Trinkwasserförderung am Limit

Bad Oeynhausen/Löhne. Trotz Millioneninvestitionen in neue Wasserspeicher und ins Versorgungsnetz wird das Trinkwasser im Werretal wieder richtig knapp. Bürgerinnen und Bürger in Bad Oeynhausen, Löhne, Hüllhorst und Teilen von Hille werden aufgefordert, Wasser zu sparen. In den vergangenen neun Tagen ist der Verbrauch derart in die Höhe geschnellt, dass nicht mehr genug Wasser für alle Bedarfe da ist. Der Wasserbeschaffungsverband (WBV) &bdquo;Am Wiehen“ hat die die Trinkwasserampel deshalb von der Vorwarnstufe Gelb auf die Warnstufe Rot gestellt. Ursache für die Wiederkehr der Wasserkrise ist der Ausfall eines wichtigen Vorlieferanten für Trinkwasser. Das erklärte der WBV-Vorsteher und Löhner Bürgermeister Bernd Poggemöller (SPD) auf Nachfrage der NW. Derzeit fehlten dem Beschaffungsverband täglich rund 800 Kubikmeter Wasser. Der Verband selbst fördert in seinen Brunnen etwa 12.000 Kubikmeter Wasser täglich, kauft aber rund 4.000 Kubikmeter Trinkwasser aus der Nachbarschaft zu. &bdquo;Unsere Förderung ist stabil, aber am Limit“, sagt Poggemöller: &bdquo;Wir sind auf die Zulieferung angewiesen.“ Die rund 4.000 Kubikmeter Wasser kommen vom WBV &bdquo;Herford-West“, dem WBV &bdquo;Wiehengebirge“ und von den Stadtwerken Minden. Rohrbruch verschärft die Versorgungslage Die Trinkwasserampel hat der Beschaffungsverband eingeführt, nachdem im Jahr 2019 die Wasserversorgung Spitz auf Knopf stand, die Kommunen mit Bußgeldern gegen Wasserverschwendung vorgingen und die Feuerwehr mit Lautsprecherdurchsagen zum Wassersparen aufrief. Davon ist jetzt noch nicht die Rede. WBV-Vorsteher Bernd Poggemöller hat allerdings erst am Mittwoch im WDR-Fernsehen eindringlich zum Wassersparen aufgefordert, da war erst die Vorwarnstufe ausgerufen. Grund dafür war ein &bdquo;kapitaler Rohrbruch“: Etwa 1.500 Kubikmeter Trinkwasser sind durch einen 2,5 Meter langen Riss der Hauptleitung zwischen dem neuen Trinkwasserspeicher in Bergkirchen und dem Speicher im Wiesental in der Bad Oeynhausener Südstadt verloren gegangen. Der Rohrbruch hat die Versorgungslage verschärft. Dramatisch ist aber offenbar der Ausfall der Zulieferung aus der Nachbarschaft. Auch im Osten des Wasserbeschaffungsverbandes am Wiehen ist das Trinkwasser nämlich knapp. Auch im Kreis Minden-Lübbecke steht Wassersparen an Das Umweltamt des Kreises Minden-Lübbecke hat am Freitag erstmals in einer Pressemitteilung im gesamten Mühlenkreis zum Wassersparen aufgefordert: &bdquo;Die oberen Grundwasserleiter konnten noch immer nicht das Niveau wieder erreichen, das sie vor den trockenen Sommern 2018/2019 hatten.“ Trinkwasser werde auch im Mühlenkreis zum &bdquo;knappen Gut“. Der Wasserbeschaffungsverband beobachtet die Füllmenge der Wasserspeicher genau. Wichtigster Speicher im Verbandsgebiet ist der neue Hochbehälter in Bergkirchen und der wird über Nacht nur noch halbvoll, wie Poggemöller berichtet. Das bedeutet: Tagsüber, wenn die Verbräuche in die Höhe gehen, leert sich der Speicher zusehends. Poggemöller fordert deshalb alle Verbraucher auf, weniger Wasser zu verbrauchen. Besonders das Befüllen