Gasheizung in Freibad: Bad Oeynhausen will sparen, Löhne kann nicht

Bad Oeynhausen/Löhne. Die Stadt Detmold hat am vergangenen Dienstag in ihren vier Freibädern die Beckenheizung abgestellt, um "einen Beitrag zur Sicherung der Gasreserven" zu leisten. So steht's in einer Pressemitteilung. Das Wasser in den vier Detmolder Becken wird seit einer Woche nicht mehr mit Gas gewärmt. Die Lipper sparen dadurch in diesem Jahr voraussichtlich den Wärmebedarf von 65 Vier-Personen-Haushalten ein und handeln ganz nach der Maßgabe von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): Jede Kilowattstunde zählt. In Bad Oeynhausen und Löhne gibt es drei Freibäder. Folgen die Nachbarstädte dem Detmolder Vorbild? Das neue Frei- und Hallenbad im Siel in Bad Oeynhausen soll am Mittwoch, 20. Juli, eröffnet werden. Die Stadtwerke haben dafür ein neues Blockheizkraftwerk gebaut, das Gas verbrennt und damit Wärme und Strom erzeugt. Nach zwei Jahren Bauzeit wollen Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) und Stadtwerke-Vorstand Andreas Schwarze das Sielbad eröffnen. In 15 Tagen ist der Termin. Wirklich? Bürgermeister Lars Bökenkröger sagt auf Nachfrage: "Der Termin ist zu halten. Öffnen werden wir's." Allerdings sieht Bökenkröger auch, dass sich die Gaskrise zuspitzt. Die Bundesnetzagentur warnt vor dem Ausfall der Gaslieferungen aus Russland. Experten befürchten, Russland könnte nach der planmäßigen Wartung der wichtigen Pipeline "Nordstream 1" aus politischen Gründen die Wiederaufnahme der Gaslieferungen verzögern oder ganz aussetzen. "Die Bundespolitik bereitet die Öffentlichkeit auf eine schwierige Lage vor", sagt Bökenkröger. Mit Blick auf das Sielbad in Bad Oeynhausen werde man "Woche für Woche schauen" müssen, ob das Bad angesichts möglicherweise ausbleibender Gaslieferungen weiter betrieben werden kann. "Machen wir uns nichts vor", sagt Bökenkröger: "Bei Freibädern und Spaßbädern wird als erstes gespart." Freibäder in Bad Oeynhausen kommen ohne Gas aus - Löhne nicht Das zweite Bad Oeynhausener Freibad auf der Lohe wird ausschließlich mit der Kraft der Sonnenstrahlen beheizt. Und auch im nagelneuen Freibad im Siel wird das Beckenwasser in schwarzen Schläuchen durch die Sonne vorgewärmt, bevor es ins Becken kommt. "Das Freibad wird über eine Solar-Absorberanlage beheizt, zusätzlich kommt Wärme aus einer Wärmepumpe", schreibt Stadtwerke-Pressesprecher Rüdiger Ernst. Die dafür notwendige Energie werde aus einer Photovoltaikanlage gewonnen: "Somit wird das Freibad ohne Gas betrieben." Anders ist das jedoch im neuen Hallenbad im Siel gleich nebenan. Für warmes Beckenwasser im Innenbereich wird Gas in einem Blockheizkraftwerk zu Wärme umgewandelt. Die Wassertemperatur im Hallenbad haben die Stadtwerke zuletzt mit 28 Grad Celsius angegeben. Das neue Hallenbad erfülle zudem "alle Anforderungen der Energieeinsparverordnung", schreibt der Stadtwerke-Pressesprecher: "Wichtig ist, dass die Gebäudehülle keine Energie nach außen abgibt." In Löhne kommt die Wärme fürs Freibad aus zwei Blockheizkraftwerken. Ein Blockheizkraftwerk am Rathaus liefert über eine Fernwärmeleitung Wärme und ein 2019 zusätzlich gebautes Blockheizkraftwerk am Hallenbad liefert weitere Wärme zu. Das Löhner Freibad hat letztes Jahr nach Auskunft von Stadtpressesprecherin Ursula Nolting 328.502 Kilowattstunden Wärme verbraucht. Nur das Freibad. Hinzu kommen weitere rund 100.000 Kilowattstunden Wärme, die während der Freibadöffnung im Sommer sowohl ans Freibad, als auch ans Hallenbad geliefert wurden. Sollte Löhne dem lippischen Vorbild folgen und die Beckenheizung abstellen, ließen sich überschlagsmäßig rund 400.000 Kilowattstunden Energie sparen - also etwa die Heizenergie von 22 Vier-Personen-Haushalten. "Dann geht keiner mehr hin" "Wenn wir die Wärmelieferung abstellen, ist das Wasser kalt", sagt Ulrich Niemeyer, allgemeiner Vertreter des Löhner Bürgermeisters: "Dann geht da keiner mehr hin." Dann könne man das Freibad auch gleich schließen. Stattdessen habe die Stadtverwaltung aber bereits vor zwei Wochen in Absprache mit dem Betreiber des Bades, dem Schwimmverein Aquarius, die Wassertemperatur im Außenbecken von 24 auf 23 Grad Celsius gesenkt. Wie viel Gas das spart, ist noch unklar. Letztlich hängt der Verbrauch von Wärmeenergie auch davon ab, wie das Wetter in diesem Sommer ist und wie viele Menschen ins Freibad gehen - und anschließend heiß duschen. In Bad Oeynhausen gehen die Stadtwerke davon aus, dass eine Absenkung der Wassertemperatur im Hallenbad um ein Grad Celsius eine Einsparung von etwa 101.000 Kilowattstunden Energie im Jahr bringen könnte. Weil es aber noch keinen Jahresverbrauch im Sielbad gibt, sind diese Angaben Schätzwerte, betonen die Stadtwerke. Die beiden Nachbarstädte tun sich schon schwer damit, freiwillig in ihren Freibädern auf Gasverbrauch zu verzichten. Der Bad Oeynhausener Stadtrat hat jüngst gezeigt, wie schwierig diese Debatte vor Ort fällt und beschlossen, entgegen dem Vorschlag der Verwaltungsspitze die Lehrschwimmbecken in Werste und Oberbecksen ein Jahr weiter parallel zum neuen Hallenbad im Siel zu öffnen, damit nach der Coronakrise wieder mehr Kinder Schwimmen lernen können. Auch in Löhne verweist Stadtpressesprecherin Ursula Nolting auf die Schwimmkurse im einzigen Hallenbad in Löhne. Es gebe eine Warteliste von 180 Interessierten. Das Lehrschwimmbecken in Melbergen ist seit Oktober 2020 wegen des kaputten Hubbodens geschlossen. Bäder mit Schul- und Vereinsschwimmen seien "in besonderem Maße gemeinwohlorientiert" und hätten einen erheblichen Einfluss auf die Schwimmfähigkeit der Kinder, so Nolting: "Sie stehen deshalb auf der Liste der möglichen Schließungen weit hinten." Sollte Wirtschaftsminister Habeck tatsächlich am Donnerstag, 21. Juli, den Gas-Notstand ausrufen, geht es wohl nicht mehr um freiwillige Einsparungen. Dann entscheidet die Bundesnetzagentur nach Notfallplan über die Gaslieferungen.

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