Land sorgt bei Lolli-Tests für Chaos

Bad Oeynhausen. Die Verärgerung in den Grundschulen und bei den Eltern könnte größer kaum sein. Im Hau-Ruck-Verfahren hat das NRW-Schulministerium am Dienstagabend das Lolli-Testverfahren an den Grundschulen geändert. Bei positiven PCR-Pooltests werden ab sofort die Einzel-PCR-Rückstellproben nicht mehr im Labor analysiert. "Schülerinnen und Schüler eines positiv getesteten Pools werden am nächsten Tag zu Unterrichtsbeginn in den Schulen mit Antigenschnelltests getestet. Alternativ ist es auch möglich, eine offizielle Testeinrichtung im Rahmen eines Bürgertests zu nutzen und diesen Test der Schule vorzulegen", heißt es dazu in der Mitteilung des Schulministeriums vom Dienstagabend.Als Grund nannte das Schulministerium die begrenzte PCR-Kapazitäten in den Laboren bei massiv ansteigenden Infektionszahlen und die Entscheidung der Regierungschefinnen und -chefs der Länder sowie des Bundeskanzlers vom Montag, PCR-Testungen zu priorisieren. In NRW würden mehr als 400.000 PCR-Tests pro Woche erhebliche Laborkapazitäten binden, so das Ministerium. Im Kreis Minden-Lübbecke analysiert allein das HDZ-Labor täglich 4.000 PCR-Pool-Tests aus den Grund- und Förderschulen. Bereits in der vergangenen Woche hatte das HDZ-Labor auf Nachfrage der NW mitgeteilt: "Bei unseren Laborkapazitäten gibt es nicht mehr viel Luft nach oben." Schulmail kam spät oder gar nicht Die zur Entscheidung des Ministeriums gehörige "Schulmail" erreichte die Leitungen der Grundschulen am späten Abend oder auch gar nicht. "Die Mail kam gegen 22.30 Uhr", sagt Anke Lehmann, Leiterin der Grundschule Eidinghausen. Bei Sebastian Plöger, Leiter der Verbundschule Wichern-Lohe kam sie dagegen gar nicht an. "Ich habe meine Informationen am Dienstagabend der Pressemitteilung der Homepage des Schulministeriums entnommen", so Plöger. Alles in allem ist dies wohl kein ausreichendes Zeitfenster, um die Änderungen für den nächsten Schultag - also den Mittwoch - vorzubereiten.Zahlreiche Grundschulen im Kreis hatten bereits am Dienstagmorgen keine Einzelauswertungen ihrer positiven Pool-Testungen bekommen. Nach Informationen des Mindener Tageblattes hatte sowohl das Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) Bad Oeynhausen wie auch das Labor Krone aus Bad Salzuflen den Eltern per Mail und SMS mitgeteilt: &bdquo;Aufgrund der Infektionslage kann heute, in Absprache mit dem Schulministerium, für einen Großteil der betroffenen Schulen NRW-weit keine Einzeltestung der positiven Pools erfolgen.“"Noch am Montag hat alles gut geklappt", sagt Wichern-Schulleiter Sebastian Plöger, "bis 23 Uhr lagen alle Ergebnisse vor". Bei positiven Befunden seien Schule und Eltern per Mail oder SMS informiert worden, das infizierte Kind musste zu Hause bleiben. Am Dienstagnachmittag haben das HDZ die Verbundschule über die geänderte Regelung informiert. "Die Informationen vom HDZ waren tipptopp", fügt Plöger hinzu."Wir waren mit den PCR-Pooltests sehr zufrieden" Dennoch kann Plöger nicht nachvollziehen, warum das Lolly-Test-Verfahren mit Rückstellprobe nach nur zwei Wochen vom Land wieder gekippt wird. "Wir waren mit dem PCR-Pooltest sehr zufrieden", sagt Sebastian Plöger. Infektionen sei sicher erkannt worden. Oft sogar, "bevor positiv getestete Schülerinnen und Schüler ansteckend wurden", erklärt Anke Lehmann. "Dass Test-Kapazitäten knapp werden, wenn die Infektionszahlen steigen, hätte man doch wissen müssen. Man hätte sich doch in den Weihnachtsferien schon vorbereiten können", macht Plöger seinem Ärger über die Entscheidung des Landes Luft. Jetzt müssen alle Kinder, die in einem Klassenpool positiv getestet worden sind, am nächsten Morgen entweder in einer offiziellen Teststelle per Bürgertest getestet werden oder in der Schule vor Unterrichtsbeginn mit einem Antigenschnelltest. "Wenn ein positives Schnelltestergebnis vorliegt, muss das Kind abgeholt werden und sich umgehend in häusliche Isolation begeben", erklärt Anke Lehmann die Vorgehensweise. Die Kontrolltestung eines positiven Selbsttests müsse dann außerhalb der Schule erfolgen. Gleiches gelte auch für eine Freitestung nach frühestens sieben Tagen."Das Durcheinander ist skandalös" Um die Schnelltests vor dem Unterricht machen zu können, sollen sich die Schulen bevorraten, heißt es in Mitteilung des Ministeriums. "Wir haben noch Vorräte", sagen Anke Lehmann und Sebastian Plöger. Nur wie lange diese reichen, können sie kaum abschätzen. Das Schulministerium hat zumindest zugesagt, innerhalb von vier Tagen nachzuliefern. "Aber das hat ja schon mal nicht funktioniert", ist Plöger wenig optimistisch. "Ich finde das augenblickliche Durcheinadern skandalös. Wir wollen doch, dass die Kinder in die Schule kommen und hier eine gute Zeit haben."Alle Schüler mit negativem Pool-, Bürger- oder Schnelltest können laut Ministerium weiter am Unterricht teilnehmen. &bdquo;Für alle Förderschulen, unabhängig von ihrem Förderschwerpunkt, bleibt das bestehende Lolli-Testsystem komplett erhalten“, heißt es weiter. Grund dafür sei die strukturell höhere Vulnerabilität dieser Schülergruppe.

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