Wie die Kurstadt Touristen zu sich locken möchte

Bad Oeynhausen. Die Kurstadt braucht die Touristen. Keine Frage. Weshalb auch jahrelang hinter verschlossenen Türen am Tourismuskonzept gefeilt wurde. 2018 ging der damalige Bürgermeister Achim Wilmsmeier (SPD) damit an die Öffentlichkeit - und erntete viel Kritik. Das Sammelsurium an Maßnahmen war den Bürgern zu unkonkret, zu willkürlich, nicht ausreichend - und vor allem ohne ihre Beteiligung entstanden. Trotzdem hat es mehr als drei Jahre später für den amtierenden Bürgermeister und die aktuelle Staatsbad-Geschäftsführerin durchaus noch Relevanz. Stadtoberhaupt Lars Bökenkröger (CDU) sieht Bad Oeynhausen in erster Linie als Kultur- und Gesundheitsstadt, Staatsbad-Chefin Beate Krämer nutzt das erarbeitete Konzept als Grundlage für ihre Arbeit. "Einige Projekte waren sicherlich zu groß" Ja, es gibt es noch. Sowohl Bökenkröger als auch Krämer haben das Tourismuskonzept auf Nachfrage der NW zur Hand. "Einiges daraus ist noch in der Umsetzung, anderes bereits erledigt", bilanziert Bökenkröger. "Der Fehler damals aber war, dass unheimlich viele Maßnahmen aufgenommen wurden, es aber keine Priorisierung oder einen Zeitplan gab." Auch die Frage, wer setze was um, sei nicht geklärt worden. "Einige Projekte waren sicherlich zu groß und zu unkonkret. Wie der Bürgerpark im Siel", sagt Bökenkröger. "Das ist zu wenig greifbar." Das Konzept enthalte zudem teils sehr einfache Infrastrukturmaßnahmen, wie Leuchten oder neues Mobiliar, teils umfangreiche Projekte wie die Umgestaltung der Liegehalle oder die Markenfindung. Letzteres hat Beate Krämer mit einer Arbeitsgruppe aus lokalen Akteuren in mehreren Workshop versucht. "Das Ergebnis ist der Markenleitfaden und die drei Werte Gesundheit, Geborgenheit und Lebensqualität", erklärt sie. Diese drei Werte machten Bad Oeynhausen aus. "Das Konzept war nicht rund" Für Beate Krämer war das Tourismuskonzept an einigen Stellen sehr allgemein gehalten, weshalb sie für den Zukunftsprozess nachgerüstet habe. "Aus heutiger Sicht war das nicht ausreichend", sagt sie. Gerade in der letzten Zeit habe sich viel getan. "Das Konzept war nicht ganz rund." Das aber brauche es, um darauf aufzubauen. "Wo will ich als Stadt hin? Was möchte ich vermarkten?" seien die Fragen, die beantwortet werden müssten. Dafür aber reiche das Staatsbad nicht aus. "Wir sind mehr die Schnittstelle. Es braucht alle anderen für diesen Wandel - und mit denen wollen wir operativ arbeiten." Jeder sei eine Nische, "gemeinsam sind wir Bad Oeynhausen", nennt Krämer einen Leitspruch aus dem Markenprozess. 2022 würden zudem die Wanderwege neu zertifiziert, die QR-Codes für die Stadt seien in Arbeit und auch die Datenbank sei 2020 aufgerüstet worden. "So können wir qualitativ hochwertige Inhalte an verschiedenen Stellen ausspielen", ist Krämer überzeugt. Wer soll den Weg nach Bad Oeynhausen finden? "Tourismus und touristische Maßnahmen spielen in Bad Oeynhausen eine große Rolle", weiß Bürgermeister Bökenkröger. Auch wenn die Ideen dafür nicht alle zwingend im Konzept verankert sei müssten. Doch wer soll eigentlich den Weg nach Bad Oeynhausen finden und vor allem warum? "Bad Oeynhausen hat ganz klar ein Profil als Kulturstadt", betont der Bürgermeister. Das helfe ungemein, Urlauber zu locken. "Darum steht für mich das Angebot