Mitten in der Innenstadt: Betonklotz wird bis Weihnachten abgerissen

Bad Oeynhausen. Die letzten Tage des City Centers sind gezählt. Noch im September soll der Betonklotz im Herzen der Kurstadt entkernt werden. Anfang Oktober wird dann die Innenstadt zur Großbaustelle, wie die Investoren ankündigen. Zunächst sollen mehrere jüngere Bäume entlang der Lennéstraße abgesägt werden, um Platz für die Bagger und die eigentlichen Abriss- und Bauarbeiten zu schaffen. Das ehemalige Shoppingscenter in der Fußgängerzone soll bis Weihnachten weggeräumt sein. Das neue Gesundheitszentrum könnte dann, sofern die Witterung die Bauarbeiten nicht behindert, im Jahr 2025 bezugsfertig sein. Christian R. Ernst und Klaus Keil, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft Real Estate Asset Kappa (IGREAK), stellten diesen Zeitplan bei einem NW-Redaktionsbesuch vor. Zwei Wochen zuvor haben die beiden Investoren bereits mit zahlreichen möglichen Mietern gesprochen. Von den rund 11.000 Quadratmetern Nutzfläche soll der größte Teil von Arzt-Praxen und Praxisgemeinschaften genutzt werden. Der Clou: Die Mieter können zugleich Eigentümer werden, wie Ernst und Keil ankündigen. 60 Prozent des Gebäudes soll an eine Genossenschaft übereignet werden. Ärzte, die eine Praxis im Medicampus eröffnen wollen, können Mitglied der Genossenschaft und somit auch Miteigentümer der Immobile werden - müssen es aber nicht. Jede Praxis braucht ein Waschbecken Das Treffen mit den Ärzten und Interessenten aus der Gesundheitsbranche hat ohne größeres öffentliches Aufsehen im Fennel-Zentrum stattgefunden. "Wir haben mit etwa 50 Interessenten gesprochen", sagt Klaus Keil. Das Genossenschafts-Modell sei bei den Medizinern gut angekommen, versichert Keil. Das Konzept der Berliner Immobilienmanager sieht für Interessenten ein "Rundum-Sorglos-Paket" vor. Das Gesundheitszentrum ist in Module von je etwa 80 Quadratmetern Fläche eingeteilt, die variabel erweiterbar sind. Ernst: "Das ist ein Mikrokosmos, der für sich steht." Auf dem ehemaligen Hockeyplatz am Stadion entsteht ebenfalls ein Gesundheitszentrum, das Medical City Plaza. Ohne näher darauf einzugehen, betonen die beiden Investoren aus Berlin aber ausdrücklich, dass ihr Betriebskonzept genau auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sei. "Wir planen ein Gesundheitszentrum. Und zwar vom ersten Federstrich an", sagt Christian Ernst. "Das geht bis hin zum Abwasserkonzept." Was das bedeutet, erläutert Ernst am Beispiel eines Waschbeckens. Jede Arztpraxis brauche diese Waschgelegenheit. Normalerweise gibt es in Altbauten aber nicht an jeder Stelle Abwasserrohre, was die Raumnutzung einschränkt. Das soll im künftigen Medicampus Bad Oeynhausen anders sein. "Wir reden vor allem mit Bestandspraxen" Ihre Kunden suchen die Investoren aus Berlin unter den bekannten Kassenärzten der Kurstadt. "Wir reden vor allem mit Bestandspraxen", sagt Klaus Keil. Die Zahl der Kassenzulassungen in Bad Oeynhausen wird in nächster Zukunft sehr wahrscheinlich nicht steigen. Bad Oeynhausen gilt nicht als ärztlich unterversorgte Kommune. Im Medicampus sollen vom Hörgeräteakustiker, Optiker und Physiotherapeuten über den Hausarzt bis zur Radiologischen Gemeinschaftspraxis und dem Zahnarzt alle Fachärzte unter einem Dach erreichbar sein. Allein für die Radiologie gebe es drei Interessenten, bestätigen die Investoren. "Dass eine Radiologie kommt, ist gesetzt", sagt Keil. Allein 6.100 Quadratmeter stehen für Praxen zur Verfügung. 3.000 Quadratmeter sind als Gewerbeflächen für Apotheken, Drogerien und Sanitätsbedarf vorgesehen. Vor wenigen Monaten erst haben die Investoren die Wohnfläche des dreiteiligen Gebäudekomplexes noch einmal um 200 Quadratmeter aufgestockt. "Wir haben aus einem zweigeschossig geplanten Gebäudeteil ein dreigeschossiges gemacht", sagt Keil: "Da ist also quasi noch ein Einfamilienhaus dazugekommen." Sonst habe sich am ursprünglich vorgelegten Konzept nichts geändert. Die altersgerechten Wohnungen richten sich an zahlungskräftige Senioren. Der Neubau soll im Frühjahr 2023 starten, "wenn das Wetter offen ist", sagt Klaus Keil. Eine Genehmigung für den Abriss brauchen die Investoren nicht. Den Bauantrag wollen sie in nächster Zukunft einreichen, so Keil. Gleichzeitig wollen sie der Stadt auch ihr Verkehrskonzept für den Abriss vorlegen. Details dazu, etwa über welche Straßen die erheblichen Schuttmengen abgefahren werden sollen, wollten die Investoren auf Nachfrage noch nicht verraten. Das City Center liegt im Kurgebiet, außerdem behindern die Bahnbrücken den Abtransport des Bauschutts, weshalb dafür nur kleine Lastwagen eingesetzt werden könnten. Nach weniger als zwei Jahren soll der Neubau stehen. "Wir rechnen mit 18 bis 20 Monaten Bauzeit", sagt Ernst. Wenn es fertig ist, solle das Gebäude "weitgehend CO2-neutral" sein, berichten Keil und Ernst. Strom soll aus der Photovoltaik-Anlage vom Dach kommen, geheizt werden soll mit Nahwärme. "Wir haben Absicherungsmechanismen getroffen" Rund 40 Millionen Euro soll das Gesundheitszentrum kosten. Dabei soll es bleiben, auch wenn die Rohstoffpreise und Baukosten derzeit allerorten in die Höhe schnellen. Lieferengpässe machen der Baubranche derzeit Ärger - zuletzt an der Grundschule Eidinghausen, deren Bau sich wegen fehlender Fensterelemente um mindestens drei Monate verzögert. Das scheint die Investoren aber nicht sonderlich zu beunruhigen. "Im Augenblick ist alles gut. Wir haben Absicherungsmechanismen getroffen", berichtet Keil. Der aber auch versichert: "Wir fangen erst an, wenn die Finanzierung komplett steht und die Lieferketten für das Material sicher sind." www.medicampus.online

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