Glasfaser in Eigenregie für die ganze Kurstadt

Bad Oeynhausen. Flächendeckend Glasfaser in der Kurstadt - das ist das Ziel von Bürgermeister Lars Bökenkröger. Deshalb plant die Stadt gemeinsam mit dem Unternehmen "Greenfiber" den Aufbau und den Betrieb eines modernen Glasfasernetzes in kommunaler Hand. So soll verhindert werden, dass sich andere Anbieter die Rosinen herauspicken und letztlich Gebiete übrig bleiben, die aufgrund der fehlenden Lukrativität vom schnellen Internet abgeschnitten bleiben. Über die Gründung dieser neuen Kooperationsgesellschaft zur Errichtung eines Breitbandnetzes zwischen Stadtwerken und Greenfiber entscheidet am Mittwochabend der Rat - allerdings im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung. Das benötigte Kapital für diesen Ausbau: mehr als 30 Millionen Euro, die über Kredite finanziert werden sollen. Derzeit baut das Unternehmen Greenfiber die bislang unterversorgten Gebiete im gesamten Mühlenkreis mit dem schnellen Netz aus. Die Ausbauarbeiten laufen auf Hochtouren und auch in Bad Oeynhausen surfen schon viele Haushalte glasfaserschnell. Die so genannten &bdquo;weißen Flecken“ profitieren von umfangreichen Fördermitteln von Bund und Land. Aber die Gebiete in der Kurstadt, die – laut Förderrichtlinie – mit einem derzeit noch ausreichreichenden Internet verbunden sind, müssten sich auch zukünftig mit den veralteten Kupferkabeln begnügen. Wenn sich nicht andere Unternehmen finden, die ebenfalls Glasfaserkabel verlegen. Glasfaser Nordwest bietet freie Anbieterwahl Das ist derzeit zum Beispiel auf der Lohe und in Teilen der Südstadt der Fall. Dort akquiriert der Infrastrukturanbieter Glasfaser Nordwest momentan mögliche Kunden. Das Unternehmen, das von der Telekom und EWE gegründet wurde, möchte nach eigenen Angaben 5.100 Glasfaseranschlüsse auf der Lohe verlegen. "Unser übergeordnetes Ziel ist, 1,5 Millionen Haushalte und Unternehmen im Nordwesten Deutschlands mit schnellem Internet zu versorgen", erklärt Tomke Hollander, Pressesprecherin von Glasfaser Nordwest. Das umfasse die Netzregionen von EWE, Osnatel und SWB. "Wir haben Experten, die sich um die Gebietsauswahl kümmern und nach Berechnung der Wirtschaftlichkeit entscheiden", erklärt sie. Und da sei die Wahl auf Bad Oeynhausens Süden gefallen. "Dort bieten wir den bedingungslosen Ausbau." Soll heißen, überall werden die orangefarbenen Glasfaserkabel verlegt. Jedes Grundstück erhält einen eigenen Abzweig. Egal, wie viele Kunden sich später für einen solchen Anschluss entscheiden würden. "Niemand muss, alle können", bringt es Hollander auf den Punkt. Das Gebiet von Glasfaser Nordwest geht ab dem 1. August in die Vermarktung, die Interessenten haben die Chance, frei einen Anbieter zu wählen. Erfahrungsgemäß, so berichtet Hollander von anderen Gebieten, gebe es in der Vermarktungsphase den Hausanschluss kostenlos. Je nach Wahl des Tarifes fielen dann entsprechende Kosten an. Dazu aber kann Tomke Hollander keine Angaben machen: "Wir sind ein reiner Infrastrukturanbieter. Keine Produkte, keine Endkunden, keine Preisgestaltung." Bei ihnen habe der gesamte Kommunikationsmarkt Zugriff auf die Kabel. Es braucht trotzdem eine Quote Und damit unterscheidet sich Glasfaser in einem ganz wesentlichen Punkt von Greenfiber. Während auf der Lohe die Bad Oeynhausener künftig ihren Internetanbieter frei wählen können und somit auch beim bestehenden bleiben können, sind Einwohner in den Gebieten, die von Greenfiber ausgebaut werden auch an deren Internetanschluss gebunden. Es gibt für die ersten zwei Jahre keine freie Anbieterwahl. Eine Stadt - zwei Verfahren. Und jede Menge Bad Oeynhausener, die vom Norden neidisch in den Süden schauen. Wird sich das ändern: "Wir haben viele Ausbauprojekte, aktuell sind es 237 Gebiete. Aber da ist noch Luft nach oben. Ich kann aber leider nicht sagen, ob wir weitere Gebiete in Bad Oeynhausen erschließen", bedauert Tomke Hollander. Doch genau diese Zerrissenheit, dieses Herauspicken von lukrativen Stadtteilen, möchte die Stadt vermeiden. Auch wenn immer mehr Glasfaser-Unternehmen auf den Markt drängen - die Verwaltung hat Sorge, dass am Ende wieder weiße Flecken übrig bleiben. Also Straßenzüge, für die sich kein Unternehmen findet. Das gelte es zu vermeiden. Weshalb Greenfiber in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken künftig überall das schnelle Internet verlegen soll. Flächendeckend. Und zwar in Kooperation mit den Stadtwerken - wie jüngst in Espelkamp. Wo für die Finanzierung des Projektes die Glasfasernetz Espelkamp GmbH Fremdkapital in Höhe von 13,446 Millionen Euro benötigt. Doch auch bei diesem Projekt täuscht das Stichwort flächendeckend. Auch bei diesem Angebot muss eine bestimmte Quote erfüllt werden. Nur wenn 40 Prozent der Haushalte einen Glasfaseranschluss haben wollen, werden auch die entsprechenden Kabel verlegt. Und erst dann rechnet es sich.

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