im Theater im Park überhaupt nicht zur Diskussion. Und auch die Parklichter sind das Aushängeschild der Kurstadt", stellt Bökenkröger klar. Das alles gepaart mit guten Gesundheitsangeboten sei die Zukunft. "Das GOP und auch die Bali-Therme waren über Jahre bei den Wochenendpaketen die Renner. Die Hotelerie hat es deshalb enorm zu spüren gekommen, dass die in den vergangenen Monaten weggeblieben sind." Um das auszugleichen, brauche es Maßnahmen, die dauerhaft im Fokus ständen. "Die Auszeit wird immer wichtiger" Lars Bökenkröger: "Wir brauchen gute Angebote, um die Menschen nach Bad Oeynhausen zu locken." Die Auszeit OWL oder auch die Kuren für pflegende Angehörige seien eine gute Ergänzung, um neue Zielgruppen zu finden, ist der Bürgermeister überzeugt. Das aber reiche nicht: "Wir brauchen Gäste, die die Innenstadt beleben, die Kaufkraft mitbringen. Denn wir stehen in einem harten Wettbewerb." Bad Oeynhausen sei nicht der einzige Kurort. Und während andere bereits an der Zukunft gearbeitet hätten, sei in Bad Oeynhausen in den vergangenen 20 Jahren nicht viel passiert, kritisiert Lars Bökenkröger. "Wir müssen uns mehr anstrengen, Gäste zu locken, müssen die Infrastruktur und die Angebote ausbauen." Wie eben die Kombination aus Gesundheit und Kultur. "Die Auszeit für die Menschen ab 40, die im Beruf und familiär gefordert sind, wird immer wichtiger." Die gestressten Mittelalten könnten dann drei bis fünf Tage in der Kurstadt ausspannen. Das Stadtoberhaupt hat aber durch Corona auch eine ganz neue Zielgruppe ausgemacht: die Radtouristen. "Der Ausbau des Weserradweges ist Regionale 2022-Projekt und das wollen wir nutzen, um die Radfahrer mindestens bis Rehme, besser noch bis in die Stadt zu lotsen", kündigt der CDU-Mann an. Das sei wichtig für die Touristen und auch die Nahmobilität - also die Ausflügler. Wohnmobil-Stellplätze beliebt Ähnliche Zielgruppen hat auch Beate Krämer in Coronazeiten ausgemacht: "Wir hatten eine extrem hohe Nachfrage nach Wohnmobil-Stellplätzen und sind deshalb froh, dass am Sielbad einige entstehen." Und auch Radtouristen seien in den Hotels abgestiegen. "Und wir hatten junge Menschen aus Amsterdam hier, die auf den Spuren der Großeltern wandelten, die viele Jahre in Bad Oeynhausen zum Kururlaub waren." Das seien drei interessante neue Gruppen. "Wir werden sicherlich viel mehr in digitale Werbung investieren müssen - denn all das sind digital aufgestellte Zielgruppen", erklärt die Staatsbad-Geschäftsführerin. Visionär aber sieht sie auch noch ganz andere Gäste in der Stadt: "Die Zielgruppe, die Geld hier ausgibt, die eine sehr hohe Qualität vor Ort erwartet. Und die noch mehr Wert auf Gesundheitsangebote legt." Angebote, die aber zugleich auch die Bürger ansprächen. Dafür seien auch Veränderungen wünschenswert. Wie das Gradierwerk. "Das wäre schon ein wichtiger Baustein." Wobei es Krämer gar nicht um die Größe geht, sondern um das ob. Angebote für die Gäste, die Beate Krämer aber nicht mit dem Staatsbad anbieten möchte, sondern mit Partnern von außen. "Wir haben aber die Gelegenheit, viele kleine unbekannte Dinge nach vorne zu bringen", ist Beate Krämer überzeugt. Die da wären? "Die handgemachten kleinen Törtchen der Villa Q zum Beispiel oder das Flößerdenkmal am Weser-Werre-Kuss."

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