Bad Oeynhausen/Löhne Unterwegs auf den sieben Meeren: Diese Frau arbeitet auf der Queen Mary 2

Bad Oeynhausen. Für manch einen ist es ein Traum, irgendwann einmal mit der Queen Mary 2, dem weltweit letzten Transatlantikliner, auf Reise zu gehen. Für die Bad Oeynhausenerin Carola Pörtner dagegen ist das Alltag, denn sie arbeitet auf dem Flaggschiff der Cunard-Flotte – und das in führender Position: Die 53-Jährige ist Personalchefin und damit Vorgesetzte für alle – mit Ausnahme des Kapitäns und des Hotelmanagers – der rund 1.250 Besatzungsmitglieder des 345 Meter langen und 41 Meter breiten Schiffs. &bdquo;Ich habe meinen Traumberuf gefunden“, sagt die Frau, deren offizielle Stellenbezeichnung &bdquo;Human Resources Manager“ lautet. Carola Pörtner wurde in Bünde geboren und wuchs in Stift Quernheim auf. Damals hatte sie keinerlei Affinitäten zu Schiffen und hätte niemals daran gedacht, dass sie hier später arbeiten würde. Sie erlernte im Lippischen Hof in Bad Salzuflen den Beruf der Hotelfachfrau und besuchte die Hotelfachschule in Stadthagen. Eine ihrer Kolleginnen arbeitet schon damals auf einem Schiff und fragte 1993 an, ob nicht auch Pörtner daran Interesse habe. Sie hatte. Es begann für die junge Frau auf der &bdquo;Vistafjord“ (die später als &bdquo;Caronia“ unterwegs war) als Zimmermädchen. &bdquo;Eigentlich wollte ich das zwei Wochen machen, vielleicht auch einen Monat“, erinnert sich Pörtner daran, dass es ihr lediglich darum ging, nicht am eigenen Wohnort zu arbeiten. Aus diesen zwei Wochen wurden inzwischen 29 Jahre.Acht verschiedene Jobs auf dem Weg nach oben Die seit drei Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter in Werste und davor in Gohfeld wohnhafte Frau arbeitete sich nach oben. Sie übernahm acht verschiedene Jobs auf Schiffen der Cunard-Reederei, arbeitete nach ihrer Zeit als Stewardess und Hausdame unter anderem an der Rezeption, im Gästebereich und als Zahlmeisterin für die Crew. Inzwischen hat sie die höchste Sprosse der Karriereleiter erreicht. &bdquo;Ich möchte nichts anderes machen“, sagt die &bdquo;Mutter für alles“ auf den Cunard-Schiffen. Dabei ist die Bad Oeynhausenerin Ansprechpartnerin für Menschen aus bis zu 60 verschiedenen Nationen. Pörtner kümmert sich nicht nur um Verträge und Gehälter, um Pflichten, Disziplinarverfahren und Weiterbildung, sie ist auch stets verständnisvolle Zuhörerin, die sich in die Lage ihres Gegenübers versetzt, ihm oder ihr das Gefühl gibt, nicht allein gelassen zu werden, die Lösungen sucht. Besonders gefragt war die ledige und kinderlose Personalchefin an Bord der Queen Mary 2, als während einer Reise von Hamburg nach New York und in die Karibik in der fernen Ukraine der Krieg ausbrach. Auf dem Schiff arbeiten viele Ukrainer, die mit all ihren persönlichen Problemen natürlich zu Carola Pörtner kamen. Und nach dem Gespräch spiegelte sich Hoffnung in ihren Gesichtern wider.Die Reederei Cunard, die stets mit ihrem ganz besonderen White-Star-Service wirbt, betreibt zurzeit drei Schiffe. Neben dem Transatlantik-Liner Queen Mary 2 sind das die Kreuzfahrtschiffe Queen Victoria und Queen Elizabeth. Auf allen dreien arbeitete Pörtner schon. &bdquo;Die Victoria ist mein Liebling“, erklärt sie, &bdquo;weil wir da eine tolle Mannschaft und ein nahezu familiäres Verhältnis haben“. Dass sie aktuell mit der Queen Mary 2 auf den Ozeanen dieser Welt unterwegs ist, überraschte die Wersterin selbst: &bdquo;Eine Kollegin ist ausgefallen und ich musste in Windeseile auf die QM2“, sagt sie, &bdquo;dabei habe ich all meine Sachen noch auf der Elizabeth.