Haftstrafe für Ex-Häftling wegen Kinderpornos

Bad Oeynhausen/Vlotho. Auch die letzte Zeugin spricht im Gericht von den Gerüchten, die in Vlotho die Runde machten. Die Frau ist Teil einer Internet-Spiele-Gemeinde. Irgendwann fragte einer ein Mitzocker: &bdquo;Wusstest Du, dass bei dem Typen Kinderpornos gefunden wurden?“ Womöglich hatte zu diesem Zeitpunkt die Polizei aber noch gar nicht danach gesucht. Die Zeugin nahm das Gerücht nicht ernst. &bdquo;Für mich waren das nur Geschichten“, sagt sie: &bdquo;Das war nicht meine Baustelle.“ Doch die Geschichte stimmte. Ermittler haben bei einem 42-jährigen Ex-Häftling und Vater zahlreiche kinder- und jugendpornographische Fotos und Filme auf mehreren Speichermedien gefunden. Seit mehreren Wochen muss sich der Angeklagte deshalb vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen verantworten. Seine Verteidigerin glaubt, dass die Dateien ihrem Mandanten untergeschoben wurden. Nach drei Prozessterminen und zahlreichen Zeugenbefragungen ist die Luft für den Angeklagten aber immer dünner geworden. Der Mann hat Hafterfahrung, hat in den vergangenen 30 Jahren 25 Vorstrafen angesammelt. 1996 ist er wegen sexuellem Missbrauchs zu einer Jugendstrafe verurteilt worden. Macht ihn das verdächtiger? Weit über 1.000 Dateien Die Staatsanwältin geht in ihrem Schlussvortrag darauf nur am Rande ein. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Ermittlungsergebnis der Polizei. Die Beamten haben 818 kinder- und 638 jugendpornographische Fotos auf dem Handy des Angeklagten gefunden. Dazu kamen noch einmal 609 kinder- und 223 jugendpornographische Fotos auf einem USB-Stick. Außerdem zwei weitere Dateien auf einer Festplatte, die jedoch nicht Teil der Anklageschrift sind. &bdquo;Das ist eine enorme Menge“, sagte die Staatsanwältin.Außerdem stellten die Ermittler fest, dass einzelne Fotos auf dem Handy immer wieder betrachtet und Ausschnitte vergrößert wurden. Der Tipp kam vom Internetriesen Google aus den USA: Von einer Internetadresse in Deutschland sind Kinderpornos verbreitet worden. Die Spur führte zum Hausanschluss der Ehefrau und schließlich zum Handy mit Google-Konto ihres in Trennung lebenden 42-jährigen Ehemanns. Jeder Zugriff auf die Dateien ist protokolliert. Zum Beispiel am Valentinstag 2020 um 6.47 Uhr, 8.27 Uhr und 12.43 Uhr. Außerdem fanden die Ermittler 180 tierpornographische Fotos auf dem Telefon. Diese Bilder sind aber nicht strafbar. Warum sollte ein Dritter dem Angeklagten auch noch zusätzlich diese Fotos unterschieben? Die Erklärungen des Angeklagten dagegen seien &bdquo;nah an falscher Verdächtigung“. Sie forderte ein Jahr und neun Monate Haft für den Angeklagten und sagte zum 42-Jährigen: &bdquo;Sie sind kein Kinderschänder, aber sie tragen erheblich dazu bei.“ "Die Technik ist hochgefährlich" Die Verteidigerin betonte dagegen, dass kein Zeuge überzeugt gewesen sei, dass der Angeklagte auch der Schuldige ist. Ihr Mandant habe sein Handy stets offen bei seiner Ex-Frau herumliegen lassen. Jeder habe Zugriff gehabt. Er selbst habe nicht genügend technisches Verständnis, um Unterordner beim Herunterladen von Dateien anzulegen. Die Zugriffe aufs Handy zeigten, so die Verteidigerin: &bdquo;Das war bestimmt eine kranke Person. Mein Mandant aber war es nicht.“ Besonders merkwürdig sei an diesem Fall, dass in der Spiele-Gruppe offen über Kinderpornos beim Angeklagten diskutiert wurde. &bdquo;Alle wussten es, nur der Angeklagte nicht“, sagte die Verteidigerin. Die Technik heutzutage sei hochgradig gefährlich. Sie vermute, dass über die Spiele-Gruppe im Internet womöglich Dateien aufs Handy ihres Mandanten überspielt wurden. &bdquo;Beweisen kann ich das aber nicht“, sagte die Rechtsanwältin, forderte aber dennoch Freispruch. Der Richter verurteilte den 42-Jährigen wie von der Staatsanwältin gefordert zu einem Jahr und neun Monaten Haft ohne Bewährung. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass Dritte dem Angeklagten die Dateien untergeschoben hätten. &bdquo;Mag sein, dass Dritte über einen begrenzten Zeitraum Zugriff auf das Handy hatten“, sagte der Richter in seiner Urteilsbegründung. Das erkläre jedoch nicht, warum immer wieder auf die Dateien zugegriffen worden sei. Womöglich aber etwas anderes: &bdquo;So entstehen Gerüchte.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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