Kaum noch leere Wohnungen bei der Heimstätte

Bad Oeynhausen. Bei diesen Zahlen wundert es schon ein wenig, dass Geschäftsführer Alcay Kamis so fröhlich ist. Im vergangenen Jahr hat die Städtische Gemeinnützige Heimstätten-Gesellschaft SGH, eine hundertprozentige Tochter der Stadt Bad Oeynhausen, deutlich weniger Geld in ihren Wohnungsbestand investiert als im Vorjahr. 2021 wandte sie etwas mehr als jeweils eine Million Euro für Instandhaltung und Modernisierung auf. 2020 waren es 1,75 Millionen Euro für die Instandhaltung und 1,4 Millionen Euro für die Modernisierung der Wohnungen. Trotz dieses deutlichen Investitionsrückgangs habe man den Wohnungsbestand aber keineswegs vernachlässigt, versichert Kamis."Auf den ersten Blick mag das so aussehen, also hätten wir weniger für unsere Mieter getan", sagt Kamis. Sanierungsstau also? Nein, das Gegenteil sei der Fall, versichert der SGH-Geschäftsführer, der am Freitag gemeinsam mit Bürgermeister Lars Bökenkröger die Bilanz der SGH für 2021 vorstellte. "Wir haben im vergangenen Jahr mehr Aufträge an Handwerker vergeben als im Vorjahr", betonte Kamis. Aber die Kosten pro Auftrag hätten sich reduziert. Und nein, die Handwerker hätten die geringeren Investitionssummen nicht ausbaden müssen. "Wenn die nicht vernünftig verdienen würden an unseren Aufträgen, dann würden sie die gar nicht annehmen - angesichts der Konjunkturlage auf dem Bau", argumentiert der SGH-Geschäftsführer.Ein "Einheitspreisabkommen" mit den Handwerkern "Wir haben ein Einheitspreisabkommen mit unseren Handwerkern eingeführt", sagt Kamis. Denn viele gerade der kleinen Aufträge seien immer wiederkehrende. "Wenn ein Wasserhahn tropft, muss man das nicht jedes Mal neu berechnen", so Kamis. Vom neuen System würden beide Seiten profitieren. "Für die Handwerksbetriebe bedeutet das mehr Planungssicherheit", sagt Kamis.Richtig froh stimmt den Geschäftsführer aber der Blick auf andere Zahlen. 2021 standen laut Bilanzbericht nur 25 der 1.208 Wohnungen der SGH leer. Darunter waren auch sogenannte "strategische Leerstände", die sich daraus ergeben, dass die Heimstätte die Wohnungen grundsanieren wollte und sie deshalb vorübergehend nicht vermietete. "Zieht man diese ab, dann haben wir aktuell gerade mal zwei Wohnungen in unserem Bestand, die nicht vermietet sind, obwohl sie es sein könnten", sagt Kamis. Im Jahr 2020 verzeichnete die SGH noch 68 Leerstände. Damit korrespondiert die Zahl der Neuvermietungen, die 2020 bei 168 lag und damit exakt doppelt so hoch war wie 2020. "Damit haben wir 300 weiteren Menschen guten, zum Teil sanierten und bezahlbaren Wohnraum geboten", sagt Kamis. Die Durchschnittsmiete der SGH liegt aktuell bei 4,95 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, eine Erhöhung um 6 Cent seit 2020.400.000 Euro Überschuss "nicht einfach einsacken" Bei einer Bilanzsumme von 49,3 Millionen Euro und und Erlösen von 6,85 Millionen Euro blieb der Heimstätte im vergangenen Jahr rund 400.000 Euro Überschuss - nach einem Verlust von 311.000 Euro in 2020. Geld, das man nun nicht einfach "einsacken" werde, sondern in den Bestand investieren wolle", sagt der Heimstätten-Geschäftsührer. Eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre werde sein, das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erfüllen. Bereits in diesem Jahr müsse die SGH für die Bepreisung des CO2-Ausstoßes Kosten von 200.000 Euro einrechnen. Größer noch aber ist die Aufgabe, für eine klimaneutrale Versorgung der Wohnungen und Häuser zu sorgen. Ein Kernthema in diesem Jahr für die SGH, so Kamis. "Wir erheben gerade den Energiebedarf jeder Anlage." Daraus solle dann ein "Klimapfad 2030" entwickelt werden, wobei die SGH mit der städtischen Energiegesellschaft NEO zusammenarbeiten werde."Der Sturm der Entrüstung hat sich gelegt" Auch diese Herausforderung sei ein Grund, warum sich die SGH auf ihre Kernaufgaben konzentrieren werde, sagte Bökenkröger. "Wir sind dabei, die SGH darauf neu auszurichten", so der Bürgermeister. Dazu gehöre auch, dass sich die Heimstätte noch in diesem Jahr von den rund 1.000 "Fremdwohnungen" trennen will - Immobilien, die privaten Eigentümern oder Gesellschaften gehören, aber von der SGH verwaltet werden. Als die SGH Anfang des Jahres die 74 Wohnungseigentümer-Gesellschaften angeschrieben hatte und die Kündigung der Bewirtschaftungsverträge in Aussicht stellte, löste das einen Sturm der Entrüstung aus.Der habe sich gelegt, versichert Kamis. "Wir haben inzwischen Eigentümerversammlungen mit allen 74 Gesellschaften durchgeführt. Mit 69 ist ein Auslaufen der Vertäge spätestens bis zum Jahresende, ganz überwiegend aber schon bis Ende Juni vereinbart", sagt Kamis. Unter den noch offenen Fällen seien nur zwei, für die noch keine wirkliche Lösung gefunden sei. Mit Klagen, wie von einigen Eigentümern angedroht, rechne er nicht, so Kamis.Wirtschaftlich habe die Fremdvermietung eine eher geringe Rolle für die SGH gespielt. Rund 240.000 Euro an Erlösen habe die Heimstätte jährlich daraus verbucht. Wie hoch der Aufwand dafür war, sagt der Geschäftsführer nicht. "Aber wir haben eine Beziehungsbilanz mit Pro und Contra erstellt, bei der auch, aber nicht nur die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielte." Und dann den Schluss gezogen, sich von der Verwaltung der Fremdwohnungen zu trennen. "Eine Entscheidung, hinter der der Aufsichtsrat geschlossen steht", so Bökenkröger.Das Mantra der Heimstätte zu NeubautenBleibt die Gretchenfrage an die SGH: Wie hält sie's mit Neubauten? "Ein schwieriges Thema", sagt Kamis angesichts von massiv steigenden Baupreisen, wieder anziehenden Kreditzinsen und unsicheren Förder-Modalitäten. Er wiederholt das Mantra der Heimstätte: "Perspektivisch sind Neubauten nicht ausgeschlossen." Für Bökenkröger gilt: "Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen ist es die geradezu die Quadratur des Kreises, neu zu bauen und die Mieten niedrig zu halten. Das ist eher eine mittel- bis langfristige Strategie."

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