Y-Logo löst Jordansprudel ab - dabei könnte er bald wieder in Betrieb gehen

Bad Oeynhausen. Einst war er berühmt. Der Jordansprudel war bei seiner Erbohrung 1926 die mächtigste Thermalsolequelle der Welt. Bad Oeynhausen war stolz auf ihn und machte die - damals - 50 Meter hohe Fontäne zu ihrem Wahrzeichen. Doch seit anderthalb Jahren bleibt der Jordan in der Erde. Er sprudelt nicht mehr, nicht mal mit dem seit dem Jahr 2000 eingesetzten Werrewasser. Und auch seine Symbolkraft schwindet. So hat die Staatsbad GmbH im August ihr neues Logo vorgestellt. Nicht mehr ein stilisierter Jordan, sondern ein dreifarbiges Ypsilon soll jetzt Bad Oeynhausens Marketing-Botschaft transportieren. Denn der nicht mehr sprudelnde Jordan habe als Wahrzeichen ausgedient, so war im Umfeld der Y-Präsentation zu hören. Dabei könnte der Jordan schon zum nächsten Osterfest wieder in Betrieb gehen - womöglich gar wieder mit richtiger Sole. Das hofft zumindest Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel. "Es ist der Eindruck entstanden: Der Jordansprudel hat ausgedient" Einer, der sich über die nachlassende Symbolkraft des Jordansprudels nicht freuen dürfte, müsste Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) sein. Er hatte vor einem Jahr im Bürgermeister-Wahlkampf gefordert, der Jordansprudel "müsse wieder zu einem echten Wahrzeichen der Stadt" werden. Und das möchte er immer noch, versichert Bökenkröger. "Es ist der Eindruck entstanden: Der Jordansprudel hat ausgedient", räumt der Bürgermeister ein. Nach seiner Sicht aber sei das ein falscher Eindruck. "Einen Zusammenhang mit dem neuen Marketing-Auftritt der Staatsbad GmbH und dem Jordan gibt es eigentlich nicht", sagt er. Bereits sein Vorgänger Achim Wilmsmeier (SPD) habe die Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH, Beate Krämer, 2020 beauftragt, einen Markenprozess für das Staatsbad in Gang zu setzen. Daraus ist das neue Symbol, das dreifarbige Y, erwachsen. "Das fanden auch alle Fraktionen gut", sagt Bökenkröger auch mit Blick auf die zahlreichen kritisch-ironischen Kommentare zum neuen Symbol. Den Wunsch aus der Politik, das Y nun auch zum Symbol der Stadt, nicht nur des Staatsbades zu machen, will Bökenkröger aber nicht erfüllen. "Da stehe ich nicht dahinter", sagt der Bürgermeister. Allerdings sei diese Haltung nicht inhaltlich begründet. "Das neue Symbol kann ich durchaus mittragen", sagt Bökenkröger. Aber das Y auch als neues Symbol der Stadt zu übernehmen, sei zu aufwendig. "Das wäre ein Prozess, der zwei, drei Jahre dauern würde und sehr teuer wäre." Kosten, die er schon mit Blick auf den städtischen Haushalt, der inzwischen zunehmend unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet, vermeiden wolle. Für die Stadt soll es also beim alten Symbol des stilisierten Jordan bleiben, kündigt der Bürgermeister an. "Mich ärgert, dass das so lange dauert" Der auch hofft, dass das schwächelnde Wahrzeichen am Südrand des Kurparks aus seiner Zwangspause befreit wird. Im April 2020 war der Sprudel zuletzt in Betrieb - gespeist mit Werrewasser. Auf diese Pumptechnik wurde der Jordan zur Landesgartenschau 2000 umgestellt. Doch die seit damals als Wasserreservoir genutzten Katakomben sind undicht. Im April vergangenen Jahres war der 60.000 Liter fassende Wasserspeicher innerhalb einer Nacht leer gelaufen. Wo die Undichtigkeiten liegen, ließ sich nicht genau lokalisieren. Der Eigenbetrieb Staatsbad - er ist für Kurpark, Quellen und Gebäude zuständig, die Staatsbad GmbH für Marketing und Veranstaltungen - wurde beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, wie der Jordan wieder sprudeln kann - möglichst auch wieder mit dem Original-Quellwasser. Ein solches Konzept hat der Betriebsleiter des Staatsbades, Dirk Henschel, inzwischen vorgelegt. "Mich ärgert nur, dass das so lange dauert", sagt Bökenkröger. "Das sind Teile, die man nicht einfach aus dem Regal ziehen kann" Wie Henschel erläutert, gibt es Verzögerungen schon in Phase 1 des Sanierungsprojektes. In diesem Schritt soll der Jordan einen neuen Brunnenkopf erhalten. "Den Auftrag dazu habe ich unmittelbar nach dem Beschluss im Betriebsausschuss im Juni erteilt", sagt Henschel. Aber: Die beauftragte Firma Angers habe mitgeteilt, dass die notwendigen Teile für den Brunnenkopf frühestens Ende des Jahres lieferbar seien. "Das sind Teile, die man nicht einfach aus dem Regal ziehen kann. Die werden eigens für uns angefertigt", erläutert Henschel. Und es gebe nur wenige Firmen, die das produzieren können. Henschel geht davon aus, dass der Brunnenkopf unmittelbar nach Anlieferung montiert werden könne. Dann müsse in Phase 2 das alte Wasserreservoir in den Katakomben saniert werden oder ein neuer unterirdischer Vorratsbehälter neben dem Jordan gebaut werden. Die Alternativen mit Kostenschätzung will Henschel dem Betriebsausschuss in der nächsten Sitzung am 2. November vorstellen. Gibt es dann eine Entscheidung, könne das neue Bassin noch im Winter gebaut oder das alte saniert werden. In Phase 3 müssten dann die Düsen auf dem Brunnenkopf montiert werden. Mit einer Umschalttechnik, die sowohl den Betrieb mit Werrewasser als auch mit der Sole aus der Quelle erlaube. Bei optimistischer Betrachtung könne der Jordan dann womöglich um Ostern herum wieder sprudeln, so Henschel. Und das nicht nur symbolisch. Dass der Schwesterbetrieb, die Staatsbad GmbH, den Jordan als Werbesymbol abgelöst hat, will Henschel nicht kommentieren. "Das ist ein Bereich, für den ich nicht zuständig bin", sagt der Betriebsleiter des Staatsbades.

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