Bahnhof wird später fertig: Was sich dort alles ändert

Bad Oeynhausen. Die Fliesen sind da, die Leitungen gelegt, die Lampen montiert, die Fenster und Türen eingebaut. Es könnte alles so schön sein im Bahnhof Bad Oeynhausen. Die Sanierungsarbeiten wurden von den Lieferschwierigkeiten beim Baumaterial verschont. Weitgehend. Aber doch nicht ganz. "Uns fehlt ein wichtiges elektronisches Bauteil", berichtet Michael Rother, Bauleiter der Sanierungsarbeiten in Diensten der Stadt. Das sollte schon längst eingebaut sein. "Wir erwarten es nun Anfang Oktober", sagt Rother. Der ebenso wie Patrick Zahn, Wirtschaftsförderer und Projektleiter, darauf hofft, dass Anfang November die Sanierungsarbeiten im Bahnhof abgeschlossen werden können. Der Ostflügel Ein bisschen Zeit hat auch das Umplanen gekostet, räumt Rother ein. Denn Anfang des Jahres stoppten Bürgermeister Lars Bökenkröger und die schwarz-grüne Ratsmehrheit den geplanten Umzug der Staatsbad-GmbH in den Ostflügel des Bahnhofes. Das Staatsbad bleibt im Kurpark. Und Patrick Zahn zog quasi ansatzlos eine Alternative aus dem Ärmel: Orhan Bro und Dimitrij Nikulicev, Inhaber des Unverpackt-Ladens an der Herforder Straße, wollen einen Bioladen im Bahnhof einrichten. Für die Planer bedeutete das: Die geplanten Zwischenwände mussten aus dem Plan wieder raus, stattdessen große Ladenflächen und damit auch andere Heizungen her. Das alles ist inzwischen umgesetzt. Auf der rund 200 Quadratmeter großen Fläche im Ostteil des Bahnhofs stapeln sich Kisten und Kästen, Schränke, Regale, Scheiben und Innentüren. Was fehlt, ist die Steuerung für die Notbeleuchtung. "Die sorgt dafür, dass die Beleuchtung bei einem Stromausfall über eine Batterie versorgt wird", erläutert Rother. Anfang Oktober soll das Teil kommen, dann wird es eingebaut. Und erst dann darf der Bioladen öffnen. "Wir gehen jetzt davon aus, dass wir zum 1. November die Fläche übergeben können", sagt Zahn. Eigentlich sollte das schon zum 1. August geschehen sein. Und bereits am Donnerstag, 4. November, soll der "Bioladen Bio-Privinz" eröffnet werden, wie Dimitrij Nikulicev ankündigt. Die Empfangshalle An der östlichen Stirnseite der Bahnhofshalle leuchtet die Zukunft. Ein Beamer wirft die neuesten Werbeslogans der Staatsbad-GmbH auf die Wand. An den Wänden über den Eingängen und dem Durchgang zum Tunnel wird es demnächst weitere Info-Medien zu bestaunen geben. Auf großen Bildschirmen sollen hier die Abfahrt- und Ankunftszeiten von Zügen und Bussen abzulesen sein, wie Zahn in Aussicht stellt. Unten, am Fuß der Wände, fehlt es noch an anderer Hardware. In den nächsten Tagen sollen die Fliesenleger beginnen, die noch fehlenden Kacheln an die Wände zu kleben, kündigt Rother an. Der dafür etwa zwei Wochen Arbeitszeit kalkuliert. Lässt man ansonsten den Blick durch die Halle schweifen, sieht das schon ganz vielversprechend aus: Die neuen Toiletten wirken fast einladend, die Bahnhofsmission hat ihre neuen Räume bezogen, ebenso der Fahrradladen. Der Kiosk läuft, hat sich aber wenig verändert. Die Gastronomie Verändert hat sich leider die Creperie am südwestlichen Ende des Bahnhofs. Sie ist schon wieder geschlossen. Im April 2020 hatte Ute Meyer als erste neue Mieterin im Bahnhof ihr Geschäft eröffnet. Wie sich zeigte, ein unglücklicher