Die geteilte Stadt: So lief die Wahl in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die Kurstadt ist eine schwarze Hochburg. Der in zwei Landtagswahlkreise aufgeteilte Norden und der Süden der Stadt haben am Sonntag übereinstimmend mit Erst- und Zweitstimmen CDU gewählt. Würde es nach Bad Oeynhausen gehen, bekämen Jonas Horstmann und Christian Bobka die Direktmandate für die Wahlkreise 89 und 91. Im Norden war das Rennen um die Erststimmen allerdings knapp. SPD-Kandidat Christian Obrok fehlten nur 36 Stimmen, um mit Christian Bobka gleichzuziehen. Im Süden dagegen fehlten SPD-Direktkandidatin Christina Weng 309 Stimmen auf Jonas Horstmann von der CDU. Auch bei den Zweitstimmenergebnissen ist der Norden der Kurstadt etwas weniger schwarz als der Süden. Die SPD hat in den Stimmbezirken Werste-West und Werste-Nord klar vor der CDU die Nase vorn. Doch schon in Eidinghausen-Süd beträgt der rote Vorsprung vor den Schwarzen nur noch ein paar Prozentpunkte. Die CDU dagegen kann in der ganzen Stadt auf Stammwähler setzen. Besonders schwarz eingefärbt sind die Stimmbezirke Altstadt und Wulferdingsen-Süd rings um Bredenhagen, Sundern und Böllingshofen, wo die CDU jeweils um die 40 Prozent Wählerzustimmung bekommen hat. Die Grünen haben überraschend stark in den ländlicher geprägten Stimmbezirken der Kurstadt abgeschnitten. Ihr stärkstes Ergebnis mit 20,19 Prozent fuhren sie in Wulferdingsen-Nord ein. Das zweitstärkste Ergebnis aber im Stimmbezirk Bad Oeynhausen-West rings um den Kurpark mit 19,76 Prozent der Wählerstimmen. Überall da, wo die CDU besonders gut abgeschnitten hat, haben auch die Grünen satt zweistellige Prozentergebnisse erzielt. FDP schwach, AfD stark Weit vor der FDP hat die AfD Wählerstimmen geholt. Die in Teilen rechtsextreme Partei ist in der Kurstadt viertstärkste politische Kraft. Ihre Stammwähler sitzen offenbar in den Stimmbezirken Wichern, Dehme, Rehme-Mooskamp oder Werste-Ost. Hier sind ihre Wahlergebnisse klar zweistellig. In den ersten beiden genannten Stimmbezirken hat die AfD sogar die Grünen überflügelt und ist drittstärkste politische Kraft. In ganz Bad Oeynhausen hat die AfD zwei Prozentpunkte besser abgeschnitten als im Landesdurchschnitt, wo sie nur 5,4 Prozent erreichen konnte. Die FDP hat in der Kurstadt ein Ergebnis eingefahren, das mit 5,73 Prozent der Zweitstimmen knapp unter dem Landesdurchschnitt von 5,9 Prozent liegt. Überdurchschnittlich schneiden die Liberalen vor allem in Stadtteilen mit denkmalgeschütztem Wohnraum ab. In den Stimmbezirken Altstadt, Eidinghausen-West und Bad Oeynhausen-West liegen die Ergebnisse zwei Prozentpunkte überm Stadtdurchschnitt. Auffällig ist, dass die Liberalen fast überall dort, wo die AfD stark ist, besonders schwach abgeschnitten haben. Die Partei des ehemaligen unabhängigen Bürgermeisterkandidaten Werner Birtsch hat vor allem in Eidinghausen, rings um seinen eigenen Stimmbezirk, Stimmen eingefahren. Die Kleinstpartei Die Basis hat landesweit bloß 0,8 Prozentpunkte der Wähler hinter sich versammelt. In Bad Oeynhausen waren es 1,29 Prozent. Die Linke hat bei der Landtagswahl mit 1,97 Prozent in Bad Oeynhausen nur geringfügig besser abgeschnitten. Die Wahlbeteiligung in Bad Oeynhausen lag mit 51,06 Prozent niedriger als zur Landtagswahl 2017 mit 58,64 Prozent Beteiligung. An der vorherigen Bundestagswahl 2021 haben sich dagegen noch 73,11 Prozent der Bad Oeynhausener Wähler beteiligt. Die Bundestagswahl allerdings eine Ausnahme. Auch bei den Kommunalwahlen 2020 haben mit 48,86 Prozent weniger als die Hälfte der Wähler abgestimmt. Warten auf Bad Oeynhausen Warum es am Wahlabend offenbar ausgerechnet in Bad Oeynhausen wie zur Landratswahl im Mai 2014 und zur Landtagswahl im Mai 2017 schon wieder zu Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Wahlergebnissen gekommen ist, bleib bis Montagabend zunächst unklar. In der Wahlnacht war stundenlang nur 36 von 37 Schnellmeldungen aus Bad Oeynhausen zu sehen. Die Meldung aus dem Briefwahlbezirk 14 aus der Kurstadt fehlte. Die Stadtverwaltung verwies am Montag auf Nachfrage darauf, dass es keine Probleme bei der Auszählung gegeben habe. Der letzte verbliebene Briefwahlbezirk 14 sei ordnungsgemäß ausgezählt und um 21.45 Uhr an die Kreiswahlleiterin gemeldet worden. Die Schnellmeldung aus Bad Oeynhausen blieb aber offensichtlich irgendwo hängen. Wie sich erst im Lauf des Montags herausstelle, hat die Kreiswahlleiterin die letzte Schnellmeldung aus Bad Oeynhausen absichtlich zurückgehalten. Nach Auskunft von Amtsleiter Jan Boße ist das ein übliches Verfahren, damit die Veröffentlichungen der Schnellmeldungen nicht Weitergabe des vorläufigen Wahlkreisergebnisses an den Landeswahlleiter überholen. Der Kreis hat deshalb die letzten 14 Schnellmeldungen aus dem gesamten Wahlkreis 89 (mit Bad Oeynhausen-Süd) geblockt und erst nach telefonischer Prüfung um 23.50 Uhr gemeinsam veröffentlicht. Es war Zufall, dass die letzte Schnellmeldung aus Bad Oeynhausen zu den letzten 14 Schnellmeldungen aus dem ganzen Wahlkreis zählte. Bad Oeynhausen hat also eigentlich erstaunlich schnell ausgezählt. In den Städten Porta Westfalica und Minden brauchten die Wahlhelfer allerdings deutlich länger und deshalb musste auch die Veröffentlichung des Wahlergebnisses aus der Kurstadt warten.

Meistgelesen