Grundschüler schicken Corona-Botschaft auf Zeitreise

Bad Oeynhausen. Die etwa 300 Schüler der Grundschule Eidinghausen sind nur aus der Ferne zu hören. Wegen der Coronakrise findet die Grundsteinlegung fürs neue Schulgebäude ohne Kinder, aber in einem künftigen Klassenzimmer in luftiger Höhe im ersten Obergeschoss statt. Bürgermeister Lars Bökenkröger und Schulleiterin Anke Lehmann verstauen in einer Zeitkapsel vor kleiner Runde aus geladenen Gästen ein Foto der Grundschüler, eine Wünsche-Sammlung für die Zukunft sowie zwei Tageszeitungen. Es dauert noch eine ganze Weile, bis die Kupferröhre auf Zeitreise gehen kann. Der Rohbau der neuen Grundschule ist schon zur Hälfte fertig, die Grundmauern und Fundamente sind lange gesetzt. Der Grundstein mit der Jahreszahl 2021 wird aber erst in einigen Wochen am zentralen Treppenhaus im Eingangsbereich verbaut. Das Warten ist auch eine Vorsichtsmaßnahme, erläutert Dirk Lorenz vom Architekturbüro Schlattmeier. Es sei schon vorgekommen, dass Unbekannte auf die Baustelle eindringen und die Zeitkapsel zerstören. Das wolle man vermeiden. Außerdem muss die Zeitkapsel noch zugelötet werden. Die Grundsteinlegung im luftigen Klassenzimmer ist also ein symbolischer Akt. 22 Millionen Euro investiert die Stadt Bad Oeynhausen in die Grundschule Eidinghausen. Bürgermeister Lars Bökenkröger hofft, dass "viele Generationen von Schülern von dem Neubau profitieren". Der Bau sei nach neuesten Standards und für neueste Lehrmethoden errichtet worden. Architekt und Baufirmen seien voll im Zeitplan und Kostenrahmen. Bökenkröger: "Und das ist schwierig, weil die Rohstoffpreise derzeit explodieren." Corona-Masken und ein Regenbogen Schulleiterin Anke Lehmann berichtete von den Überlegungen der Lehrkräfte und der Schüler, was man denn eigentlich in der Kapsel auf Zeitreise schicken wolle. Wer auch immer die Kufperröhre öffnet, solle sehen, "unter welchen Bedingungen Schule stattgefunden hat", so Lehmann. Das ist der Grund, warum die etwa 300 Schülern, Lehr- und Ganztagskräfte Atemschutzmasken auf dem Gruppenfoto tragen. Die Grundschüler haben jahrgangsweise ihre Wünsche für die Zukunft aufgeschrieben. Das ist mitunter sehr konkret, wie Lehmann berichtet: Die zweiten Klassen zum Beispiel wünschen, dass in der Zukunft unter anderem auch ein Fußballplatz, eine Seilbahn und genügend Platz zum Ausruhen, Lernen und Musizieren auf dem Schulgelände vorhanden ist. Zwei symbolische Beigaben sollen den Menschen der Zukunft außerdem die guten Wünsche übermitteln: ein Glas mit Löwenzahn-Samen und ein in den Farben des Regenbogens angemalter Stein. Die Grundschule des Bürgermeisters Außerdem verstaut Anke Lehmann ein Foto von der alten Grundschule, der "weißen Schule", in der Zeitkapsel. Noch steht das alte Gebäude und Lars Bökenkröger kann sich ganz gut daran erinnern, wie er selbst dort ein- und ausging. Der Bürgermeister hat in diesem Gebäude seine Schullaufbahn begonnen. "Ich bin meistens mit dem Fahrrad zur Schule gekommen", sagt Bökenkröger. Die alte Schule wird in den nächsten Wochen abgerissen. Dann ziehen die ersten Schulklassen um. Auf dem Schulgelände bleibt kein Stein auf dem anderen. Der Entwurf von Architekt Karsten Schlattmeier aus Herford hat 2018 hat Klassenzimmer und Nebenräume zu Clustern zusammengefasst und um ein Zentrum herum angeordnet. Einige Gebäudeteile haben mehrere Geschosse, einige nur eins, doch alle sind barrierefrei zu erreichen. Schlattmeiers Entwurf hat überzeugt. Eine Schule zu entwerfen, sagt Schlattmeier bei der symbolischen Grundsteinlegung, "sei mit das Schönste". 5.000 Quadratmeter Geschossfläche werden nach Angaben des Architekten der neuen Schule zur Verfügung stehen. Das Gebäude bekommt 170 Balkone, die bei Feueralarm als Fluchtwege, aber auch an besonders sonnigen Tagen wie diesem als Sonnenschutz dienen. 3.500 Kubikmeter Beton und 1,37 Tonnen Stahl werden verbaut, zählt der Architekt auf. 11.000 Kubikmeter Boden wurden bewegt, um das Gelände dem Bau anzupassen. Schlattmeier: "Und darunter ist Wasser, das auch noch zu bändigen ist." Schulleiterin und Bürgermeister versenken die Zeitkapsel dann unter den Augen des Architekten in einem Betonklotz, der extra fürs Foto ins Klassenzimmer geschafft worden ist. Nach einer halben Stunde ist der Symbolik aber genüge getan. Die Schule gibt noch eine Kiste kühles Sprudelwasser aus. Und die Bauarbeiter werfen wieder ihren Baumaschinen an.

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