Betrüger nutzen Tricks, um Senioren in Angst und Schrecken zu versetzen

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke. Ziel der Täter ist das Ersparte älterer Menschen. Und die Betrugsmaschen der Täter sind vielfältig. Beim sogenannten "Enkeltrick" geben sich die Täter am Telefon als Angehörige aus, die angeblich in einer Notsituation sind und sofort Bargeld brauchen. Und obwohl die Vorgehensweisen der Betrüger bekannt sind, steigen die Fallzahlen. Für Nordrhein-Westfalen verzeichnet die Polizei für das Jahr 2020 einen Anstieg von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein im Kreis Minden-Lübbecke geht der binnen eines Jahres entstandene Schaden in die Hunderttausende. Hinzu kommt der seelische Schmerz, den die Straftaten bei älteren Mitbürgern hinterlassen. Das Erstaunliche: "Die meisten Opfer sagen mir, dass sie wussten, was ein Enkeltrick ist", sagt Kriminalhauptkommissar Oliver Thamm. Der 56-jährige Bad Oeynhausener ist seit September 2020 bei der Kreispolizei für den Bereich Kriminalprävention/Opferschutz zuständig. Und trotz dieses Wissens kamen die Täter zu ihrer Bargeld-Beute - oft im fünfstelligen Bereich. So wie bei einer Frau Anfang 60 aus Bad Oeynhausen. "Die Frau steht mitten im Leben, sie wusste, was ein Enkeltrick ist und ist trotzdem zum Opfer von Betrügern geworden", erzählt Oliver Thamm. 20.000 Euro für die angebliche Kaution Der Anrufer gab sich bei der Frau als Anwalt aus. Ihr Sohn habe im Urlaub in der Türkei einen Unfall verursacht und säße im Gefängnis. Für die Kaution müssten sofort 20.000 Euro in bar bereitgestellt werden. "Der vermeintliche Anwalt hat der Frau sogar ein Aktenzeichen genannt", schildert Thamm Details. Die Frau sollte sich auf keinen Fall an die Polizei oder Vertraute wenden, sonst wäre die ganze Aktion gefährdet und der Sohn käme nicht aus dem Gefängnis frei, behauptete der Anrufer. Damit das Geld schneller in die Türkei transferiert werden könne, habe der falsche Anwalt der Frau sogar einen Boten geschickt mit der Begründung: "Das ist sicherer und geht schneller." "Die Betrüger konfrontieren ihre Opfer mit einer schockierenden Nachricht, versetzen sie damit in Angst und Schrecken", schildert Thamm die Erfahrungen von Opfern. Die Opfer werden unter Druck gesetzt, geraten regelrecht in eine Angstspirale. Die Täter geben den Opfern Anweisungen, was sie den Bankangestellten bei Abheben des geforderten Geldbetrags sagen sollen. Und vor allem drängen sie die älteren Menschen, auf keinen Fall jemand Vertrautes anzurufen. In diesem Angstszenario gelingt es den Tätern sogar zu verhindern, dass die Opfer das Telefongespräch beenden, um den in Not befindlichen Angehörigen einfach zurückzurufen und nachzufragen, ob die Geschichte stimmt. "Die Täter halten ihre Opfer oft stundenlang am Telefon fest und halten den Druck hoch", fügt der Kriminalkommissar hinzu. "Auflagen und die 110 anrufen" Wie können sich ältere Menschen vor diesen Betrugsmaschen schützen? "Auflegen und die 110 wählen, das ist die einzig richtige Vorgehensweise", sagt Thamm. Weil sich Angerufene sofort an die Polizei gewandt haben, konnten etliche solcher Straftaten im Kreis verhindert werden, weiß der Kriminalhauptkommissar. Denn ist der Betrug erst vollzogen, und die Senioren um ihr Geld gebracht, sei eine Aufklärung des Falls kaum mehr möglich. Denn Enkeltrick-Betrüger seien heute keine Einzeltäter, sondern der Organisierten Kriminalität zuzuordnen. Sie arbeiten meist aus Callcentern im Ausland. Senioren gibt die Polizei folgende Tipps:Seien Sie vorsichtig, wenn Sie jemand telefonisch um Geld bittet.Legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald ihr Gesprächspartner, häufig ein angeblicher Enkel, Geld von Ihnen fordert. Vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Rufen Sie ihn zurück. Übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110. Wenden Sie sich auf jeden Fall an die Polizei, wenn Sie Opfer geworden sind und erstatten Sie eine Anzeige. Bei Fragen helfen Ihnen die im Opferschutz besonders geschulten Beamtinnen und Beamte Ihrer örtlichen Polizei gerne. Der Opferschutz- und Seniorenbeauftragte der Kreispolizei Minden-Lübbecke. Oliver Thamm ist zu erreichen unter Tel. (0571) 8866 4705 oder per Mail unter oliver.thamm@polizei.nrw.de.

Meistgelesen