von Pools, Hofreinigungen, Gartenbewässerungen und andere verzichtbare Wasserverbräuche seien in den nächsten Tagen dringend zu unterlassen. Wenn alle sparen, bleibt genug Wasser Poggemöllers Aufruf zielt dabei nicht nur auf das eigene Versorgungsgebiet in Löhne, Bad Oeynhausen, Hüllhorst und dem Amt Hartum (mit Hartum, Hille, Holzhausen II, Nord- und Südhemmern), sondern auch in den Mindener Stadtteilen Hahlen und Minderheide. &bdquo;Wir haben leider keine andere Möglichkeit, um die Wasserversorgung in der Region aufrechtzuerhalten. Jetzt muss jeder Einzelne dabei helfen, die Situation wieder zu entspannen.“ Ein Ausfall in der Wasserversorgung hätte weitreichende Konsequenzen, die sich über Wochen ziehen könnten. Die Wasserversorger in der Region arbeiteten auf Hochtouren, um dieses Szenario zu verhindern – dennoch komme es auf jeden einzelnen Verbraucher an. Wie lange die akute Trinkwasserkrise dauern wird, ist unklar. Womöglich entspannt sich die Situation durch die nächsten Regenschauer. In Schulferien sinkt zudem erfahrungsgemäß der Wasserverbrauch. Die höchsten Verbräuche hat der Verband zuletzt unter der Woche in den Abendstunden bemerkt. &bdquo;Dann, wenn normalerweise der Garten gewässert wird“, sagt Poggemöller. Und genau das sei jetzt im Interesse aller zu unterlassen. Poggemöller betonte die Zielrichtung seines Aufrufs: &bdquo;Es geht nicht um die Gießkanne, es geht um Sprenkleranlagen und Gartenpools.“ Diese großen Wasservorkommen dürfen nicht ins Leitungsnetz Nach zwei Jahren ohne Wasserkrise kehrt das Thema ausgerechnet in einer Zeit zurück, in der auch andere lebenswichtige Güter knapp werden. Poggemöller verweist auf die bisherigen Investitionen in neue Speicher und Leitungen, die bereits geholfen hätten: &bdquo;Wir halten jetzt länger durch.“ Noch im August werde der Verband eine neue Wasserleitung aus Lübbecke anschließen, im September soll ein neuer Brunnen in Betrieb gehen. Der Wasserbeschaffungsverband beschafft sein Trinkwasser bisher vor allem nördlich des Wiehengebirges und pumpt es in großen Leitungen auf die Südseite. Im Werretal gibt es zwar auch große Wasservorkommen, allerdings handelt es sich dabei vor allem um Mineralwasserbrunnen, die laut Trinkwasserverordnung nicht ins Leitungsnetz eingespeist werden dürfen. Mineralwasser darf allerdings in Flaschen abgefüllt und verkauft werden. Die Stadtwerke der Mitgliedskommunen im Wasserbeschaffungsverband sind deshalb seit Jahren auf der Suche nach neuen Brunnenstandorten. &bdquo;In Löhne untersuchen wir derzeit drei Wassergewinnungsgebiete genauer“, sagt Poggemöller: an der Werre, an der Else und am Rehmerloh-Mennighüffener Mühlenbach. Gleiches gelte auch für die Stadtwerke Bad Oeynhausen. In der Kurstadt musste die Wassersuche zuletzt allerdings auch Rückschläge hinnehmen. Ein Probebrunnen auf der Portaner Weserseite lieferte nicht die erhoffte Wassermenge. Der Wasserbeschaffungsverband führt aber nach Auskunft von Poggemöller derzeit auch mit den Verbünden im Süden intensive Gespräche über Wasserlieferungen aus Vlotho und Exter.

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