Trotz 2Gplus sind in den Lokalen die Plätze gut belegt

Bad Oeynhausen. Ja, die Kurstädter sind in manchen Dingen durchaus vorbildlich. Zumindest ist das das Fazit, das Gastronomen und Gäste derzeit ziehen. Obwohl Restaurants und Kneipen nur nach Nachweis von 2Gplus besucht werden dürfen, ist der Großteil zufrieden. Die Gäste, weil sie sich sicher fühlen und trotz Corona ausgehen können. Die Gastwirte, weil die Kunden in Sachen Dokumente vorbereitet sind und ihnen auch in diesen Zeiten die Treue halten.Bei Wirtin Birgit Braun klingelt an diesem frühen Abend im "Hexenhäuschen" nahezu durchgehend das Telefon. Doch mit einer Reservierung sieht es spontan schlecht aus. "Alle Tische belegt", vermeldet Braun. Wenn auch meist nur mit zwei Personen. "Essen, ein Getränk, nach Hause", bilanziert Braun viele Besuche.Ein Trend, den sie aber auch schon vor Corona ausmachte. "Die langen Kneipenabende sind nicht mehr angesagt." Corona habe das noch verstärkt. Trotzdem ist sie zufrieden. "Natürlich hat die Gastronomie zu kämpfen und auch ich kratze an der Grasnarbe, Rücklagen sind aufgebraucht - aber ich bin froh, dass ich öffnen darf", sagt sie. Der Dezember sei sehr gut besucht gewesen, der Januar wie immer eher verhalten.Die Geboosterten sind die Liebsten Birgit Braun und ihre Aushilfen haben festgestellt, dass der überwiegende Teil der "Hexenhäuschen"-Gäste bereits eine Boosterimpfung nachweisen kann. "Das sind mir auch die Liebsten", gibt Braun unumwunden zu. Sie legt Wert auf Schutz. "Krankwerden kann ich mir nicht leisten." Hinzu kommt, dass Personal eh schon schwer zu finden ist. Auch wenn Braun nur eine Aushilfe im Corona-Lockdown abhanden gekommen ist. "Bei unserem kleinen Team ist eine schon viel. Wenn dann noch einer krank würde, könnte ich den Laden zumachen", winkt sie ab. Und so hat Braun nur wenig Verständnis für Maskenmuffel. "Die Menschen sind so Ich-Bezogen geworden, bekommen heute alle eine Plattform. Wissen alles besser als die Fachleute", sagt Braun Kopf schüttelnd. "Dabei ist das alles so wenig Aufwand. Wenn alle mitmachen, geht's schneller", ist sie überzeugt.Diese Einstellung schätzt auch Mechthild Große-Schöttelkotte. Die Gronauerin ist Wochenend-Gast in Bad Oeynhausen und mit ihrem Mann auf der Suche nach einem Restaurant. Die Reservierung wird vermerkt und Birgit Braun erinnert zugleich an die derzeitige Regelung. Für das Ehepaar kein Problem. "Wir sind geboostert. Und ich erwarte auch, dass kontrolliert wird. Da lege ich als Gast Wert drauf", betont sie. Wobei sie bisher in Bad Oeynhausen keine Probleme ausgemacht hat: "Das läuft hier vorbildlich. Auch mit der Luca App", lobt sie. So verständnisvoll sind aber nicht immer alle Gäste. "Gerade zu Beginn von damals noch 2G gab es viele freche Gäste", erinnert sich Braun. Grüppchen, die der Überzeugung waren, wenn einer seinen Impfpass vorlege, müsse das reichen. Tut es aber nicht. "Weil ich keine Lust auf diese überflüssigen Diskussionen habe, weise ich bereits bei der Reservierung daraufhin, dass ohne Nachweis nichts geht." Inzwischen hätten sich die Gäste zudem an die Nachweispflicht gewöhnt und oftmals schon alles parat. Manchmal gibt es auch Ärger Ärger, den hatte auch Wirt Jens Bettin schon den einen oder anderen Abend in seinem "Brösel". Denn nicht allen Gästen ist genehm, dass Bettin vorm ersten Bier Perso, Impfpass und eventuell einen Test sehen will. Da wird auch schon mal die eine oder andere Gruppe des Lokals verwiesen. Gemeckert wird aber manchmal auch von denen, die bleiben dürfen. "Weil sie alles vorlegen sollen", erklärt Bettin. "Denen bietet ich immer einen Rollenaustausch an. Ich muss jeden kontrollieren, die Gäste nur einmal was vorzeigen." Für den Wirt und seine Aushilfen ein enormer zeitlicher und personeller Aufwand. "Das ist immer alles so klein, so unübersichtlich und dann müssen wir bei den Genesenennachweisen auch noch rechnen." Auch wenn Jens Bettin mittlerweile weiß, welche seiner Stammgäste welchen Nachweis haben. "Hier sind viele geboostert." Das sorgt dafür, dass das "Brösel" auch unter 2Gplus am Wochenende gut besucht ist. "In der Woche sieht's schon anders aus." Trotzdem zieht Bettin ein positives Fazit: "Der erwartete absolute Einbruch blieb aus." Zu den Ausgehwilligen zählen an diesem Wochenende auch Kirsten und Jens Kruse, die auf dem Weg in die Pizzeria sind. Auch sie geboostert. "Wir haben das komplette Programm durchgezogen", sagt Kirsten Kruse. Zum einen, weil sie ein Leben mit möglichst wenig Einschränkungen leben wollen. Zum anderen: "Um gesund zu bleiben", wie Jens Kruse betont. "Und weil wir durch unsere Impfung unserer sozialen Verantwortung nachkommen", betont das Ehepaar. Dreimal waren sie bisher in den Restaurants der Stadt unterwegs und seien immer am Eingang kontrolliert worden. "Das erwarte ich auch", betonen Kruses, die in diesen Zeiten ihren Stamm-Restaurants die Treue halten wollen. Nur wenige kommen mit Test Sehr gut zu tun hat unter der 2Gplus-Regelung auch Gastwirt Evangelos Botsios vom griechischen Restaurant "Elliniko". "Bad Oeynhausen ist ein Gebiet mit vielen medizinischen Einrichtungen - da sind mehr geimpft als anderswo", vermutet der Grieche, der bei Bekanntgabe der neuen Regelungen durchaus Sorge hatte, dass die Gästezahlen sinken. Unbegründet. "Eine gute Gastronomie hat keine Probleme damit", sagt er Augenzwinkernd. "Unsere Gäste sind oft 35 Jahre aufwärts - die sind alle klug." Wie die Familien Windmeyer, Höke und Baake, die sich immer sonntagabends bei Ouzo und Vorspeisenplatte im "Elliniko" treffen. "Wir sind alle geboostert", betont Hans-Jürgen Windmeyer und klopft auf seine Hemdtasche. Darin steckt an diesem Abend der Nachweis. "Wir wollen doch weiterhin hier unsere Treffen abhalten", ergänzt Jürgen Höke. Damit gehört der Stammtisch zu der Mehrzahl der Gäste. Lediglich eine Handvoll Restaurantbesucher mit zusätzlichem Tests hat Wirt Botsios in den letzten Wochen registriert. Am gut besuchten Wochenende hat Botsios einen seiner Mitarbeiter einzig und allein für die Kontrolle an der Tür abgestellt. Seine Gäste sind meistens vorbereitet. Wer das nicht ist, muss gehen. "Wer nur mit Impfpass aber ohne Personalausweis kommt, den schicke ich wieder nach Hause", sagt er. Nur so würden die Leute merken, dass es anders nicht gehe. Schließlich will auch der Gastronom keinen Ärger mit dem Ordnungsamt riskieren. "Die waren schon hier", sagt er, "und zufrieden mit unseren Kontrollen." Das soll auch so bleiben.

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