Anlieger sind gegen eine neue Radbrücke über die Werre

Bad Oeynhausen. Zu eng, zu unübersichtlich, zu viel Grün, das weichen muss, nistende Eisvögel und zu oft Hochwasser - so lassen sich die Argumente der Anlieger gegen die geplante neue Radbrücke über die Werre zusammenfassen. 42 Unterschriften hat Marita Roll in den vergangenen Tagen am Prinzenwinkel und der Silcherstraße gesammelt und jüngst im Rathaus abgegeben. Ihre Hoffnung: Dass die im April von der Politik beschlossene Brücke zwischen "In der Ahe" und dem Prinzenwinkel nicht gebaut wird. Der Hintergrund: Ziel der gesamten Planung ist es, eine weitere und sichere Nord-Süd-Route für Radfahrer anzubieten, da die bislang einzige Querung der Werre jenseits des Sielparks nur über die Brücke Eidinghausener Straße möglich sei, so erläutert die Stadt den Plan. Die neue Radroute soll von Norden aus kommend die Flutmulde unmittelbar neben der Werre durchqueren, dann auf dem Deich bis zum Prinzenwinkel verlaufen, mit der neuen Brücke über die Werre bis zur Straße "In der Ahe" und von dort weiter bis zum geplanten Radschnellweg an der Mindener Straße geführt werden. Die Brücke wird eine für Bad Oeynhausen neuartige Konstruktion haben. &bdquo;Fachwerktrogbrücke“ nennen die Brückenbauer diese Bauweise, bei der Stahlträger an den Oberseiten der Brücke die Traglasten aufnehmen. Sie soll 50 Meter lang und drei Meter breit werden und 540.000 Euro kosten. Dazu kommen 210.000 Euro für den Ausbau des Radweges. Das Land hat signalisiert, das Projekt mit 90 Prozent Fördermitteln zu bedenken. Erreichen möchte die Stadt auch, dass Schüler, die zum Schulzentrum Süd pendeln, dort entlangfahren. Die Pläne stoßen aber nicht nur bei den Anliegern auf Kritik, sondern sind auch in einigen Fraktionen umstritten. Nur vier Meter Straßenbreite Unweit der 180-Grad-Kurve, die die Silcherstraße mit dem Prinzenwinkel verbindet, soll die neue Radbrücke einmünden. Eine Kurve, die so schon sehr unübersichtlich ist. Nur vier Meter stehen derzeit dem Begegnungsverkehr zur Verfügung. "Wenn dann auch noch ein Radstreifen hinzukommt, wird es noch enger und unübersichtlicher", erklärt Marita Roll. Zumal gar nicht genug Platz vorhanden sei. "Die ganze Baumreihe müsste gefällt werden", mutmaßt sie. Nur so könnte Sicherheit für die Radler geschaffen werden. Auch sind die beiden schmalen Straßen reine Anliegerstraßen und aufgrund der Enge größtenteils mit Autos zugeparkt. "Hier leben viele Kinder, viele Senioren mit Rollator - das wird gefährlich", winkt sie ab. Von dem Verbindungsstück der beiden Straßen aus führt der Radweg vorbei am Zugang zum Spielplatz und dann über den Werredeich zur Mulde. "Auf dem Deich ist bisher nur ein Trampelpfad, teilweise extrem zugewuchert", so Marita Roll. Buschwerk, in dem laut der Anwohner viele Vögel und Wildtiere, wie Rehe, leben. "Der Eisvogel soll dort auch nisten", weiß die Bad Oeynhausenerin. Auch die Abfahrt in die Mulde habe es in sich: Steil und derzeit schon für Fußgänger schwierig zu meistern. In der Mulde selbst soll der Radler im vorderen Stück zur Werre hindurch fahren. Dort, wo zuallererst das Wasser steht. "Dafür brauchen wir nicht mal ein Jahrhunderthochwasser", sagt Marita Roll. Schon bei Regenwetter sei der gesamte Bereich schlammig aufgeweicht - viele Wochen im Jahr. Wie solle außerdem bei einem Eingriff in die Böschung die Deichsicherheit garantiert werden?, fragt Roll. "Das gesamte Gebiet ist zudem Hochwasserschutzgebiet." Eine Brücke bringt Unruhe mit sich Und noch etwas kommt für die Anwohner hinzu: Lärm. "Eine solche Brücke wird doch nicht nur von Radfahrern genutzt - da knattern dann auch Mopeds hier durch." Zumal die andere Seite der Werre eine Art Angstraum sei: "Da sind schon viele überfallen oder belästigt worden", weiß Roll. Deshalb befürchten die Anwohner nach dem Brückenbau eine gewisse Unruhe in ihren Straßen: "Wir möchten die Werre als natürliche Barriere behalten", betont sie. "Ein Radweg ist doch in der Nähe da - und der kann auch bei Hochwasser befahren werden." Von den Jugendlichen würde, so prophezeit Marita Roll, würde eh niemand die neue Radwegführung nutzen. "Das ist doch völlig aus der Richtung. Zumal die meisten aus Werste und Eidinghausen oder aus Dehme doch mit Bus oder mit Mama zur Schule fahren." Auch eine Verbindung zum Werre-Park sei bereits da. Das deckt sich mit Stellungnahmen der Politiker in der Ausschusssitzung vom April. BBO, CDU und Grüne zeigten sich mit dem Standort ebenfalls nicht einverstanden. Aus den genannten Gründen. Trotzdem stimmte die Mehrheit für den Bau. Mit einem Kompromiss: Die Stadt soll zudem den Bau einer weiteren Brücke weiter gen Osten prüfen. Die Unterzeichner des Widerspruches hoffen nun, dass die Stadt die Brückenpläne zurücknimmt. Man sei nicht bereit, Beeinträchtigungen durch den neuen Radverkehr hinzunehmen, schreiben sie. "Wir werden das Gespräch suchen", verspricht Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich gegenüber der NW. Der Brief mit den Unterschriften sei direkt ins Rathaus 2 gegangen - dort, wo auch geplant werde. "Wir wollen eine für alle vertretbare Haltung ausloten", betont Müller-Ulrich.

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