61-Jähriger wegen Missbrauchs an 12-Jähriger verurteilt

Bad Oeynhausen. Die Mutter musste arbeiten und Geld verdienen. Sie war froh, dass ihr Lebensgefährte auf die Kinder aufpasste. Doch der hatte offenbar ganz anderes im Sinn. In der Küche seiner Lebensgefährtin schaute er zu, wie die Tochter den Abwasch erledigte und griff der damals Zwölfjährigen dann überraschend unters T-Shirt und in die Hose. Acht Jahre später hat das Mädchen den Mut, darüber zu sprechen. Die Staatsanwaltschaft hat den Babysitter wegen sexuellem Missbrauch angeklagt. Der heute 61-jährige Mann bestreitet die Vorwürfe und bleibt auch bei der Fortsetzung des Strafprozesses dabei. Der Baggerfahrer, der in Kasachstan geboren wurde und im Afghanistankrieg als Soldat der Sowjetunion nach eigener Darstellung zum Alkoholiker wurde, beteuert seine Unschuld. Die Tochter seiner Lebensgefährtin sei für ihn wie eine Enkeltochter gewesen, erklärt der Angeklagte. Allerdings sei sie &bdquo;ein fantasievolles Mädchen“, sagt der ehemalige Babysitter auf Nachfragen des Gerichts. Warum die junge Frau acht Jahre später Missbrauchsvorwürfe erhebt, kann er sich nicht erklären. Das zwölfjährige Mädchen wartete allerdings nicht acht Jahre mit diesen Vorwürfen, sondern offenbarte sich zuerst ihrer Mutter. Allerdings wohl zunächst nur teilweise. Die Mutter erklärte dem Gericht, dass ihre Tochter sich damals auffällig verhielt und in ihrem Bett verkrochen habe. Die Alleinerziehende trennte sich wenig später von ihrem Lebensgefährten. Der Grund dafür soll allerdings sein heimlicher Alkoholkonsum gewesen sein. Schwester offenbart sich Bruder So schildert es auch der ältere Bruder des Missbrauchsopfers. Der Babysitter fuhr angeblich betrunken mit dem Auto, die zwei Kinder auf dem Rücksitz. Zu diesem Zeitpunkt war der Bruder bei seiner Mutter bereits ausgezogen und führte ein eigenes Leben. Von den Missbrauchsvorwürfen erfuhr er im Sommer 2019, als seine Schwester nach einem Zusammenbruch in Therapie kam. Als der Bruder sie an einem Sonntagnachmittag auf dem Klinikgelände besuchte, erzählte die junge Frau, dass sie zwischen 2011 und 2013 zweimal von dem Lebensgefährten der Mutter missbraucht worden sei. &bdquo;Das war ein harter Schlag“, sagt der Bruder. Er ermunterte seine Schwester, den Täter anzuzeigen. &bdquo;Die Gefahr ist groß, dass noch jemand betroffen ist.“ Noch am gleichen Tag fuhren die beiden zur Polizei und erstatteten Anzeige. Vor Gericht schilderte die junge Frau den Missbrauch auf Antrag ihrer Rechtsanwältin unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch die Schlussvorträge werden deshalb ohne Publikum gehalten. Der Staatsanwalt fordert eine Haftstrafe, der Verteidiger dagegen Freispruch. &bdquo;Keine Zweifel“ Das Gericht verurteilt den 61-jährigen Mann aus Bad Oeynhausen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten Haft. Der Richter hat &bdquo;keine Zweifel“ an den Schilderungen der jungen Frau. Auch wenn die Taten lange zurückliegen, seien sie &bdquo;konkret genug wiedergegeben“. Die Frau habe den Missbrauch mehrfach übereinstimmend geschildert: gegenüber der Mutter, dem Bruder, der Polizei und vor Gericht. Es habe keine Abweichungen, keine Übertreibungen und keine Verunglimpfungen des Angeklagten gegeben. Die Haftstrafe sei für diese schweren Übergriffe angemessen, erläutert der Richter, auch wenn der 61-Jährige keine Vorstrafen habe. Die Zwölfjährige sei dem Angeklagte damals schutzlos ausgeliefert gewesen. Für eine Alkoholisierung des Angeklagten, die strafmildernd hätte berücksichtigt werden könne, habe das Gericht dagegen &bdquo;keine Anhaltspunkte“. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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