SPD rechnet mit Kommunalwahl ab

Bad Oeynhausen. Es ist das erste große Treffen der Kurstadt-Sozialdemokraten seit Frühjahr 2019. Die Wiedersehensfreude ist allerdings getrübt. Die Sozialdemokraten kauen an diesem Samstag in der Gaststätte &bdquo;Reinkensmeier“ nicht nur an belegten Brötchen und Heißwürstchen, sondern vor allem an den Folgen der Coronakrise und der verlorenen Kommunalwahl. Dass Olaf Scholz nur noch wenige Meter vom Kanzleramt entfernt ist, hellt die Stimmung etwas auf. Das Scheitern ihres Bürgermeisterkandidaten Achim Wilmsmeier und der Verlust mehrerer Ratsmandate hat die SPD noch nicht verkraftet. Die stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende Melanie Blanke geht in ihrer Rede nur kurz darauf ein. Die &bdquo;soziale Kompetenz“ eines Kandidaten fürs Bürgermeisteramt sei wichtig, sagt sie: &bdquo;Er sollte bei den Bürgern gut ankommen.“ Und sie nennt auch den Namen eines SPD-Spitzenkandidaten, bei dem das bei Wahlen genau so geklappt hat: Olaf Scholz. Der Name des ehemaligen Bürgermeisters Achim Wilmsmeier fällt an diesem Vormittag in den öffentlichen Reden nicht. Wilmsmeier ist auch nicht da. Und auch der Fraktionsvorsitzende Olaf Winkelmann fehlt. Er organisiert als Geschäftsführer der SPD im Nachbarkreis Herford eine Bewerber-Vorstellung zur Landtagswahl, die zeitgleich in Bünde stattfindet. Abrechnung - mit dem Kassierer Die Delegierten nehmen dann den Rechenschaftsbericht des Vorstands zum Anlass, um mit dem Kommunalwahlkampf abzurechnen. Einen Moment sieht es so aus, als würde die SPD ausgerechnet ihren Kassierer für den verlorenen Kommunalwahlkampf verantwortlich machen. Bezahlt wurde der Wahlkampf vor allem aus Mitgliedsbeiträgen der Mandatsträger. Und damit auch vom Bürgermeister selbst. Manfred Kreylos will die Ausgabe-Posten noch einmal genau durchsehen. 49.000 Euro hat der Stadtverband für die Wahl ausgegeben. Nach Angaben von Kassierer Martin Brörmann waren das 4.000 Euro mehr als eigentlich vorgesehen. &bdquo;Aber die Stichwahl war nicht einkalkuliert.“ Es gibt mehrere kritische Fragen zum Verhältnis der Ausgaben für den Bürgermeister-Wahlkampf zu den Ausgaben für die Wahlwerbung der einzelnen Ratskandidaten. Schließlich stimmt die Versammlung aber mit großer Mehrheit für die Entlastung des wegen Corona überlang amtierenden Vorstandes. Der Blick soll nach vorn gehen. Melanie Blanke, Andreas Below und Schriftführer Frank Helming aus dem Stadtverbandsvorstand wollen nicht noch einmal antreten. Der Vorsitzende Ralf Jaworek tritt aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder an. Kassierer Brörmann, der als einziger wieder antritt, erinnert mit großer Zustimmung der Delegierten daran, dass Jaworek &bdquo;ganz viel Energie und Engagement“ ins Amt gesteckt habe. &bdquo;Olaf Scholz würde sagten: Respekt!“, so Brörmann: &bdquo;Und das ist nicht immer das, was uns entgegenschlägt bei der Vorstandsarbeit.“Trotzdem bewerben sich zwei Kandidaten für die Nachfolge von Jaworek: Peter Bernard und Bernhard Kuhn (beide 61) wollen ins Ehrenamt an der Parteispitze. Bernard, Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AfA), Coach und systemischer Berater zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt versammelt neun der 47 Delegiertenstimmen hinter sich. Kuhn will Dialog mit den Mitgliedern Bernhard Kuhn gewinnt mit großer Mehrheit. 33 Delegierte schenken dem 61-Jährigen Babenhausener ihr Vertrauen. Drei Delegierte wollen weder den einen, noch den anderen Kandidaten. In seiner Antrittsrede macht Kuhn klar, dass es ihm darum geht, die SPD jetzt erst einmal mit sich selbst und mit dem Kreisvorstand zu versöhnen. &bdquo;Da läuft es nicht gut“, sagt Kuhn. Sein wichtigstes politisches Thema: Bad Oeynhausen soll &bdquo;ein guter, sicherer Gesundheitsstandort“ bleiben: &bdquo;Da müssen wir ran!“ Kuhn hat Erfahrung in der Politik. Der dreifache Familienvater und Großvater hat sich schon zweimal, 2004 und 2009, als unabhängiger Kandidat fürs Bürgermeisteramt in Bad Oeynhausen beworben. Doch erst nach dem verlorenen Martin-Schulz-Bundestagswahlkampf 2017 ist der gebürtige Dortmunder, der seit 1993 in Bad Oeynhausen lebt, dann in die SPD eingetreten. &bdquo;Mir geht es nicht um Posten“, sagt Kuhn, der nach seinem Vorruhestand als Führungskraft in mittelständischen Unternehmen als psychologischer Berater und Hypnose-Coach arbeitet: &bdquo;Ich stelle mich der Verantwortung.“ Allerdings wolle er die Aufgabe nicht allein, sondern im Team stemmen. &bdquo;Jeder hat ein Recht auf seine Meinung“, sagt Kuhn. Dazu gehöre auch, sich zuzuhören und Verständnis füreinander aufzubringen. Kuhn benennt dabei nicht nur die Eifersüchteleien der Bad Oeynhausener SPD-Ortsvereine (&bdquo;die da auf’m Berg“ und &bdquo;die da im Tal“), sondern auch zwischen Fraktion und Stadtverband. &bdquo;Ohne Dialog“, sagt Kuhn, &bdquo;funktioniert gar nichts."

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