Bad Oeynhausen Konkurrenz zweier Unternehmen drückt Preise: Kampf um Glasfaserkunden

Bad Oeynhausen. Zwei Glasfaserunternehmen buhlen derzeit in Bad Oeynhausen um Kunden - Greenfiber und die Glasfaser Nord-West. Mit dem positiven Effekt für die Verbraucher, dass sich bei beiden Anbietern die Kosten für den Hausanschluss für den Zugang zum High-Speed-Internet innerhalb weniger Wochen von 500 bis 800 Euro auf null reduziert haben. Einen Unterschied gibt es allerdings bei der Laufzeit der Internet-Verträge. Die Glasfaser Nord-West, ein Infrastrukturunternehmen, das EWE und die Telekom im November 2020 für den Glasfaserausbau gegründet haben, hat für sich den dicht besiedelten Bad Oeynhausener Süden auserkoren und dies im Mai bekannt gegeben. Nach Unternehmensangaben gibt es in diesem Gebiet zwischen der Nordbahn, der A 2 im Osten, dem Osterbach im Westen und der Lohe im Süden 5.100 Haushalte, die die Glasfaser Nord-West mit Glasfaseranschlüssen versorgen möchte. Mit dem Ausbau und der Vermarktung hat die Glasfaser Nord-West im Bad Oeynhausener Süden bereits begonnen. "Wir wollen keinen Flickenteppich" Das Unternehmen Greenfiber schließt bereits im Auftrag des Kreises Minden-Lübbecke die sogenannten "Weißen Flecken" in den Kreiskommunen ans schnelle Internet an. In Bad Oeynhausen gehörten zu diesen "Weißen Flecken" Teile von Wulferdingsen, Volmerdingsen, Dehme, Rehme und der Lohe. Für den Anschluss dieser Bereiche hat Greenfiber in Bad Oeynhausen bereits Glasfaser von Nord nach Süd verlegt und im Norden und Süden der Stadt jeweils von Ost nach West. Nun plant Greenfiber ein flächendeckendes Angebot für die gesamte Stadt - auch für den Süden. "Und zwar bis zur letzten Milchkanne. Wir wollen keinen Flickenteppich, keine Straßenzüge, die einfach hinten runter fallen, weil der Ausbau dort nicht wirtschaftlich ist", sagt Greenfiber-Sprecher Hinrich Bernzen. Und ist dafür Greenfiber eine Partnerschaft mit den Stadtwerken eingegangen. Am 22. Juni hatte - wie berichtet - der Bad Oeynhausener Stadtrat der Gründung einer Infrastrukturgesellschaft für den flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes zugestimmt. "An dieser Gesellschaft ist Greenfiber mit 25 Prozent beteiligt und die Stadtwerke mit 75 Prozent", erläutert Bernzen. Im Vorfeld der Gründung musste von unabhängiger Seite geprüft worden, ob diese Gesellschaft auch wirtschaftlich agieren könne. "Diese Prüfung hat ergeben, dass der geplante flächendeckende Ausbau wirtschaftlich ist, aber nur unter der Voraussetzung, dass 30 Prozent der Haushalte auch einen Glasfaseranschluss haben möchten", erklärt Bernzen. Bei etwas mehr als 20.000 Haushalten sind das etwa 7.000 anschlusswillige Kunden. "Wir dürfen mit dem flächendeckenden Ausbau erst beginnen, wenn die Quote erfüllt ist", macht Bernzen deutlich. Für den Ausbau des Glasfasernetzes hat Greenfiber eine Mischkalkulation aufgemacht. "Unser Netz wird diskrimierungs- und barrierefrei sein", so der Greenfiber-Sprecher. Soll heißen, der tatsächliche Wohnort spielt dann bei der Entscheidung für einen Glasfaseranschluss keine Rolle mehr. "Nicht nur die Kernstadt soll in den Genuss des modernen Internets kommen, sondern die Menschen in allen Stadtteilen. Das gemeinsame Ziel von Stadtwerken und Greenfiber lautet: Glasfaser für alle", appelliert er an die Solidarität der Bad Oeynhausener. Greenfiber bei der Vertragsbindung vorn Die kommunale Glasfaser-Gesellschaft wird das Netz bauen und es künftig auch betreiben. Für die Nutzung des Netzes werden wie auch beim Netz der Telekom bzw. Glasfaser Nord-West Telekommunikationsanbieter dann Durchleitungsgebühren zahlen müssen. Das wird im ersten Jahr beim Glasfasernetz von Greenfiber und den Stadtwerken nur Greenfiber selbst sein. Denn wer von Greenfiber einen Glasfaseranschluss bekommen möchte, muss sich mit seinem Internetvertrag für zwölf Monate an Greenfiber binden. "Ab dem zweiten Jahr soll unser Netz auch für andere Telekommunikationsanbieter offen sein", so Bernzen. Wer sich bis zum Ende der Vermarktungszeit - das ist der 4. Oktober - für Greenfiber entscheidet, bekommt den Hausanschluss kostenlos. Bis zum Ende der Bauzeit - Bernzen rechnet bis dahin noch mit etwa zwei Jahren - kostet ein Hausanschluss dann 500 Euro. "Wenn wir fertig gebaut haben, werden wir für weitere Hausanschlüsse dann die realen Kosten nehmen müssen." Für die Vermarktung hat Greenfiber im Lenné Karree an der Viktoriastraße ein Büro eingerichtet. Außerdem bieten Greenfiber und die Stadtwerke in den kommenden Woche Informationsveranstaltungen in allen Stadtteilen an. Mit der Vermarktung des Glasfaserausbaus im Bad Oeynhausener Norden haben die Glasfaser Nord-West und deren Partner Telekom und EWE bereits am 1. Juli begonnen. "Voraussichtlich bis Frühjahr 2023 werden wir die Hausanschlüsse kostenlos anbieten", sagt Tomke Hollander, Sprecherin von Glasfaser Nord-West. Danach werden ein Hausanschluss 800 Euro pro Haushalt kosten. Mit dem Ausbau des Verteilnetzes im Bad Oeynhausener Süden hat Glasfaser Nord-West bereits begonnen. Verlegt wird das Glasfaserkabel mit einem kurzen Abzweig zum jeweiligen Grundstück. "Erst wenn sich der Kunde für einen Anschluss entscheidet, bauen wir auf dem Privatgrundstück weiter", so Hollander. Dann allerdings muss der Kunde auch einen Vertrag buchen - entweder bei der Telekom oder EWE, bestätigt Hollander auf Nachfrage. Und zwar mit einer Vertragslaufzeit von 24 Monaten. Auch das Unternehmen Glasfaser Nord-West wird sein Bad Oeynhausener Glasfasernetz in zwei bis drei Jahren auch für andere Anbieter öffnen. Letztlich wird der Bad Oeynhausener Süden dann also in den Genuss von zwei Glasfasernetzes kommen. "Beide dürfen bauen, beide Unternehmen bauen jeweils ein autonomes Netz", sagt Kreiswirtschaftsförderer Oliver Gubela. "Wir haben keine Monopolstruktur." Und so sei es nicht unüblich, dass in dicht bebauten und daher auf dem Telekommunikationsmarkt heiß umkämpften Gebieten, künftig mehr Glasfaserkabel unter dem Bürgersteig liegen.

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