“ Nach vier Wochen auf dem Cunard-Flagfschiff kennt sie den Großteil der Besatzung aber schon namentlich. &bdquo;Ende April steige ich aus, und dann kenne ich alle“, ist sie sich sicher. Und im Juni soll es dann wieder auf die Queen Elizabeth gehen – auf das Schiff also, auf dem Pörtner noch ihre persönlichen Sachen gelagert hat.Zwei Jahre im Hafen Zwischenzeitlich – während der Corona-Pandemie – bangte die Personalchefin um ihren Job. Aber sie blieb in den vergangenen zwei Jahren nicht ohne Beschäftigung. Im März 2020 &bdquo;erwischte“ es die Bad Oeynhausenerin in Sydney, als alle Passagiere von Bord mussten und das Schiff nicht mehr in australischen Häfen einlaufen durfte. Einen Monat lang lag die Queen Elizabeth damals mit 1.000 Mann Besatzung vor dem australischen Gladstone auf Reede, wobei an Bord immerhin nicht gehungert werden musste: &bdquo;Wir hatten in Sydney noch Proviant für 3.000 Menschen aufgenommen“, erinnert sich Carola Pörtner mit einem Lächeln daran, dass die Besatzung plötzlich wie die Maden im Speck leben durfte. Es dauerte aber bis Ende Juli, ehe alle Crewmitglieder das Schiff verlassen hatten, das Schiff fuhr weiter zur Manila Bay. Dort lag es zwei Monate – nun wurden die Vorräte plötzlich knapp, ehe es dann doch weiterging nach England.Nahezu zwei Jahre lang bewegten sich die drei Queens nicht, sie alle lagen vor dem englischen Weymouth mit einer Reihe anderer Schiffe und warteten darauf, dass es endlich wieder losgehen würde. Pörtner war in dieser Zeit sogar für alle drei Cunard-Liner verantwortlich, wobei auf jedem Schiff etwa 120 Besatzungsmitglieder Dienst taten. &bdquo;Die Schiffe mussten auch zu dieser Zeit gepflegt werden, sonst wären sie einfach verschimmelt“, erklärt der Berliner Marine-Historiker Ivo Mertens, der bei der jüngsten Karibikreise mit an Bord der Queen Mary 2 war.Die Arbeit auf dem Schiff ist nicht immer ein Zuckerschlecken. &bdquo;Grundsätzlich sind Tage mit Landgängen besser als reine Seetage, weil die Mannschaft dann besser gelaunt ist“, erklärt Carola Pörtner. Sie selbst allerdings kann eher selten die Schönheiten der angesteuerten Reiseziele bewundern: &bdquo;Landgänge sind schwierig, ich habe viele Städte nicht gesehen, vor denen wir geankert haben“, macht sie deutlich, dass eben auch Arbeit ansteht, wenn die Touristen sich andernorts vergnügen. Immerhin aber kann die Wersterin die kulinarischen Köstlichkeiten an Bord genießen: &bdquo;Unsere Speisekarte in der Offiziersmesse ist ähnlich wie die für die Gäste“, erklärt sie. Und dann fehlt ihr an Bord doch manchmal etwas: &bdquo;Sahne-Hering und Vollkornbrot“, sagt sie, &bdquo;das gibts hier nicht.“Auch Besuche im bordeigenen Theater sind für die Personalchefin grundsätzlich möglich. Und da erinnert sie sich besonders gern an ein Konzert von Midge Ure, dem Sänger der britischen New-Wave-Band Ultravox.Demnächst Entspannung auf dem Fahrrad Natürlich hat sie in der Vergangenheit auch schon Freunden zu Jobs auf einem der Cunard-Schiffe verholfen. Aber dafür muss vor allem eines passen, nämlich &bdquo;ein echtes und ehrliches Interesse am Wohl des Gastes“. Das macht sie allen Mitarbeitern auch bei Schulungen an Land, vorwiegend in Hamburg und Southampton, deutlich. &bdquo;Der White Star Service hat Cunard berühmt und einzigartig gemacht. Deshalb ist es gut und wichtig, dass auf dieses Servicetraining so viel Wert gelegt wird“, erklärt Pörtner, die stets eine klare Struktur und ein durchdachtes Konzept bei ihren Schulungen anbietet – aber ohne eine gehörige Portion Warmherzigkeit ginge es wohl auch nicht.Ein paar Wochen noch, dann ist die 53-Jährige wieder in Werste. Zur Entspannung will sie dann ganz oft aufs Fahrrad steigen. Sie wird sich um den Garten und um ihre Mutter kümmern. &bdquo;Und dann bin ich ganz gespannt auf das neue Sielbad“, sagt Carola Pörtner, die bald wieder Sahne-Hering und Vollkornbrot wird genießen können. Richtig Deutsch sprechen wird sie dann auch ganz gewiss wieder ganz schnell, auch wenn die Kommunikation an Bord ausschließlich auf Englisch erfolgt und ihr dort dann und wann manchmal ein deutsches Wort fehlt.

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