Johanniter starten mit dem Bau eines neuen Kindergartens

Bad Oeynhausen. Die beiden Häuser in der Britensiedlung sind schon verschwunden, derzeit wird der Bauschutt abtransportiert. Mit mehr als einjähriger Verspätung beginnt die Johanniter-Unfallhilfe mit dem Bau einer neuen Kindertagesstätte in der ehemaligen Britensiedlung an der Rolandstraße. Nach den einschlägigen Verzögerungserfahrungen ist eine "Eröffnung im nächsten Frühjahr" für Kita-Fachbereichsleiterin Marion Gärtner nur eine "große Hoffnung", aber keine feste Terminzusage. Für diese Hoffnung gibt es allerdings gute Gründe. Für den Neubau liegen Erfahrungswerte vor. Das Gebäude hat bereits fertige Vorbilder. Die stehen in Lügde und Schlangen und wurden von demselben Architekten geplant, der nun auch für die Rolandstraßé die Verantwortung trägt. "Wir haben nur innen ein paar Veränderungen bei der Raumaufteilung vorgenommen, auch bei der Farbgestaltung wird es Unterschiede geben", betont Marion Gärtner. Ansonsten blieb alles unverändert. In dem eingeschossigen Holzständerbau sollen 700 Quadratmeter für die Betreuung der 71 Kinder genutzt werden. Neben Gruppen-, Schlaf und Sanitärräumen sind unter anderem eine Küche und eine kleine Turnhalle geplant. "Energiesparende Bauweise", nennt Gärtner als weiteren Aspekt, der übernommen wird. Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage installiert, außerdem sind Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Auf dem etwa 1.100 Quadratmeter großen Außengelände werden unter anderem Spiel- und Klettergeräte aufgestellt. Kinder aus dem Martin-Luther-Hof wechseln an neuen Standort "Wir arbeiten teiloffen", verspricht Jennifer Hasenkamp. Die Kinder werden nicht ausschließlich in festen Gruppen betreut, vielmehr können sie selbst zwischen verschiedenen Angebote wie Rollenspiele, Bauen/Konstruieren, Bewegung und Kreativ auswählen. Reggio-Pädagogik nennt die Leiterin das Konzept, das ihr und dem Team Orientierung geben soll. "Damit wird das selbstständige Lernen der Kinder gefördert", hebt die 28-Jährige hervor. Einen Namen für die neue Einrichtung gibt es noch nicht, der soll aber in den nächsten Wochen intern gefunden werden. Vier Gruppen wird es geben: jeweils zwei für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren, dazu eine mit zehn Plätzen für Kinder zwischen ein und drei Jahren und eine mit 21 Plätzen für drei- bis sechsjährige. "Es gibt nur noch zwei freie Plätze für U3-Kinder", freut sich Jennifer Hasenkamp über das große Interesse der Eltern an einer Betreuung in ihrer Einrichtung. Wobei es abgesehen von 18 neuen Voranmeldungen alles Eltern sind, mit denen sie schon vor dem Einzug zusammenarbeiten wird. Bis zur Eröffnung der neuen Kita führen die Johanniter unter Hasenkamps Leitung einen Notbetrieb im Martin-Luther-Hof. Die dort derzeit betreuten 18 Kinder werden ebenso wie die Neuankömmlinge, die ab 1. August nach Rehme kommen, in die Rolandstraße wechseln. Das gilt natürlich auch für das Team, das Jennifer Hasenkamp leitet. Das wird schon zum 1. August um vier Fachkräfte und eine Auszubildende erweitert. Am neuen größeren Standort werden 15 Fachkräfte im Einsatz sein. Wobei Hasenkamp zuversichtlich ist, die noch freien sechs Stellen schon in Kürze besetzen zu können. Im Februar letzten Jahres hatten Bürgermeister Lars Bökenkröger und Beigeordneter Stefan Tödtmann versprochen, dass der jahrelange Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder zum 1. August 2022 behoben werden sollte. Mit dem Deutschen Roten Kreuz und der Johanniter-Unfallhilfe waren zwei Träger gefunden worden, die Stadt wollte die Grundstücke bereitstellen. Die Finanzierung der beiden Einrichtungen mit jeweils 71 Plätzen schien gesichert. Das Land stellte externen Trägern 2,3 Millionen Euro zur Verfügung. Doch dann steigen coronabedingt Material- und Handwerkerkosten, außerdem wurden Luftfilteranlagen für den Infektionsschutz gesetzlich vorgeschrieben. "Das Geld reicht nicht", mussten Hans-Jürgen Weber vom DRK-Kreisverband und Christian Rehberg, Regionalvorstand der Johanniter übereinstimmend feststellen und den für Sommer 2021 geplanten Baubeginn verschieben. DRK hat schon im November angefangen Mittlerweile hat die Stadt zugesichert, Finanzierungslücken bis zu einer Höhe von 200.000 Euro zu übernehmen. Während der DRK-Kreisverband im November letzten Jahres mit dem Bau auf dem Gelände Auf der Horst in Eidinghausen begann, herrschte auf dem Grundstück an der Rolandstraße weiter Stillstand. "Die Grundstücksverhandlungen waren schwierig", nennt Rehberg als Grund für weitere Verzögerung. Doch der ist nun ausgeräumt, die Johanniter haben mit der Stadt, die das Gelände für das Grundstück von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gekauft hat, einen Erbbaurechtsvertrag geschlossen. In den nächsten Wochen müssen die Keller der abgerissenen Gebäude verfüllt werden, für Anfang September ist der erste Spatenstich geplant. "Wir rechnen mit sieben bis neun Monate Bauzeit", erklärt Gärtner. Macht diese Zeitangabe aber natürlich nur unter dem Vorbehalt, dass Corona oder Materialengpässe infolge des Ukrainekrieges für unvorher- und für den Bauherrn unvermeidbare Verzögerungen sorgen könne. "Spätestens zum Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. August 2023", verspricht sie immerhin als festen Termin. Macht dann auf Nachfrage der NW doch noch auf einen Unsicherheitsfaktor aufmerksam: die rasant steigenden Baukosten. Die Stadt hat nur eine Zusage über 200.000 Euro erteilt. Gärtner: "Wenn das nicht reicht, müssen wir neu überlegen. Eine Finanzierung aus eigenen Mitteln kommt aber nicht in Frage".

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