Werbung in Corona-Zeiten

Bad Oeynhausen. Es hätte ein super Jahr werden können. Hätte. Wenn nicht Corona gekommen wäre. "Durch die Pandemie sind 50 Prozent der Stammaufträge weggebrochen", sagt Wolfgang Böttger rückblickend. So mussten für das Familienunternehmen in Dehme neue Aufträge her. "Wir sind aktiv geworden, das Loch zu füllen." Mit Erfolg. Alle fünf Angestellten konnten bleiben. "Das war immer unser erstes Ziel - dass niemand aus dem Team gehen muss", betont der Chef der Werbeagentur Böttger. Heute vor 40 Jahren hat er sein Unternehmen am Alten Postweg gegründet, als Einmann-Betrieb. Es war der 7. April 1981, als Wolfgang Böttger im Elternhaus als Zulieferer für die Druckvorstufe der Druckereien begann. Noch heute stammen einige Mitarbeiter der Agentur aus dem Druckhandwerk. Inzwischen ist die Druckvorstufe längst verschwunden: "Wir mussten uns in all den Jahren durch die technischen Veränderungen immer wieder neu erfinden - bin hin zum kompletten digitalen Arbeiten", erklärt Wolfgang Böttger. Dadurch ist sein Unternehmen eine "komplette Werbeagentur, die alle Bereiche abdeckt" geworden. Selbst der klassische Printbereich existiere noch: "Der stirbt nicht aus. Er hat immer noch eine sehr hohe Wertigkeit", ist der 64-Jährige überzeugt. Kataloge, Firmenzeitungen oder das Rolls Royce Clubmagazin zählen dazu. Aber auch Werbetechnik wie Fahrzeugbeschriftungen, Branding und Außenwerbung, Fotografie und Bildbearbeitung sowie Webdesign gehören inzwischen zum Portfolio der Agentur. Vor allem letzteres ist derzeit gefragt wie nie. "Durch Corona haben viele Firmen gemerkt, dass sie andere Kanäle bedienen müssen", erklärt Mitarbeiter Jan Schmale. Homepage, Online-Shop oder die sozialen Medien sind nur einige Beispiele, bei denen Böttgers Mitarbeiter unter die Arme greifen. "Wir haben Werbung für uns selbst gemacht" Neue Geschäftsfelder in einem Jahr, das dem Unternehmen den bisher größten Umsatzverlust bescherte: Vor allem die Reisebranche und die wegfallenden Messen sorgten für Defizite. Aber auch fehlende Veranstaltungen wie die Innenstadtfete oder Konzerte im Jazzclub - für beide entstehen in Böttgers Agentur die Programme - trugen ihren Teil dazu bei. "Auch unsere eigene Messe rund ums Haus war betroffen", sagt Schmale. Sie musste 2020 und 2021 ausfallen. Die plötzliche freie Zeit nutzte das Team für Akquise. "Wir haben Werbung für uns selbst gemacht", nennt das Wolfgang Böttger. Die eigene Homepage wurde überarbeitet, die sozialen Netzwerke bespielt, im ersten Lockdown Alltagsmasken mit Kundenlogo entworfen. Während auf der einen Seite Aufträge wegbrachen, ergaben sich durch Corona auch neue Bereiche: "Abtrennungen oder Beklebungen waren plötzlich überall notwendig", weiß Schmale. Weil damit das Loch aber nicht komplett zu stopfen war, hat Wolfgang Böttger für seine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet: "30 Prozent. Das war sehr hilfreich. Sonst hätten wir dieses Jahr nicht überstanden." Es sei überhaupt ein Wunder, mit 50 Prozent Einbußen, überlebt zu haben. "Da greift unser Slogan", ist Jan Schmale überzeugt. "Keine Probleme, nur Lösungen" steht auf dem großen Schild vor dem Haus. "Das haben wir selbst beherzigt", sagt Wolfgang Böttger. Er hofft, dass seine rund 200 Kunden - die wenigsten davon aus Bad Oeynhausen - ihm treu bleiben. "Und dass wir vielleicht direkt vor der Haustür noch einige dazu gewinnen." Denn pünktlich zum runden Geburtstag gibt es für Böttger ein neues Ziel: "Ich hoffe, dass 2022 alles wieder normal rollt - dann kann es für uns super werden. Und dann schaffen wir auch den 50. Geburtstag."

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