Trinkkur mit Heilwasser - Abtauchen in eine andere Welt

Bad Oeynhausen. Bitter? Salzig? Erdig? Oder sogar metallisch? Silvia Casper nimmt einen großen Schluck. Wartet, bis sich das Aroma entfaltet hat. Setzt dann einen Kennerblick auf. Und sagt: &bdquo;Schmeckt gar nicht so schäbig". Die Touristin aus dem Ruhrgebiet weiß den Wert von Heilwassern zu schätzen und nutzt seit Jahrzehnten jede Gelegenheit zur Trinkkur. Klar, dass sie den Gesundbrunnen in Bad Oeynhausen nicht auslässt. Aber nicht nur bei Touristen und Kurenden ist das Heilwasser aus dem Wittekindbrunnen II beliebt, sondern auch bei Einheimischen. Das wissen auch Beate Krämer, die Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH und Christian Barnbeck, der Mann am Zapfhahn. In der Wandelhalle gibt er täglich zwischen 60 und 80 Gläser aus. Und das nicht nur an experimentierfreudige Trinker, sondern auch an Stammkunden und Kenner. Salzig und mit leichter Aspirinnote Das Geschmackserlebnis eine Mutprobe? &bdquo;Nicht doch", sagt Christian Barnbeck. Und winkt ab, während er das vor Natrium, Kalzium und Chlorid nur so strotzenden Wasser vom Hahn ins Trinkglas sprudeln lässt. &bdquo;Ein wenig salzig. Und mit einem leichten Aspirin-Geschmack", beschreibt er das Aromaerlebnis. Aber: &bdquo;Bekömmlicher als die schwefeldurchsetzten Heilwasser, die man sonst in den Bädern trinkt. Und auch nicht so heiß wie der Brunnen in Karlsbad, wo das gesunde Nass mit einer Temperatur von 62 Grad aus dem Zapfhahn kommt. Da verbrennt man sich ja die Schnute, wenn man es vor dem Trinken nicht abkühlen lässt", zieht der Fachmann einen Vergleich. Und noch etwas gefällt Barnbeck: &bdquo;Zum Glück sind wir hier nicht in Montecatini in der Toskana, wo das Wasser direkt abführend wirkt". Denn einige seine Stammkunden sitzen an diesem Nachmittag auch im improvisierten Konzertsaal auf einem Seitenflügel der Wandelhalle. Und während das Orchester einen flotten Walzer spielt, serviert der Brunnenmann ein frisch gezapftes Glas nach dem anderen im Publikum. &bdquo;Auch im Konzertpublikum habe ich Stammgäste", sagt Christian Barnbeck. Was ihn freut. Denn: &bdquo;In den letzten Jahrzehnten ist das Heilwasser in Deutschland in Vergessenheit geraten, obwohl es durchaus Potenzial hat", weiß der Fachmann. Völlig zu Unrecht. Weil die Bilanz des 1980 erbohrten Wittekindbrunnen II sich durchaus sehen lassen kann: Der Hauptlieferant ist mit 1.156 Milligramm pro Liter das Natriumchlorid. Gefolgt vom Kalzium, das mit einer Konzentration von 440 Milligramm im Liter vorkommt. Außerdem werden 79,9 Milligramm Magnesium, 1.156 Milligrammsulfat und 775 Milligramm Hydrogencarbonat nachgewiesen. Heilwasser steigert die Immunabwehr Belegt ist, dass der verlässlich sprudelnde Wittekindbrunnen bei verschiedenen Beschwerden hilft: Bei Fehlfunktionen der Gallenwege. Bei Störungen der Darmmobilität. Bei Verstopfung. Und bei Kalziummangel. Denn Knochen und Zähne speichern die wertvollen Mineralien. Die Entzündungsneigung sinkt und die Immunabwehr steigt. Außerdem regt das Heilwasser die Galle und Bauchspeicheldrüse an. Und verbessert sogar das Hautbild. Ein echter Jungbrunnen also auch noch. Eigenschaften, die Silvia Casper zu schätzen weiß: &bdquo;Sobald ich eine Trinkkur begonnen habe, verbessert sich meine Darmflora spürbar", versichert die Touristin. Der hochmineralisierte Gesundbrunnen erfreut sich auch bei Einheimischen zunehmender Beliebtheit. &bdquo;Inzwischen kommen neben unseren Stammgästen und den Touristen immer mehr junge Leute aus der Stadt, die ihre Mittagspause für die Trinkkur nutzen", kann Christian Barnbeck beobachten. Dabei, so vermutet der Brunnenmann, geht es den Einheimischen nicht nur um das alternative Heilmittel, dass ihnen hier kostenfrei zur Verfügung steht, sondern auch darum, ihre Mittagspause zu nutzen, um in eine Art Gegenwelt einzutauchen. Das ist gelebte Stadtkultur", fasst er seine Beobachtung zusammen. Und die wird am besten in kleinen Schlucken konsumiert. Fünf bis sechs Minuten sollte man sich Zeit lassen, bis das Wasserglas geleert ist, rät Christian Barnbeck. Und ergänzt: &bdquo;Ganz wichtig: Bleiben Sie in Bewegung, während Sie trinken! Am besten, Sie wandeln mit dem Wasser durch die Kolonaden oder die Parkanlage". Dass die Trinkerei von den beschwingenden Konzerten des Staatsbadorchesters begleitet wird, trifft nach seiner Einschätzung &bdquo;genau die Hintergrundidee alter Zeiten, in denen in alle therapeutischen Maßnahmen auch etwas eingebaut war, was die Seele erfreute". So wie vor 170 Jahren. In den schillernden Hochzeiten der Badekultur. Eine ideale Trinkkur erstreckt sich bei drei bis fünf Gläsern pro Tag über drei Wochen. Geöffnet ist der Soleausschank: Montag, Dienstag, Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13:30 bis 14:15 Uhr und von 15:30 bis 17:00 Uhr.

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