Zeitpunkt. Erst kam Corona, dann sorgten die Arbeiten an der Fassade für zusätzliche Beeinträchtigung. Und schließlich kamen persönliche Gründe dazu, die die Inhaberin veranlasste, die Creperie wieder dichtzumachen. Doch auch hier macht Zahn Hoffnung auf eine schnelle Lösung. "Wir hoffen, dass wir zum 1. November einen Vertrag mit einem neuen Mieter haben, der dann womöglich schon zum 1. Dezember eröffnen könnte", sagt der Wirtschaftsförderer. Dass es wieder eine Gastronomie werde, die die Räume nutzt, verrät Zahn immerhin. Nur was dann dort serviert wird, sagt er nicht. "Aber es wird ein Restaurant-Angebot, das es so noch nicht gibt in Bad Oeynhausen", verspricht er. Die Fassade Von außen ist schon fast alles hui. Fenster und Türen sind neu, die Wände sind sandgestrahlt und in freundlichen, aber unaufdringlichen Grautönen frisch gestrichen. Auch die Beleuchtung wird nun, da es früher dunkel wird, zunehmend Beachtung finden. "Wir können über eine Computersteuerung das Gebäude mit 20 verschiedenen Licht-Szenarien anstrahlen", sagt Rother. Doch eine Schmuddelecke fällt ins Auge, vor allem, wenn man von oben, von Klosterstraße und Herforder Straße, auf den Bahnhof blickt. Das geschwungene Dach über den beiden Eingängen ist eindeutig noch Baustelle. Hier soll der Dachdecker noch neue Dachpappe einbauen. Anthrazitfarbene, die dann besser zum Ziegeldach des Bahnhofs passe, erklärt Rother. Und erst dann können die Anschlüsse an die Wände neu gemacht werden. Auch das werde bis November erledigt sein, stellt Rother in Aussicht. Das Fahrradparkhaus Beton prägt das Bild im Westen des Bahnhofs. Massiv gegossene Stützwände für das Fahrradparkhaus ragen aus dem Boden. "Da sind wir auf Nummer sicher gegangen, denn die Mauern grenzen unmittelbar an den Bahndamm und müssen dem Erddruck standhalten", erläutert Rother. Ebenfalls aus Beton werden die Wände der Rampe gegossen, über die die Radfahrer künftig den ersten Stock des Parkhauses erreichen sollen. Im Oktober soll die Steinzeit auf der Parkhaus-Baustelle abgeschlossen sein und die Eisenzeit beginnen. Denn der Aufbau des Radparkhauses entsteht aus Stahl. Vor die Stahlträgerkonstruktion kommt eine Fassade aus Streckmetall und Glas. "Die Teile dazu werden schon im Unternehmen vorgefertigt", weiß Rother, der daher nur mit zwei Wochen Montagezeit für den Aufbau rechnet. 438 Fahrräder sollen in dem Parkhaus Platz finden, 22 Stellplätze sollen für E-Bikes sein - mit Ladefunktion. Bis Ende des Jahres soll auch das Radparkhaus fertig sein, so hofft Zahn. Die Kosten "Wir bleiben im Rahmen", versichert Patrick Zahn. Kalkuliert waren 1,5 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt im Westflügel des Bahnhofs und 1,1 Millionen Euro für die noch laufenden Sanierungsarbeiten im Ostflügel. Dass dieser Kostenansatz nicht überschritten wird, sei bei einer Baumaßnahme, die über zwei Jahre läuft, keine Selbstverständlichkeit, findet Zahn. Und erst recht nicht angesichts der galoppierenden Materialpreise. 925.000 Euro sind für das Fahrradparkhaus angesetzt, und die werden auch reichen, ist sich Zahn sicher. 480.000 Euro davon gibt das Land an Fördermitteln. Insgesamt ist Zahn zufrieden mit dem Gesamtprojekt Bahnhof: "Das wird gut."

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