Glasfaser: Bürger müssen sich bis Oktober entscheiden

Bad Oeynhausen. Mit knapper Mehrheit hat der Rat am Mittwochabend in nicht-öffentlicher Sitzung eine neue Kooperation zwischen Stadtwerken und dem Unternehmen Greenfiber auf den Weg gebracht. Wie die NW exklusiv berichtete, soll die neue Gesellschaft das Stadtgebiet flächendeckend mit schnellem Internet versorgen. Dafür müssen sich bis zum 4. Oktober 30 Prozent aller Bad Oeynhausener Haushalte - also 7.200 Haushalte - für Glasfaser entscheiden. Sie sind dann vertraglich bis zu zwei Jahre an den neuen Anbieter gebunden. Damit will die Stadt der Rosinenpickerei vorbeugen - also der Gefahr, dass immer mehr Glasfaser-Firmen sich die besten Flecken rauspicken, dort Leitungen verlegen und letztlich aus Lukrativität wieder viele weiße Flecken übrig blieben. Eine Postwurfsendung an alle Bad Oeynhausener Haushalte ist bereits vorbereitet. Die Pandemie war ganz klar ein Digitalisierungstreiber. Davon sind Stadtwerke-Chef Andreas Schwarze, Greenfiber-Geschäftsführer Paul Gummert und Bürgermeister Lars Bökenkröger überzeugt. Somit braucht es auch in Bad Oeynhausen die passende Infrastruktur für schnelles Internet. "Für mehr Fortschritt", wie Schwarze am Mittwochabend in der Ratssitzung betonte. "Wir haben uns bewusst für eine flächendeckende Versorgung entschieden", erklärt er. Damit alle Kurstädter in den Genuss der Glasfaser kommen könnten. "Glasfaser in kommunaler Hand ist das Beste für die Bürger", ist Schwarze überzeugt. Im März habe man die ausgearbeiteten Kooperationsverträge im Verwaltungsrat vorgestellt und am 2. Juni beschlossen. Alles nicht-öffentlich. So war es auch für die Ratssitzung vorgesehen. Bökenkröger persönlich aber war es, der dann die Informationsvorträge bewusst in den öffentlichen Teil der Sitzung zog. Die finanziellen Aspekte, also Kredite in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro, kamen dann aber wieder hinter verschlossenen Türen auf den Tisch. Glasfaser ist bis zu 100 Mal schneller 14.748 Adressen, also Hausanschlusspunkte, gibt es in der Kurstadt, wie der Gigabit-Beauftragte des Kreises Minden-Lübbecke, Enrico Nauen, den Ratsmitgliedern erklärte. Hinter diesen Hausanschlüssen können aber durchaus mehrere Haushalte hängen. Von diesen mehr als 14.000 sogenannten Adressen sind bereits 394 durch die Förderung ländlicher Raum, also die "Weiße-Flecken-Förderung" neu mit schnellem Internet versorgt worden. "2.579, also 5.100 Haushalte, werden derzeit von Glasfaser Nordwest auf der Lohe versorgt", erklärte Nauen. Doch auch wenn nach und nach immer mehr Firmen Bad Oeynhausen entdeckten und mit schnellem Internet versorgen wollten: "Es werden Adressen übrig bleiben. Die, die nicht lukrativ genug sind. So ticken die Privatunternehmen." Auch er rät deshalb zu einer flächendeckenden eigenen Versorgung. "Eigentlich hätte man sich darüber im Vorfeld kreisweit verständigen müssen", urteilt Nauen. Nun müsse jede Kommune selbst aktiv werden. Der Altkreis Lübbecke und Hille haben diesen Ausbau in Eigenregie bereits beschlossen, Bad Oeynhausen, Minden und Porta sowie Petershagen noch nicht. "Das Kupfernetz bietet einfach keine zuverlässige Bandbreite. Die Schwankungen sind zu stark." Da gehöre Glasfaser die Zukunft. "Diese Infrastruktur ist richtig was wert - mindestens das Doppelte", so Nauen. Die Vorteile für das neue Netz lägen somit auf der Hand: Das Glasfasernetz ist bis zu 100 Mal schneller als das veraltete Kupfernetz. Es ist deutlich sicherer und läuft zudem sehr stabil. Greenfiber hat sich nun zusammen mit den Stadtwerken das Ziel gesetzt, alle Adresspunkte zu erschließen. Bedeutet, das passive Netz mit Leerrohren, Glasfaser und Verteilpunkten bauen beide zusammen. Das aktive Netz betreibt Greenfiber danach alleine. Wer möchte, kann dann auch anschließen. "In der Anfangsphase ist der Hausanschluss kostenlos", warb Greenfiber-Geschäftsführer Paul Gummert in der Ratssitzung. Der Zugang sei offen und die Kurstädter hätten die freie Wahl des Anbieters - aber erst nach zwei Jahren. Solange sind sie an Greenfiber gebunden. Preislich liegen die in den gleichen Größenordnungen wie ihre Konkurrenz. Ganz so einfach, wie es klingt, ist es aber nicht. Denn nur wenn sich 30 Prozent der Bad Oeynhausener für Glasfaser entscheiden, wird auch gebaut. Und da reicht keinesfalls ein einfaches Ja. "Es braucht 7.200 Mal den Vertragsabschluss und den Dienstvertrag, der bei 40 Euro monatlich beginnt", so Gummert. Wer dann nicht nur fürs Internet den Anbieter wechseln möchte, kann auch seine Telefonie mit zu Greenfiber nehmen. Gummert: &bdquo;Für den Zugang zum schnellen Internet darf der Wohnort nicht mehr entscheidend sein“. Beratungsbüro im Lenné Karree Das Hamburger Unternehmen, das im vergangenen Jahr auch die Wittekindsquelle in Bergkirchen gekauft hatte, will ab der kommenden Woche die Werbetrommel rühren. Infoveranstaltungen, Postwurfsendungen, Beratungsbüros im Lenné Karree und im Werre-Park sowie mobil oder auch in der Wittekindsquelle sind in Planung. Gewerbekunden sollen ebenfalls angesprochen werden. Die Stadtwerke werden in den kommenden Tagen mit einem ersten Anschreiben die Bad Oeynhausener informieren. Greenfiber-Pressesprecher Hinrich Bernzen weist auf das neue Beratungsbüro hin, das im Erdgeschoss des Lenné Karrees am 1. Juli starten wird: "Montags bis freitags von 9 bis 17.30 Uhr - dort beantworten wir den Bürgerinnen und Bürgern all ihre Fragen persönlich." Bereits jetzt die Internetseite zum neuen Gemeinschaftsprojekt online. Unter www.greenfiber.de/badoeynhausen finden interessierte Bürgerinnen und Bürger erste Informationen. Auch telefonisch finden ab sofort unter 0800 / 822 0 228 Beratungen zum Zukunftsprojekt statt.

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