehme aus betrachtet sind die Verkehrsprobleme im Tal ein Fliegenschiss. Dort oben am Wiehengebirge sind der Lärm und der Dauerstau auf der Dehmer Straße weit weg. Doch die Idylle trügt. Das Paradies auf dem Plattenberg hat nämlich ganz eigene Verkehrsprobleme. Und die haben eine mittlerweile 15 Jahre währende Vorgeschichte. Der Weg nach oben rutscht nämlich nach unten. Reparatur und Neubau kosten ein Vermögen. Die Stadtverwaltung hat den Plattenberger Weg, so heißt die schmale Straße am Wiehengebirge, im September bereits halbseitig gesperrt. Und zwar "zur sofortigen Gefahrenabwehr", so schreibt es Jens Grove aus dem Technischen Rathaus in einer Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung, die bereits am 2. August 2022 erstellt wurde. Auf etwa 220 Metern verläuft die Straße parallel zum Hang. Die Steigung beträgt teilweise mehr als zehn Prozent. Steigung und Gefälle sind das eine. Probleme macht aber die offenbar mangelhafte Gründung der Straße. Wie das so ist auf Gebirgsstraßen, ist der Untergrund ziemlich schräg, die Straße sollte aber eigentlich zumindest auf der Längsachse waagerecht sein. In Dehme ist das nicht so. Auf der einen Straßenseite ist das Wiehengebirge mit dem felsigen Untergrund, auf der anderen Seite aber nicht. Jens Grove schreibt von "vergleichsweise weichen Böden". Und auf dieser Seite rutscht die Straße ins Tal. Die Reparatur der Reparatur Dabei sollte genau das nach der letzten Reparatur 2008 eigentlich unmöglich sein. So hatten es das beauftragte Bauunternehmen und die Stadtwerke im September 2008 dargestellt. Neben der Straße war zum Tal eine Stahlspundwand sieben Meter tief in den Boden gerammt worden. "Das ist eine dauerhafte Lösung", sagte Frank Kögel damals gegenüber der NW. Ein Jahr zuvor war der Plattenberger Weg bereits in die lokalen Schlagzeilen geraten, weil ein Anwohner sein Tannenwäldchen unterhalb der Straße gefällt hatte und Autofahrer nun ohne Leitplanken ins Tal blicken konnten. "Dehmer dicht am Abgrund", schrieb die NW nach dem Kahlschlag im März 2007. Im Januar 2008 bemerkte dann ein Anwohner den aufgerissenen Asphalt, die Polizei schloss ein Abrutschen der Fahrbahn nicht aus. "Ein tiefer Riss am Plattenberger Weg", überschrieb die NW die Berichterstattung. Und das, obwohl die Stadtwerke im Jahr zuvor auf einem Teilstück noch Winkelsteine zur Stabilisierung hatten setzen lassen. In Leserbriefen klagten Anwohner später jedoch über weitere Risse - in ihren Häusern. Rund 15 Jahre später rutscht die Straße schon wieder - oder immer noch? Mitten auf dem Asphalt klaffen erneut Risse. Und die sind in den vergangenen Jahren größer geworden. Die Talseite der Straße wandert Millimeter für Millimeter bergab. Vorsichtshalber ist die Straße deshalb halbseitig gesperrt. Jetzt dürfen auch nur noch Autos mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen darüber fahren. Ausgenommen sind nur land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge. Die Risse sind eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer, so die Stadtverwaltung. Außerdem dringt durch die Öffnungen Wasser unter den Asphalt, der Verfall wird beschleunigt. "Es steht zu befürchten", schreibt Jens Grove, "dass es in den nächsten Jahren zu einer massiven Verlagerung der talseitigen Weghälfte kommt." Schlimmstenfalls könne durch einen Hangrutsch nach einem Starkregenereignis die Beschädigung des Weges so groß werden, dass die Straße nicht mehr zu befahren sei. Dann würde nicht nur die Straße zerstört, sondern auch Regen- und Abwasserkanäle, die mitten unterm Asphalt verlaufen. Die Umleitung führt über einen Feldweg Die Verwaltung schlägt nun die große Lösung vor: den Neubau des Plattenberger Weges auf 220 Metern Länge und die "Ertüchtigung" einer Umleitung. Über den Krummen Weg, einen Forstwirtschaftsweg, der in steilen Kurven den Mühlensiek mit dem oberen Plattenberg verbindet, soll die Umleitung geführt werden. "Im Falle einer Havarie" bliebe das Wohngebiet über diesen Feldweg weiter für Rettungskräfte erreichbar. Außerdem entstünde eine "Notumfahrung" für die Anwohner. Der Plattenberger Weg, so viel ist offenbar schon klar, muss für die Dauer der Bauarbeiten voll gesperrt werden. Für den Krummen Weg fordern Anwohner schon jetzt eine Baustellenampel. Auf dem schmalen Feldweg können Autos einander nämlich nur schlecht ausweichen. Die wiederholte Reparatur der Gebirgsstraße wird nicht ganz billig. Rund 1,55 Millionen Euro veranschlagt der Ingenieur aus dem Technischen Rathaus für die Bauarbeiten an beiden Straßen. Zum Vergleich: 2008 hat die Straßenreparatur des Plattenberger Weges bloß 130.000 Euro gekostet. Die neuen Bauarbeiten am Plattenberger Weg sind aber auch deutlich aufwändiger. Die Verwaltung hat zudem einen Geologen um Rat gefragt und auf der Grundlage seines Bodengutachtens einen Vorschlag erarbeitet. Nach Darstellung der Stadtverwaltung wurde die Spundwand auf der Talseite der Straße 2008 nicht im Fels verankert. Das soll nun nachgeholt werden. Auf die Spundwand selbst soll außerdem ein Stahlbetonholm gebaut werden, der das Wasser ableitet und gleichzeitig als Notgehweg dienen soll. Ein zusätzliches Geländer soll die Fußgänger vorm Absturz ins Tal sichern. Die Fahrbahn zwischen Berg und Spundwand soll auf 4,50 Meter Breite wiederhergestellt werden. Die Bauarbeiten sind bereits ausgeschrieben. Der Ausschuss für Stadtentwicklung tagt am Donnerstag, 27. Oktober, um 18 Uhr öffentlich im Bürgerhaus Rehme.

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